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Auf Umwegen ins Herz

Auf Umwegen ins Herz

Titel: Auf Umwegen ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Saxx
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bisschen wandern, die Natur genießen. Ich melde mich, wenn wir wieder daheim sind, und erzähle dir alles.“
    „Ich freu mich drauf.“ Mit einem Kuss verabschiedete ich mich und eilte zum Auto.

    Mit der Schachtel vor mir auf dem kleinen Tisch machte ich es mir an meinem Esstisch bequem. Um nicht wieder mit den Gedanken in meine Vergangenheit abzudriften, blätterte ich sämtliche Tagebücher wie ein Daumenkino im Schnelldurchlauf durch. Auch wenn ich jetzt wieder ein Bild von ihm vor Augen hatte, so wollte ich trotzdem unbedingt ein Foto von ihm finden. Irgendwo musste doch eins von Julian sein. Ich dachte schon, ich hätte Pech und keins von ihm aufbewahrt, da wurde ich doch fündig.
    Ich hielt einen Schnappschuss von meiner Abschieds-Geburtstagsfeier im „Boot“ in der Hand. Ich stand in der Mitte, links und rechts meine Freundinnen. Zwischen Carola und Doris blickte Julian hindurch. Ob er sich absichtlich dazu gestellt hatte oder einfach nur im Moment der Aufnahme hinter uns stand, weiß ich nicht mehr.
    Ich hob das Foto bis knapp an meine Nase und sah es mir noch einmal genau an. Jetzt erinnerte ich mich wieder: Seine blauen Augen stachen hervor, und er grinste spitzbübisch, was mir als Teenager die Knie weich werden ließ und mein Herz zum Flattern brachte.

    Wie gut, dass ich mir mein Styling schon überlegt hatte. Da meine Gedanken rasten, wäre ich heute nicht imstande gewesen, dazu eine vernünftige Entscheidung zu treffen.
    Ich stellte mich unter die Dusche und versuchte abzuschalten. Diese kurze Entspannungspause hatte ich dringend nötig, denn das unerwartete Gefühlschaos zerrte an meinen Nerven. Die lagen ja sowieso schon total blank, nicht zuletzt wegen Georgs mieser Nummer, die mir seit Julians erster Nachricht wieder im Kopf herumgeisterte, obwohl ich geglaubt hatte, den zweitschlimmsten Moment in meinem Leben überwunden zu haben.

    Ich würde wohl bis an mein Lebensende nicht vergessen, was ich damals zu sehen bekam, als ich Sabine Lautners Link anklickte und so die Wahrheit über Georg erfahren durfte … oder musste. Diese mir unbekannte Frau zeigte mir ein Foto, auf dem sie vom glücklich lächelnden Georg – meinem damaligen Freund! – im Arm gehalten wurde. Hinter ihnen ein trautes Einfamilienhaus. Vor ihnen zwei Teenager und ein Hund – ihr gemeinsames Haus, ihre gemeinsamen Kinder.
    Natürlich wollte ich ihr nicht sofort glauben, immerhin hätte sie eine Verrückte sein können, die es auf „meinen“ Georg abgesehen hatte und auf diese Art und Weise einen Keil zwischen uns treiben wollte. Doch, als ich ihre Freundschaftsanfrage auf Facebook bestätigte und mich durch ihre privaten Fotoalben klickte, wurde mir klar, dass es keine retuschierten Fotos waren und ich die Idiotin, die einem Lügner auf den Leim gegangen war. Zu meinem Glück hatte ich damals nach einem kurzen Hilfeanruf Isa an meiner Seite, denn ich hätte nicht gewusst, wie ich diesen Moment alleine durchstehen hätte können.
    Georg hatte es doch tatsächlich geschafft, mich ein ganzes Jahr erfolgreich anzulügen, mir weiszumachen, er wäre Pilot und hätte deshalb immer nur wenige Tage Zeit für mich. Dass er ein Doppelleben führte, während seine Familie im knapp zweihundert Kilometer entfernten Wien auf ihn wartete – auf die Idee wäre ich nie gekommen. Im Gegenteil, ich war verliebt, der Sex war heiß, und ich Dummkopf hoffte zum Jahrestag an Silvester auf eine Verlobung.
    Ein kleiner Trost für mich war die Tatsache, dass Georg nicht nur mich, sondern auch seine Familie erfolgreich hinters Licht geführt hatte. Seine Frau hatte wohl lange Zeit nur vermuten können, dass eine andere im Spiel war. Und dann half ihr der Zufall. Nur durch das Foto, das von Georg und mir an dem Abend auf dem Ball gemacht worden war, und der Möglichkeiten von Facebook wurde ihre Befürchtung bestätigt. Heute war ich ihr dankbar dafür, denn wer weiß, wohin mich Georgs Lügengeschichten noch gebracht hätten. Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende, wie es so schön heißt.

    Ich föhnte meine Haare, und, während das Glätteisen aufheizte, suchte ich Musik, die mir helfen würde, meine Stimmung zu verbessern. Das Handtuch um den Körper gewickelt, flitzte ich schnell ins Wohnzimmer, schaltete meine Anlage ein und tanzte laut singend wieder ins Bad zurück. Meine Laune besserte sich schlagartig und ich sah dem Treffen wieder optimistischer entgegen.
    Was ich im Spiegel sah, gefiel mir: Schnittlauchlocken, wie

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