Auf Umwegen zum Glück (German Edition)
verfallen und die Flucht zu ergreifen. Dazu war es allerdings zu spät. „Dann mal los!“, brummte Flavio, legte seine Hand besitzergreifend auf meinen Rücken und schob mich in Richtung Park. Wie auf Kommando drehten sich alle Anwesenden um und schauten zu uns herüber. Ich hatte den Eindruck, dass hier nur die Crème de la Crème versammelt war. Wohin man auch blickte, funkelnde Diademe, Colliers aus Perlen und Brillanten, Garderobe von den gerade angesagtesten Designern dieser Saison, einfach überwältigend. „Da seid Ihr ja endlich!“ „Papa, hi Olivia!“, riefen die Kinder. „Das wird unsere neue Mama!“, verkündeten sie stolz. Aus der Gästeschar lösten sich zwei Personen und kamen mit weit ausgebreiteten Armen auf uns zu. „Mein lieber Junge“, nuschelte seine Mama, während sie ihn umarmte und mit ihren Tränen sein Hemd benetzte. Sein Vater klopfte im jovial auf den Rücken, wobei er mich neugierig betrachtete. „Hinreißend!“, war sein Kommentar. „Du alter Charmeur!“, grinste Flavios Mutter, „kümmern Sie sich nicht um ihn, das sagt er zu allen gut aussehenden Damen!“ Ich gestattete mir ein leichtes Lächeln, wusste ich doch, dass das alles nur Spaß war, um die erste Verlegenheit zu überbrücken.
„Mama, Papa, können wir Euch ein paar Minuten allein sprechen?“ „Sicher, mein Junge, kommt mit!“ An die Gäste gewendet rief er: „Amüsiert Euch! Wir kommen gleich wieder. Dringende Familienangelegenheit!“
„Setzt Euch, nehmt Platz!“, dröhnte Flavios Vater, nachdem wir in der Bibliothek angekommen waren. „ Cognac?“ fragte sein Vater. „Wie bitte? Nein, nein“ brachte Flavio hervor. „Ich möchte Euch meine zukünftige Frau vorstellen. Papa, Mama - das ist sie. Nach der Zeit der Trauer habe ich nochmals die Liebe meines Lebens gefunden.“ „Also doch einen Cognac!“, brummelte sein Vater. Er holte drei Cognacschwenker, goss sie zweifingerbreit voll, reichte mir ein Glas Orangensaft, wobei er herzlich grinste, und meinte „Prost“ allerseits. Glückstrahlend eilte er zu seiner Frau und schrie begeistert: „Mama, wir werden wieder Großeltern. Das ist das schönste Geburtstagsgeschenk, das Ihr mir machen konntet. Endlich werden wir wieder Opa und Oma. Kommt Kinder, wir gehen jetzt hinaus und verkünden Eure Verlobung.“ „Halt“ mischte sich seine Mutter ein. „Habt Ihr schon einen Termin für Eure Hochzeit? Lange dürftet Ihr damit ja nicht mehr warten.“ Ich lief an wie ein Feuermelder und verspürte den Drang, zu verschwinden. „Darüber haben wir noch gar nicht nachgedacht“ murmelte Flavio. „Typisch Mann“ grummelte seine Mutter. „Ihr heiratet sobald als möglich. Es müssen ja nicht alle wissen, dass ihr bereits die Hochzeitsnacht im Voraus genossen habt! Keine Widerrede! Und jetzt verkünden wir unseren Freunden die große Neuigkeit!“
„Aber..“, stotterte Flavio und räusperte sich verlegen, „darauf sind wir nicht eingestellt. Wir haben auch keine Verlobungsringe dabei.“ „Gar kein Problem“, wandte sich Flavios Mama an mich. „Ab sofort gehörst Du zu unserer Familie, und in meiner Schmuckschatulle befindet sich ein uralter Ring von Flavios Großmutter, ein Ring, der immer wieder an die nächste Generation vererbt wird. Den wird Dir Flavio heute Abend anstecken und damit ist das Thema erledigt.“ Flavio und ich sahen uns an, sagen konnten wir nichts mehr. Und so wurde es gemacht.
Es war Spätnachmittag. Die Sonne machte sich auf den Heimweg, das letzte Licht der Abenddämmerung tauchte den Park in purpurne Farben. Diener eilten über den Rasen, zündeten Hunderte von Lampions an, die überall zwischen den Büschen und Zweigen verteilt waren. Heiter strahlte der Mond auf den Garten und lugte neugierig hinter ein paar Wölkchen hervor. Frösche, die einen Naturteich als ihr Refugium betrachteten, hoben ein gewaltiges Froschkonzert an und waren selbst durch eine kleine Oldie-Band, die zum Tanz aufspielte, nicht zu übertönen. Das fröhliche Hüpfen und Tanzen der „Oldies“ brachte den Feuerschein der Kerzen zum Flackern. Kräftig wurde das Tanzbein geschwungen, was wir uns ebenfalls nicht entgehen ließen. Im Vorbeitanzen flüsterte Flavios Vater seinem Sohn zu: „Du hast Dir das richtige Mädel ausgesucht!“, wobei er ihm neckend zuzwinkerte.
Ich brauchte dringend frische Luft. Kurzerhand machte ich mich auf den Weg nach draußen. Kühle Abendluft schlug mir entgegen. Flavios Mama schien nur darauf gewartet zu haben, mich
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