Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen
geschehen – mehr noch: sie bot seinen breiten Schultern Raum, als er sie tief in die Daunen drückte und seinen Mund auf sie senkte. Zunge, Zähne, Lippen waren so miteinander im Einklang, dass Isabel sich unter ihm aufbäumte, kaum dass er sie zu liebkosen begonnen hatte. Doch er rückte nicht ab von ihr, ließ seine Zunge immer rascher schnellen und bot ihr kein Entkommen, ehe sie ihm alles gegeben hatte.
Sie barst unter ihm, schrie seinen Namen, als er erst einen, dann noch einen Finger tief in sie stieß, einen Punkt traf, den sie nicht einmal erahnt hatte, und sie damit noch einmal in rasenden Taumel stürzte.
Und dann war er über ihr, glitt in sie und nahm sie mit einem solchen Ungestüm, bewegte sich so tief und unerbittlich in ihr, dass es Isabel Empfindungen bescherte, die sie nie zuvor verspürt hatte. Fast augenblicklich kam sie abermals dem Gipfel nah – doch nur fast. Sie drängte ihn weiter, flehte um Erfüllung, die nur er ihr geben konnte. Doch er hielt sie hin, hielt sie eine halbe Ewigkeit hin, bis sie laut seinen Namen rief und um Erlösung flehte.
Er nahm ihre Schreie in einem glühenden Kuss auf, der so leidenschaftlich war wie noch keiner seiner Küsse, fasste dann zwischen sie und presste seinen Daumen dorthin, wo Anfang und Ende sich vereinten. Mit einem tiefen Stoß ergoss er sich in sie, und sie verlor sich, überwältigt von Gefühl und keines Gedankens mehr fähig, der nicht ihm gegolten hätte.
Seinen Namen flüsternd, verging sie in seinen Armen.
Nach einer guten Weile hob er sich von ihr. Sie streckte die Arme nach ihm aus, wollte ihn an sich ziehen, um die Lust, die sie eben erlebt hatten, gemeinsam mit ihm ausklingen lassen.
Doch ehe sie sich versah, war er aus ihrem Bett gestiegen, hob Hemd und Hose auf und verließ ihr Zimmer.
Sie setzte sich auf, rief ihm hinterher, als er die Tür hinter sich schloss – sie sehr nachdrücklich hinter sich schloss und Isabel aussperrte.
Die wohligen Wonnen wichen einem alles überwältigenden Bedauern, und erst jetzt wurde ihr bewusst, dass er kein einziges Wort gesprochen hatte, während sie sich geliebt hatten.
21. KAPITEL
Neunte Lektion
Üben Sie sich in der Kunst der Unergründlichkeit.
Sowie sich das Interesse Ihres Lords geregt hat, machen Sie sich rar, um seinen Jagdinstinkt zu wecken. Die alljährlichen Fuchsjagden allerorten sind der beste Beweis, dass sich auch in den ritterlichsten Gentlemen der Urtrieb des Jägers regt.
Spielen Sie also den Fuchs, liebe Leserin, und verzagen Sie nicht!
Ein guter Jäger hat noch jeden Fuchs gefangen.
Perlen und Pelissen
Juni 1823
I sabel hatte kaum Schlaf gefunden. Bei Tagesanbruch gab sie es schließlich auf und ging hinunter in die Küche. Sie stand gerade am Herd und wartete, dass das Wasser im Kessel kochte, als Kate hereinkam.
Isabel, ganz in Gedanken versunken, sah nicht einmal auf. Wie konnte sie nur wiedergutmachen, was sie gestern Abend angerichtet hatte?
Was musste man für eine Frau sein, seine Ehe gleich am ersten Tag zu ruinieren?
So eine wie du .
Isabel starrte vor sich hin, beobachtete die kleinen Bläschen, die vom Boden des Kessels aufstiegen. Vielleicht könnte sie ihn heute zu einem weiteren Ausritt bewegen … vielleicht könnten sie noch einmal von vorn anfangen.
Vielleicht fände sie den Mut, ihm zu sagen, dass sie ihn liebte.
Kate nahm die Keksdose aus dem Schrank, lehnte sich an den Küchentisch und beobachtete ihre Hausherrin eine Weile, ehe sie sagte: „Eines der Pferde ist weg.“
Isabel horchte auf. „Wie – weg?“
„Als wär’s nie da gewesen.“
Das Herz schlug ihr bis zum Hals. „Welches?“
„Das deines Mannes.“
„Er ist fort?“
„Sieht so aus.“
Isabel schüttelte den Kopf. „Das kann nicht sein. Eben war er doch noch da.“
„Vielleicht ist er nur kurz ins Dorf geritten“, meinte Kate wenig überzeugt.
Im Nu war Isabel aus der Küche und nach oben geeilt, klopfte an seine Tür und wartete gar nicht erst auf eine Antwort.
Sie stürmte herein und blieb wie angewurzelt stehen.
Nick war fort, mitsamt all seiner Sachen.
Er musste gegangen sein, gleich nachdem sie …
Isabel schlang die Arme um sich. Auf einmal fröstelte ihr, und sie war unendlich müde.
Als sie sich umdrehte, stand Kate an der Tür. „Isabel. Kann ich irgendetwas für dich tun?“
Isabel hörte es kaum und schüttelte den Kopf.
Er war fort. Sie hatte ihn vertrieben.
Genau, wie ihre Mutter ihren Vater vertrieben hatte.
„Ich … ich …“,
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