Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
Bobby die ganzen Fleischreste nieder und er ist zufrieden als sie zurückkommen.
Die Nacht war etwas unruhig, ich hatte wieder etwas Schmerzen im Schienbein. Zusammen mit Bobby gehen wir in die Stadt und frühstücken direkt vor der Kathedrale schon im Freien, da die Sonne scheint. Einige bekannte Gesichter gehen am Café vorbei. Ein Pilger aus der Schweiz setzt sich zu uns, auch die Dame aus Schweden gesellt sich dazu und wir reden über verschiedene Etappen. Sie kämpft mit mehreren Blasen und hat starke Schmerzen an beiden Füßen. Der Mann erzählt, er mache alle zehn Tage eine Pause, um alles auf sich wirken zu lassen und um seinem Körper etwas Ruhe zu gönnen. Damit hätte er gute Erfahrungen gemacht. Gott hätte schließlich auch nach sieben Tagen einen Ruhetag eingelegt. Wie recht er hat, denke ich, im Hinterkopf natürlich mein schmerzendes Schienbein. „Wir werden darüber nachdenken“, verspreche ich ihm, als wir uns verabschieden. Als wir zurück in die Pension kommen, wird dort gerade der Flur frischgestrichen, schön! Nachdem wir in einem Schleckermarkt direkt neben unserer Pension noch Hundefutter gekauft haben, gehen wir los in Richtung Hornillos. Nach einer guten Stunde sind wir aus Burgos draußen, das ist schon eine große Stadt. In Tardajos besorge ich mir wieder einen Eiswürfel für mein Bein. Wir setzen uns auf eine Bank im Schatten, kühlen den Fuß und vespern unser Brot mit Käse und dem restlichem Schinken, das tut gut. Weiter geht es über Rabé de las Calzadas, danach beginnt ein langer Anstieg, aber Gott sei Dank nicht so steil. Heute ist es wärmer und es gibt so gut wie keinen Schatten, da hier die sogenannte „Meseta“ beginnt. Dieser Landstrich ist viel ebener und flacher, als die Etappen vorher. Viele Pilger berichten davon, dass hier der Weg „für den Kopf, die Psyche“ beginne, da hier die Landschaft nicht mehr so abwechslungsreich sei. Durch das Eintönige würde man viel mehr überlegen und nicht mehr so viel schauen. Mal sehen!
Oben am Berg angekommen sieht man hinunter auf Hornillos. Die Landschaft ist sehr grün und schön. Bobby hechelt heute ganz ordentlich und sucht immer wieder Schatten. Da es keinen gibt, setzt er sich immer wieder ins Gras oder räkelt sich auf dem Rücken. Doch alle Bäche führen Wasser, und überall gibt es Pfützen, aus denen er trinken kann, somit hat das viele Regenwetter auch seine positiven Seiten.
Bobby ist eben doch für kühlere Regionen geschaffen, da er aus Meransen in Südtirol stammt. Bei einem Silvesterurlaub im Jahre 2003, den wir dort alle zwei Jahre mit Freunden und Familien verbringen, haben wir ihn von unserer Pension, einem Bauernhof, einfach mitgenommen. Die Besitzer hatten damals gerade drei Welpen, die 12 Wochen alt waren und die sie verschenken wollten. Da ich mir seit meiner Kindheit sehnlichst einen Hund wünschte und zu der Zeit alle Lebensumstände wie geschaffen dafür waren, kamen wir mit einem neuen Familienmitglied aus diesemUrlaub zurück und haben diese Entscheidung bis heute keinen Tag bereut. Oft werden wir gefragt, was Bobby für eine Rasse ist und dann antworten wir: „Ein Südtiroler Edelvernatsch“, weil keiner genau weiß, welche Rassen sich da vereint haben. Auf jeden Fall ist er eine absolut gelungene Mischung. Jetzt wisst Ihr auch, wie wir „auf den Hund" gekommen sind.
Der Abstieg ist etwas steil, aber wir schaffen das gut und gegen halb fünf sind wir in Hornillos. Vor der schönen Pilgerherberge, die wir uns anschauen, ist ein kleiner Platz mit Tischen und Stühlen. Dort trinken wir ein Clara und rufen unsere Reservierung an.
Alles klappt super, eine Dame kommt in fünfzehn Minuten und holt uns ab. Wir sollen uns Zeit lassen, meint sie, als sie ankommt. Sie geht in die gegenüberliegende Bar, kurze Zeit später folge ich ihr. Sie trinkt etwas und nimmt ein paar große Papiersäcke voller altem Brot mit. „Das ist für die Tiere auf unserem Hof“, sagt sie, und wir kommen sofort ins Gespräch.
Ich helfe ihr beim Hinaustragen, sie lacht und ich denke: „das passt, das wird bestimmt schön bei denen“. Wir verfrachten alles in ihrem Auto, das Brot, unsere Rucksäcke, und Bobby. Auf der etwa zehnminütigen Fahrt fragt sie, wo wir herkommen und wie lange wir schon unterwegs sind, ob es uns gefällt und ob der Hund das alles gut mitmacht. Von Weitem sieht man ein großes Gebäude inmitten von Bäumen und Wiesen, das muss es sein. Als wir ankommen, sind wir total begeistert, es herrschen
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