Auf vier Pfoten nach Santiago: Mit dem Hund auf dem Jakobsweg (German Edition)
ist Sonntag, die Leute schlafen bestimmt noch. Hier gibt es eine Ausgrabungsstätte und hier war die erste Siedlung von Menschen in Europa. Wir überlegen, ob wir das Museum besichtigen sollen, leider hat es noch geschlossen, weshalb es sich erübrigt. Hier in Atapuerca soll vor wenigen Tagen ein Pilger aus England an Herzversagen gestorben sein, er lag morgens tot im Bett in der Herberge. Er soll erst knapp über Fünfzig gewesen sein. Das erfuhren wir einige Tage später, tragisch so etwas.
Auf dem Weg nach Burgos trafen wir auf diese Botschaft
Es geht wieder stetig bergauf. Hier gibt es offensichtlich viel Wild, denn immer wieder sieht man Gebeine, Fell und Schilder von Jägern. Plötzlich rennt ein Reh vor uns über den Weg. Bobby nimmt die Verfolgung auf, bricht aber schnell wieder ab und kommt zurück, da er das Reh sowieso nicht fängt. Nur keine unnötige Energie verbrauchen, schlauer Kerl! Oben am Berg angekommen, sieht man in weiter Entfernung Burgos, es wird direkt von der Sonne angestrahlt. Hoffentlich scheint die auch noch, wenn wir dort ankommen, denke ich. Als wir weitergehen, verziehen die Wolken sich tatsächlich immer mehr und wir freuen uns auf Wärme. Der Weg über Villafria, ein Vorort von Burgos, zieht sich sehr lange durch ein Industriegebiet, das nicht sehr schön ist. Mittlerweile sind aber die Wolken fast ganz weg und die Sonne lacht, trotzdem ist es kühl und etwas windig. Mein Schienbein schmerzt wieder wie bescheuert, unglaublich. Nach ca. eineinhalb Stunden sind wir einigermaßen drin in der Stadt. Dort setzen wir uns aneine windgeschützte Stelle vor einem Lokal und essen Calamares und Salat, ich kühle wieder mein Schienbein. Viele Familien sind hier und essen ebenfalls, es ist richtig viel Leben hier.
Das Ausruhen tut heute richtig gut. Wir telefonieren mal wieder mit zu Hause, alles ist in Ordnung. Danach checke ich telefonisch gleich verschiedene Unterkünfte hier in Burgos. Nach zwei Absagen reservieren wir in einer Pension, die nicht weit von der Kathedrale entfernt ist. Noch ungefähr eine Stunde gehen wir durch die Stadt, fragen immer wieder nach dem Weg zur Pension und sind um vier Uhr dort. Man erwartet uns schon, die Leute sind sehr nett und ganz begeistert von „bonito Bobby“. Er darf natürlich mit ins Zimmer, kein Problem, versichern sie uns. Nach dem Duschen besprechen wir die Route für morgen, die eigentlich bis Castrojeriz geht. Das sind fast vierzig Kilometer und wir entscheiden uns, diese auf zwei Etappen zu machen, denn in unserem Herbergsführer ist auf etwa halber Strecke ein Casa rural vermerkt. Das ist eine alte Mühle, umgebaut mitten in der Natur mit vielen Tieren, es soll superschön sein. Man muss bis Hornillos gehen und wird dort von den Besitzern abgeholt, da es sehr abgelegen ist. Ich rufe dort an und bekomme sofort eine Zusage. Immer wenn ich nach dem Namen gefragt werde, sage ich nur noch Katja, denn unseren Nachnamen „Glaser“ können die Spanier ganz schlecht aussprechen. „Todo claro, Katja“ (alles klar) sagt die Dame am anderen Ende der Leitung, wir sollen morgen nochmal anrufen, wenn wir in Hornillos sind, dann kommt sie und holt uns ab, total nett. Als ich auflege, freuen wir uns richtig.
Ohne Bobby gehen wir in die Stadt und schauen uns verschiedene Sehenswürdigkeiten an, allen voran natürlich die Kathedrale. Das ist schon sehr beeindruckend, sie hat etwas Ähnlichkeit mit dem Kölner Dom. Wir machen natürlich viele Fotos. Die Kathedrale ist sehr gut erhalten, auch die Fassade außen. Als wir wieder nach draußenkommen, sind wir durchgefroren. Wir setzen uns vor einem Café in die Sonne und ich schreibe meinen Tagesbericht. Danach entscheiden wir, gleich jetzt essen zu gehen und vorher nicht mehr zurück in die Pension zu gehen. Wir kommen an einem Lokal vorbei, das auf einem Schild Milchlamm und Spanferkel aus dem Holzofen anbietet – das ist es! Heute haben wir beide einen totalen Hype auf Fleisch. Wir bestellen Salat und natürlich das Milchlamm und Spanferkel. Es wird serviert und hat eine super Kruste, es schmeckt lecker, aber wir schaffen nicht alles. Die Reste nehmen wir für Bobby mit. Zur Verdauung trinken wir jeder noch zwei Kräuterliköre (Chupitos de hierba), die mir sofort zu Kopfe steigen, danach kreist mir doch etwas der Helm. Auch Rainer meint, er würde den Alkohol spüren. Mit der nötigen Bettschwere gehen wir zurück in unsere Pension. Während der kleinen Abendrunde, die Rainer noch mit Bobby geht, macht
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