Auf und davon
daß wir hier
sind?“ bat Julia.
„Natürlich nicht. Wir Abhauer müssen
schließlich zusammenhalten. Bis morgen dann.“
„Was hältst du von ihr?“ fragte Nathan,
als Elizabeth kaum außer Sichtweite war.
„Pssst“, sagte Julia, „sie hört dich
noch.“
„Na und? Also, was hältst du von ihr?“
„Ich mag sie. Sie hilft uns. Sie flickt
dein Fahrrad, oder?“
„Wenn sie es macht. Wenn sie
zurückkommt. Wenn sie nicht ihren Eltern von uns erzählt und ihrer Schwester
und der Polizei...“
„Ich glaube nicht, daß sie es jemand
sagt“, meinte Julia. „Ich glaub’s einfach nicht. Ich fühle es. Sie hat’s
versprochen.“
Nathan verbrachte eine unruhige Nacht.
In die kleine, geheime Welt, in der er und Julia gelebt hatten, war plötzlich
jemand eingedrungen. Eine Art Vertrauen war zwischen ihnen gewachsen, das sie
wie eine riesige Seifenblase umhüllte und alle anderen ausschloß, so daß nur
noch sie beide in der Seifenblase echt waren. Jetzt war auch Elizabeth in der
Blase, und Nathan gefiel das nicht. Er traute Elizabeth nicht. Er traute niemandem
außer Julia.
Aber Nathan hätte sich nicht sorgen
müssen. Am nächsten Morgen gegen zehn Uhr erschien Elizabeth im Wäldchen, das
Flickzeug in der einen Hand, eine Plastiktüte in der anderen. Die Plastiktüte
gab sie Julia, die zweifellos die freundlichere von den beiden war. In der Tüte
waren Äpfel, Birnen und ein großes Stück Kartoffelkuchen mit Schinken und Ei.
„Oh, danke.“ Julia war ganz gerührt.
Elizabeth machte sich daran, das
Fahrrad zu flicken, und sie machte es sogar sehr gut. In ihrem Bemühen, sich zu
revanchieren und gastfreundlich zu sein, warf Julia den Campingkocher an und
kochte Tee für ihren Gast. Nathan setzte sich auf einen Baumstumpf und schaute
Elizabeth böse bei der Arbeit zu.
„Gibst du mir den Bösen Blick?“ fragte
sie, eigentlich nur, um etwas zu sagen.
„Was ist das?“
„Ein Fluch, so was ähnliches wie ein
Zauber. Mit den Augen eben. Flüche wirken manchmal, das ist eine bekannte
Tatsache. Schaust du mich deshalb so an?“
„Nein. Ich weiß gar nicht, was du
willst.“
„Ich hab ja nur gefragt. Aber es wäre
vielleicht eine ganz gute Erfahrung für mich gewesen, wenn du es versucht
hättest. Ich muß mich mit solchen Sachen beschäftigen, weil ich mal
Anthropologin werden will, wenn ich mit der Schule fertig bin.“ Neben ihrem
Beruf als Ärztin und Ingenieurin vermutlich.
„Ich glaube, sie spinnt“, flüsterte
Nathan Julia zu.
Verrückt oder nicht, Elizabeth hatte
den Reifen geflickt, noch bevor Julias Tee fertig war.
„Wie ist es im Internat?“ fragte Julia,
während sie noch darauf wartete, daß das Wasser kochte. „Ist es schlimm?
Bestimmt ist es ganz schrecklich.“
„Nein, es ist okay, es macht sogar
ziemlich Spaß.“
„Mir würde es bestimmt keinen Spaß
machen“, erwiderte Julia schaudernd.
„Man gewöhnt sich daran. Oh, danke,
Berverley oder Julia, oder wie du auch heißt. Der Tee schmeckt gut... Wohin
fahrt ihr als nächstes, jetzt, wo das Rad wieder heil ist?“
„Müssen wir gehen?“ fragte Julia.
„Na ja — ich werde euch vermissen. Aber
es ist besser, wenn ihr weiterfahrt. Dann kriegen sie euch nicht so schnell.“
„Wie kommen wir nach Exmoor?“ fragte
Nathan. Wenn sie schon da war, konnte sie sich auch weiterhin nützlich machen.
Elizabeth überlegte. „Ich kenne nur den Weg über Porlock“, meinte sie
schließlich.
„Und wie kommen wir dahin?“
Sie erklärte ihnen die erste Strecke
und sagte dann: „Auf dieser Straße fahrt ihr immer geradeaus, immer den
Schildern nach Richtung Watchet. Wenn ihr auf die große Straße kommt, seht ihr
dort die Schilder nach Minehead. Da fahrt ihr hin. Und wenn ihr in Minehead
seid, seht ihr die Schilder nach Porlock. Ihr könnt es gar nicht verfehlen,
aber es ist ziemlich weit.“
„Und wie geht es von Porlock aus
weiter?“
Elizabeth runzelte die Stirn. „Von da
an wird’s ein bißchen schwierig.“
„Warum?“
„Weil ihr den Porlock-Berg rauf müßt.
Es ist der steilste Berg in der ganzen Gegend. Die Räder da raufzuwuchten, wird
bestimmt nicht einfach. Außerdem gibt’s im Moor auch keine Läden. Na ja, ein
paar schon, aber nur sehr kleine. Ihr müßtet alles in Porlock kaufen. Aber im
Moor könnt ihr euch gut verstecken, dazu ist es echt praktisch, auch wenn’s ein
paar Probleme gibt.“
„Dann gehen wir da nicht hin“, sagte
Nathan. „Wir gehen irgendwo anders hin.“
„Aber du wolltest
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