Auf und davon
machen“,
sagte Julia, wenn wir wenigstens Streichhölzer hätten.“
„Man kann auch mit der Sonne Feuer
machen“, sagte Nathan, „wenn man ein Vergrößerungsglas hat. Hast du ein
Vergrößerungsglas, Julia?“
„Natürlich nicht. Wir müssen unser
Essen eben kalt essen und Wasser trinken. Macht doch nichts, oder?“
„Nein. Es ist okay hier, was, Julia? Es
ist gut. Mir macht kaltes Essen nichts aus.“
„Ja, es ist schön hier... und sie haben
uns noch nicht gefunden. Elizabeth hat gesagt, sie würden uns schnappen.“
„Wahrscheinlich sind wir schlauer als
sie.“
„Laufen wir dann für immer weg, Nathan?“
„Warum nicht? Unser Geld reicht noch
lange.“
Tatsache war jedoch, daß das Geld rasch
weniger wurde. Für Nathans Haus schien nichts mehr übrigzubleiben. Aber das war
nicht tragisch, er hatte ja noch das Zelt. Sich jetzt Gedanken darüber zu machen,
daß ihnen das Geld ausgehen könnte, war nicht nötig.
„Außerdem können wir uns wahrscheinlich
bald einen Job suchen.“
„Was für einen Job?“ Julia hatte ihre
Zweifel, wenn sie die Wildnis rundherum betrachtete.
„Keine Ahnung. Irgendeinen. Oder... ich
hab’s, wir könnten Sachen anpflanzen. Den Boden umgraben und unser eigenes
Essen anpflanzen. Das wär doch was, Julia. Ist das eine gute Idee?“
„Vielleicht. Ich weiß nicht recht. Aber
noch haben wir ja Geld und können unsere Sachen kaufen.“
Julia schwieg und dachte eine Weile
nach. „Nathan“, begann sie dann wieder in einem anderen Tonfall, „ist es
wirklich unser Geld?“
„Klar, hab ich dir doch gesagt. Wir
haben’s gefunden.“
„Hoffentlich ist es unser Geld. Ich
will kein Dieb sein.“
„Bist du auch nicht — wir haben nichts
gestohlen.“ Aber auch Nathan war sich plötzlich nicht mehr so sicher wie
vorher. Julia verfolgte das Thema weiter. „Die Erwachsenen sagen, finden ist
das gleiche wie stehlen. Warum sagen sie das?“
„Das müssen sie eben so sagen. Damit
man Sachen zurückgibt. Aber es ist nicht stehlen. Bestimmt nicht.“
Am fünften Tag mußten sie sich
eingestehen, daß ihre Lage langsam brenzlig wurde. „Wir haben keine Chips mehr“,
sagte Julia, „und nur noch eine Dose Fleisch.“
„Ich kann im Bach Fische fangen, dann
essen wir die.“
„Das versuchst du, seit wir hier sind,
aber gefangen hast du bis jetzt noch keinen einzigen. Außerdem können wir sie
auch nicht roh essen.“
„Dann müssen wir eben einkaufen gehen.“
„Nicht den Berg runter. Ich nicht.“
„Wir müssen aber, Jule. Du willst doch
nicht verhungern.“
„Wie sieht es mit deinem
Lorna-Doone-Ort aus? Gibt’s da keinen Laden?“
„Keine Ahnung. Ich weiß auch nicht, wie
man von hier aus hinkommt. Außerdem ist es nur ein kleines Dorf.“
„Ein kleiner Laden wäre schon genug.
Wir könnten kaufen, was sie eben da haben.“
„Ich weiß, aber — wir wollen nicht
auffallen, und in einem kleinen Dorf fallen wir auf. Du weißt, was Elizabeth
gesagt hat.“
„In Porlock können wir genauso
auffallen.“
„Dann wissen sie aber nicht, daß wir im
Moor zelten.“
„Doch — sie sehen, wie wir den Berg
raufschieben.“
„Der Typ im Laden aber nicht“,
widersprach Nathan. „Außerdem gibt’s jede Menge Geschäfte in Porlock. Wir
brauchen nicht zum gleichen gehen wie letztes Mal. Wichtig ist, daß die
Verkäuferinnen nicht sehen, wo wir hingehen. Ich wär für Porlock, Julia.“
„Aber der Berg!“
„Ich weiß.“
„Gibt’s nicht noch einen anderen Weg?“
„Woher soll ich das wissen? Dann
verirren wir uns noch.“
„Ich geh den Berg nicht wieder runter,
Nathan. Bestimmt nicht!“ Julias Lippen kräuselten sich bereits. Gleich würde
sie wieder ihren Rappel kriegen.
„Ich könnte auch allein gehen.“
„Und mich hier allein lassen? Kommt
nicht in Frage!“
„Wir brauchen was zu essen.“
Julia verlegte sich aufs Schmollen. „Mir
gefällt’s hier nicht mehr.“
„Doch, dir gefällt’s.“
„Ja, du hast recht — aber nicht mehr so
sehr.“
„Es wird wieder alles gut, Jule. Ich
geh allein. Es dauert nicht lange. Morgen früh geh ich. Der Berg macht mir
nichts aus. Überhaupt nichts. Außerdem ist es ohne die Zelte und das ganze Zeug
gar nicht so schlimm. Du bleibst hier und paßt auf unsere Sachen auf. Okay,
Jule? Okay?“
„Okay“, stimmte Julia plötzlich zu.
„Es macht dir nichts mehr aus?“
„Ich hab okay gesagt.“ Sie merkte, daß
es kindisch war, so ein Theater zu veranstalten. Jemand mußte einkaufen,
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