Auf Umwegen zum Glück (German Edition)
Wirbelsäule hinunter. Pure Erregung zog in Wellen durch sie hindurch. Ihr Edmundo, wie sie ihn bereits nannte, war ins Zimmer gekommen. Eng hatte er sich an sie geschmiegt, seinen Mund auf den ihren gepresst. Heiß hatte sein Atem ihren Nacken gestreift. Seine Hände waren über ihren Körper gewandert, er hatte ihre Brüste geküsst. Sie hatte seine Erektion gespürt und war ihm freudig entgegen gekommen. „Ich will Dich“, hatte er in der Hitze der Nacht geflüstert. Als seine Hände langsam nach unten wanderten und er ihre feuchte Hitze fand, war sie vor Lust fast zerborsten. Ihr Körper war erzittert. Das Verlangen war durch sie hindurch gerast wie ein Blitz, sie keuchte auf - und dann war ihr Traum gerissen. Langsam lichtete sich der Nebel in ihrem Kopf. Sie fand sich allein in ihrem Bett wieder. „Das wird sich ändern“, schwor sie. Sie wollte ihn. Morgen, ja Morgen würde sie ihn wiedersehen und alles Andere würde sich finden - und wenn nicht, dann würde sie nachhelfen. Mit dem Gedanken an Edmundo schlief sie ein, wachte am nächsten Morgen früh auf und fühlte sich frisch und unternehmungslustig.
„Livi, wach auf, es ist ein wunderschöner Morgen“, rief Tessa, als ich noch verschlafen über den Rand meiner Decke blinzelte. Jeden Moment erscheinen unsere beiden Herren. Das war für mich Grund genug, hurtig aufzustehen und ins Bad zu flitzen. Als ich zurückkam, hatte Tessa bereits das Frühstück gerichtet und frischen Kaffee aufgebrüht, natürlich Espresso. Wir saßen noch gemütlich beisammen, als pünktlich zum verabredeten Termin Edmundo eintraf, um uns zu einer Mallorca-Rundfahrt abzuholen. „Wo ist Ihr Freund“, fragte Tessa? „Leider“, berichtete er, „ist di Romero verhindert, geschäftliche Termine, er wird sich aber den Abend freihalten, um sich uns anzuschließen.“
Tessa signalisierte mir, dass sie lieber allein mit Edmundo wäre. Ich verstand den Wink und schützte Unwohlsein vor. „Viel Vergnügen!“, rief ich hinter ihnen her, blieb noch einen Moment stehen und schaute ihnen nach, als sie die Wohnung verließen. Anschließend begab ich mich kopfschüttelnd auf die Terrasse, und ließ mir die Morgensonne ins Gesicht scheinen. „Hoffentlich geht das gut!“
Ich holte mein Notebook vom Schreibtisch, klappte es auf und rief mit dem Mousepad die Seite mit den Notizen hervor. Hier und da korrigierte ich noch ein paar Bemerkungen, tippte ein paar weitere Punkte ein, bis ich sicher war, nichts vergessen zu haben. Es war eine ansehnliche Liste über das, was wir in Deutschland noch alles zu erledigen hatten. In zwei Tagen mussten wir zurück. Hausstand auflösen, Gerümpel ausmisten, Spediteur bestellen, persönliche Dinge, die ich mitnehmen wollte, einpacken, sich Ab- und Ummelden und, was das Schlimmste sein würde, sich von lieben und guten Freunden verabschieden. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass Mallorca nur zwei Flugstunden von Deutschland entfernt liegt und unsere Freunde jederzeit für einen kurzen Trip rüber springen könnten. Platz hätten wir genug in unserem neuen Heim.
Blitzartig überfielen mich Gedanken an Flavio di Romero. Mir war aufgefallen, dass er mich beobachtete. Immer, wenn ich hochschaute, blickte er verlegen in eine andere Richtung. Ich spürte, dass ihn irgendetwas bedrückte, und nahm mir vor, seinen Freund bei einer günstigen Gelegenheit danach zu fragen. „Nicht nur Du hast Probleme“, dachte ich und grinste unwillkürlich. „Wenn Du wüsstest!“ Ich schalt mich töricht - es würden Jahre vergehen, bis ich mich wieder verlieben konnte, oder? Vielleicht gab es ja doch noch eine Chance?
Dann wandte ich mich dem nächsten Problem zu. Mein Arzt in Deutschland hatte mir einen guten Freund auf Mallorca empfohlen, bei dem ich in den besten Händen wäre. Ich beschloss, ihn noch vor unserer Rückreise zu konsultieren und den ungefähren Geburtstermin errechnen zu lassen. Ich griff zum Telefon, wählte die Nummer und sagte der Arzthelferin mein Begehren. Innerhalb weniger Minuten rief sie zurück und gab mir einen Termin am Nachmittag. In der Praxis schaute ich mich ein wenig um. Sie schien gut zu gehen. Parkettboden, gemütliche Sessel, in denen man versank, frische Blumen auf der Fensterbank, Gemälde von bedeutenden Künstlern an den Wänden, Originale, wie es schien, und alles picobello sauber. Während ich darauf wartete, ins Besprechungszimmer gerufen zu werden, schweiften meine Gedanken ab. Was mochten wohl Tessa und Edmundo so
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