Auf Umwegen zum Glück (German Edition)
doch kein Grund zu verzweifeln. Ich finde das Klasse. Eins für Dich und eins für mich. Hauptsache sie sind gesund!“ Ich zweifelte an ihrem Verstand. „Hast Du eigentlich gehört, was ich gesagt habe? Ich bekomme Zwillinge! Wie sollen wir das bewerkstelligen?“ „Jetzt hör’ mal gut zu. Wo das Eine groß wird, läuft das Zweite nebenher. Also hör sofort mit dem Heulen auf, das schadet den Babys, und ich kann Heulsusen nicht ausstehen. Glaub mir, es wird alles gut!“ Trotz allen Elends lachte ich über Tessas Zuversicht. Sie war unverwüstlich. Wir saßen noch lange beisammen und überlegten, was wir als Nächstes in Angriff nehmen mussten, um bei der Niederkunft auf alles vorbereitet zu sein. Der Geburtstermin sollte in den letzten Maitagen des nächsten Jahres liegen.
Anderntags, kurz vor Mittag, erschienen Edmundo Garcia und Flavio di Romero, um den Kaufvertrag gegenseitig zu unterzeichnen. „Es war so weit!“ Schwungvoll setzten wir beide unsere Namen unter das Dokument. Um den Notartermin wollte sich Flavio kümmern, wenn wir beide wieder aus Deutschland zurück wären. „Deutschland! Ich hab’s!“, schrie Edmundo und strahlte übers ganze Gesicht. „Jetzt weiß ich, woher ich Sie kenne. Ich habe noch nie ein Gesicht vergessen.“ Verblüfft schaute ich ihn an. „Sie kennen mich, woher?“ „Düsseldorf. Ihnen ging es nicht gut, und ich habe ein Taxi für Sie gerufen! Erinnern Sie sich?“ Ich wechselte die Farbe und erstarrte. Die Uhr auf dem Kamin tickte unnatürlich laut. Tick, tack, tick, tack. In Sekundenschnelle spulten die Bilder vor meinen Augen ab. Ich sah den freundlichen Herrn vor mir, der mir einen Stuhl an seinem Tisch anbot und ein Taxi rief. Es war tatsächlich Edmundo. Tessa entging nicht, wie verwirrt ich war, wechselte flugs das Thema und fragte: „Wie wollen wir den Nachmittag verbringen? Dann klärt Ihr beide uns auf, woher Eure Bekanntschaft rührt. Wie wär’s mit einem tollen Mittagessen am Strand und zum Abend einem Stadtbummel durch Palma?“
Ich bemerkte, dass Flavio einen Augenblick zögerte, sich dann aber entschloss, dem Plan zuzustimmen. Schnell zogen wir uns um. Tessa steckte in einer Röhrenjeans, die ihre langen Beine toll zur Geltung brachte, während ich ein leichtes, gelbes Baumwollkleid vorzog. Edmundo konnte ein „Wow!“ nicht unterdrücken, selbst Flavio verteilte Komplimente. Tessa genoss sichtlich die Bewunderung der Herren. Dagegen erschien auf meinem Gesicht ein schüchternes Lächeln, und zarte Röte überzog meine Wangen. Ich hatte bewusst ein weites Kleid gewählt, weil ich befürchtete, dass man sonst meinen Zustand erkennen würde. Mit dem Lift fuhren wir nach unten. Ein freundlich grinsender Portier riss die Eingangstür auf und wünschte uns einen schönen Tag. Wir überquerten die Straße, schlenderten barfuß am Strand entlang und genossen die letzten Strahlen der Nachmittagssonne, die sich langsam verabschiedete. Eine leichte Brise zog vom Meer herüber und brachte etwas Abkühlung. Ich hatte einen Schal dabei, den mir Flavio fürsorglich um die Schultern legte. Großzügig entledigte sich Edmundo seines Jacketts und bot es Tessa zum Überziehen an. Nach einem kurzen Weg durch die alten Gassen führte Flavio uns in eine alte mallorquinische Traditionsbar inmitten eines subtropischen Gartens, die meistens nur von Einheimischen besucht wurde. Das Restaurant sah behaglich und einladend aus. Kein Wunder, dass man dort selten einen Platz fand. Am Begehrtesten waren die Sitzplätze um drei riesige Weinfässer herum. Dunkle, von Rauch geschwärzte Balken zierten die Decke. Ganze Knoblauch- und Zwiebelstränge baumelten an ihnen herunter, vermischt mit Weihrauchzweigen und Oleanderblüten. Der Koch, er hatte schwer mit seinem Gewicht zu kämpfen, kam an unseren Tisch gerollt und begrüßte Flavio wie einen alten Freund. „Endlich sind Sie mal wieder mein Gast, es ist lange her, viel zu lange!“ Ein spanisches Palaver setzte ein, wovon wir nichts verstanden. Mit vielen Gesten und Schmatzgeräuschen watschelte der Koch zurück in die Küche. Fragend schauten wir Edmundo an. „Lasst Euch überraschen“, erklärte er, „der Koch ist einer der Besten, Ihr werdet begeistert sein!“ Kurz darauf wurden üppig beladene Platten mit spanischen Häppchen aufgetischt. Eine noch köstlicher als die andere. Der Tisch war fast zu klein, um alles aufzunehmen.
Wir waren die letzten Gäste, die das Lokal verließen. Der Duft von Pinienbäumen strömte durch
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