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Auf und davon

Auf und davon

Titel: Auf und davon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Thomas
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und
sie wollte keine Schwierigkeiten machen. Sie würde morgen früh auf Wiedersehen
sagen und lächeln und winken, und er würde sich darüber freuen, daß sie keine
Schwierigkeiten machte. Der Tag würde schnell herumgehen. Sie würde beide Zelte
mal wieder ordentlich saubermachen und lesen üben.
     
    „Vergiß die Streichhölzer nicht“, sagte
Julia am nächsten Morgen. Sie half Nathan, das Rad den Hügel hinaufzuschieben
bis zur Straße. „Du kennst den Weg?“
    „Ist doch ganz einfach: links und
rechts und den Berg runter.“
    „Bring viel mit — soviel du kannst.“
    „Mach ich.“
    Nathan fuhr davon, und Julia ging zum
Lager zurück. Es war ein merkwürdiges Gefühl, ganz allein mitten im Moor zu
sein. Wenn Nathan auf einem seiner Spaziergänge gewesen war, hatte ihr das
nichts ausgemacht, sie hatte ja gewußt, daß er nicht weit weg war. Doch jetzt
konnte sie ihn sich vorstellen, wie er die Straße entlangradelte und sich mit
jeder Minute weiter von ihr entfernte. Die Stille legte sich wie eine Decke um
sie, sie hatte das Gefühl zu ersticken. Sie hatte Angst. Entschlossen holte sie
ihren Heftchenroman und begann zu lesen.
    Wie
ein Vogel ins Nest flattert, flog Madeleine in die starken Arme ihres
Geliebten. Er hielt sie fest umschlungen. Endlich war Madeleine daheim.
    Puh, die erste Geschichte hatte sie
geschafft. Julia hatte wenig Ahnung, worum es eigentlich gegangen war, sie
hatte getrickst und ziemlich viel übersprungen, doch mit Nathans Hilfe hatte
sie eine Menge Wörter gelesen, und das war schließlich die Hauptsache.
    Sie öffnete die letzte Dose Gulasch und
aß sie kalt zum Mittagessen. Eigentlich war es für sie allein zuviel, doch sie
zwang sich, alles aufzuessen, weil sie befürchtete, daß das Fleisch in der
Hitze bald schlecht würde.
    Es war wirklich ein sehr heißer Tag.
Schweißperlen bildeten sich auf Julias Stirn und liefen ihr die Nase hinunter.
Sie zog ihre Schuhe aus und stellte fest, daß einer ein großes Loch in der
Sohle hatte. Lang würden sie nicht mehr halten. Barfuß watete sie im Bach
herum, um sich etwas abzukühlen. Da weit und breit niemand zu sehen war, dachte
sie, sie könnte sich ruhig auch ganz abkühlen. Also zog sie sich aus und ließ
ihre Kleider am Ufer liegen. Obwohl niemand zu sehen war, achtete sie darauf,
daß die Plastiktüte mit dem Geld gut unter dem Kleiderberg verborgen war.
    Im Wasser kam Julia eine Idee, wo sie
die Plastiktüte sicher unterbringen könnte. Sie planschte noch ein bißchen
herum und ließ die Idee reifen, dann ließ sie sich von der Sonne trocknen, zog
sich an, und machte sich auf die Suche nach etwas zum Graben.
    Ein flacher Stein erfüllte den Zweck.
Julia zog ein paar der Heringe aus dem Boden und hob das Zelt mitsamt seinem
eingenähten Bodenstück an. Dann begann sie zu graben. Ihr fiel wieder ein, wie
sie daheim im Park gegraben hatten, am Tag, als sie das Geld gefunden hatten,
und all das erschien ihr so weit weg, so unwirklich. Sie legte die Plastiktüte
in das Loch, schob die sandige Erde wieder darüber und zog den Zeltboden
zurecht. Niemand konnte ahnen, daß unter Julias Zelt mehrere hundert Pfund
vergraben waren.
    Beim Graben hatte Julia festgestellt,
daß die Erde weiter unten ziemlich kühl war, und das brachte sie auf eine
andere Idee. Sie nahm den Stein und begann erneut zu graben, diesmal unten am
Bach. Als sie fertig war, hatte sie eine improvisierte Vorratskammer
geschaffen. Sie packte die wenigen restlichen Lebensmittel in eine Plastiktüte.
Wenigstens davon schienen sie einen unerschöpflichen Vorrat zu besitzen. Julia
legte die Tüte in das neue Loch und deckte Farn darüber, damit es drinnen schön
kühl blieb.
    Gerade als sie damit fertig war, legte
sich ein Schatten über die Sonne, und Julia sah, daß sich, während sie
gearbeitet hatte, Wolken gebildet hatten. Und zwar jede Menge. Dick und schwarz
bedeckten sie bereits den halben Himmel. Auf die Hügel am Horizont schien immer
noch die Sonne, ein letzter goldener Fleck mitten in dem sich zusammenbrauenden
Unwetter. In ihrem Tal fielen schon die ersten großen Tropfen. Julia machte
sich keine allzugroßen Sorgen. Der Regen würde Kühlung bringen, und es machte sicher
Spaß, gemütlich und trocken im Zelt zu sitzen und es prasseln zu hören. Sie
kauerte sich auf ihren Schlafsack, die Knie bis zum Kinn hochgezogen, und
beobachtete durch die Zeltöffnung die schwarzblaue Wolkendecke, die über den
Himmel fegte und die letzten Sonnenstrahlen am Horizont

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