Auf Umwegen zum Glück (German Edition)
verworfen, bis alles einigermaßen feststand.
Dann kam die Gästeliste dran. Oh Schreck! Sie wurde lang und länger, es sah so aus, als ob halb Palma mit allen Nebenorten eingeladen würde. „Fertig!“, lächelte Flavios Mutter und schaute herausfordernd in die Runde: „Habe ich irgendetwas vergessen?“ Uns schwirrte der Kopf. Wir konnten keinen klaren Gedanken mehr fassen. „Du wirst schon alles richten!“, gab Flavio zur Antwort. „Bei Dir sind wir in den besten Händen!“
Langsam wurde es dunkel. Zeit zum Aufbruch. Mit vielen guten Ratschlägen versehen, verließen wir die Villa. Traurig blickten uns Luis und Rico nach. Sie wären am liebsten mitgefahren.
Flavio warf den Motor an, blinkte und fädelte sich in den Verkehr ein. Aufatmend lehnte er sich zurück in seinen Fahrersitz. „Uff“, murmelte er, „das war ein anstrengendes Wochenende.“ Mit einem freudetrunkenen Lächeln setzte er hinzu, „für meine Eltern bist du das Beste und Liebste, was mir passieren konnte. Du wirst sehen, es wird alles gut!“ Ich schaute so unglücklich drein, dass Flavio rechts an den Straßenrand fuhr und mich fragend anschaute. Dann brach es aus mir hervor: „Wir können Deine Eltern doch nicht belügen, was die Vaterschaft angeht. Flavio, das können wir ihnen nicht antun! Wir müssen es ihnen sagen!“ Liebevoll umarmte Flavio mich. „Liebes, ich habe es ihnen bereits erklärt, und ihnen auch gesagt, dass ich Dich nie verlassen werde. Ich hätte vom ersten Augenblick an gewusst, dass wir zusammengehören, und dass es auch so bleiben wird. Ob mit oder ohne ihren Segen.“ Bestürzt blickte ich Flavio an. „Du kannst ihnen doch nicht so ein Ultimatum stellen. Es sind Deine Eltern und Du darfst ihnen nicht so schrecklich weh tun. Sie haben Dich großgezogen und Dir all ihre Liebe geschenkt!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, sprudelte ich hervor: „Wenn sie unsere Hochzeit nicht wollen, dann leben wir eben ohne Trauschein zusammen!“ Flavio starrte mich an, als könne er gar nicht fassen, was ich da sagte. Er nahm den Arm fort und sagte: „Lass uns nach Hause fahren, dort erklär ich Dir in Ruhe alles, was Du unbedingt wissen musst.“
Kaum hatte er sich hingesetzt, um seine Geschichte zu erzählen, ertönte das scheppernde Klingeln des Telefons. „Höchstwahrscheinlich meine Mutter, die wissen will, ob wir gut nach Hause gekommen sind. Lass es klingeln!“ Der Anrufer war hartnäckig. Immer und immer wieder erklang der nervtötende Ton. „Wer mag das wohl sein?“, knurrte er wütend. „Das frage ich mich auch“, murmelte ich und griff nach dem Handy. Eine überaus glückliche Tessa war dran. Sie ratschte und ratschte, bis ihr auf einmal auffiel, dass am anderen Ende Stille herrschte. „Ist alles in Ordnung mit Dir?“, fragte sie gespannt. „Ich.., wir..“, stotterte ich und dann hörte Tessa nur noch schluchzen. „Was“, brüllte Tessa in den Hörer, „was ist los?“ Flavio nahm mir das Telefon aus der Hand und donnerte lauthals zurück „Wir heiraten im Januar. Den Segen meiner Eltern haben wir bereits!“ Für einen kurzen Moment herrschte Schweigen und Flavio glaubte schon, die Verbindung sei unterbrochen. Dann hob ein solch lautes Jubeln und Kreischen an, dass er den Hörer eine Armeslänge von sich halten musste, um nicht taub zu werden.
Nach Beendigung des Gesprächs stellte Flavio das Telefon ab. Er wollte nicht nochmals gestört werden. „Komm, setz Dich zu mir und hör gut zu!“
„Ich war ein Waisenkind. Meine Eltern waren tödlich verunglückt. Verwandte hatte ich nicht, sodass nur der Weg ins Waisenhaus blieb. Ich weiß nicht, ob Dir bekannt ist, dass Leute, die ein Kind adoptieren wollen, ihre Wünsche äußern können und ihnen dann ein entsprechendes Kind vorgeführt wird. Zweimal wurde ich begutachtet, betatscht und nicht für gut genug befunden. Beim dritten Mal habe ich geschrien und getobt, mich geweigert, ins Besprechungszimmer zu gehen. Alles gute Zureden half nichts, ich tobte weiter, warf mich sogar auf die Erde. Mit einem Mal öffnete sich die Tür, ein Mann stand im Rahmen, sah mich an und sagte einfach: „Den will ich haben und keinen anderen! Komm Junge, wir gehen nach Hause!“ Er fasste mich bei der Hand, rief seine Frau, stellte mich vor und sagte: „Das ist unser Junge, er heißt ab heute Flavio di Romero!“ Von dieser Minute an war ich das liebste und folgsamste Kind, das Du Dir vorstellen kannst. Ich wich meinem Vater nicht mehr von der Seite. Das war so
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