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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
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sie, fuchtelte mit einer Hand in der Luft herum und hielt sich mit der anderen die Seite. „Tut mir leid. Aber ich …“ Und schon wieder prustete sie los.
    Vielleicht sollte sie den beiden einfach sagen, dass sie keine guten Ratschläge mehr brauchte. Andererseits fand sie die zwei in ihrer Verlegenheit erheiternd, geradezu rührend, und so beschloss Isabel, es vorerst dabei zu belassen – und sei es nur, um sich von ihren eigenen, weniger erfreulichen Gedanken abzulenken.
    „Es tut mir leid. Bitte, nur zu.“ Mit ernster Miene wandte sie sich um. „Was sollte ich alles wissen?“
    „Nun“, begann Gwen, „du hast bereits erwähnt, dass Lord Nicholas recht angenehm zu küssen versteht …“
    „Mehr als angenehm.“
    Die Wangen der Köchin röteten sich. „Umso besser. Dann besteht Hoffnung, dass er …“ Sie sah sich nach Jane um.
    „Ein ebenso akzeptabler Liebhaber sein wird“, schloss Jane.
    Isabel wandte sich wieder dem Spiegel zu und nahm abermals den Kamm zur Hand. „Das will ich hoffen.“
    „Ja, nun denn“, mühte Gwen sich weiter. „Es mag dich vielleicht überraschen, wie das … das Ganze … vonstatten geht.“
    „Das Ganze? Welches Ganze?“, fragte Isabel arglos und musste sich sehr beherrschen, nicht wieder laut loszulachen.
    Hinter ihr herrschte Schweigen. Jane traute sich als Erste. „Wie du gewiss schon an deinen Skulpturen feststellen konntest, Isabel, hast du andere … äh, Merkmale … als dein Mann.“
    „Und?“
    „Wir wollen jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen“, sagte Jane und klang inzwischen leicht genervt.
    Isabel verkniff sich ein Lächeln. „Aber wie soll ich dann wissen, was zu tun ist?“
    „Wir sind zuversichtlich, dass Lord Nicholas darüber Bescheid weiß, Isabel.“
    „Könnte man so sagen“, kicherte Isabel.
    Die beiden starrten sie mit großen Augen an. „Du weißt es schon!“, rief Gwen.
    Isabel grinste und huschte hinter den Wandschirm, um sich das Nachthemd anzuziehen, das sie für diese Nacht herausgesucht hatte – tiefrote Seide, mit der sie ihren Gatten zu erfreuen hoffte. „In der Tat. Aber dennoch vielen Dank für euren Beistand.“
    „Du böses, böses Mädchen“, schalt Jane sie lachend. „Er hat dich wirklich nicht verdient.“
    „Ihm dürfte kaum eine andere Wahl geblieben sein, wenn sie ihre Hochzeitsnacht schon hinter sich haben“, bemerkte Gwen trocken. „Und, hatten wir recht?“
    Isabel spähte hinter dem Schirm hervor. „Womit?“
    „Ist er ein angenehmer Liebhaber?“
    „Gwen!“ Mit glühenden Wangen flüchtete Isabel wieder hinter den Schirm.
    „Aha“, meinte Gwen. „Scheint so.“
    Die beiden schütteten sich aus vor Lachen, und als sie sich wieder beruhigt hatten, fragte Jane ganz ernst: „Liebst du ihn?“
    Isabel hielt inne. Genau diese Frage hatte sie sich seit heute Nachmittag unablässig gestellt. Wenn sie ehrlich war, sogar schon eher. In dem bodenlangen Spiegel erhaschte sie einen Blick auf sich, sah, wie verführerisch ihre Gestalt sich unter dem roten Negligé abzeichnete, das sie für ihn ausgesucht hatte.
    Um ihn glücklich zu machen.
    Um sein Verlangen zu wecken.
    Damit er sie noch mehr liebte.
    Die Wahrheit war: Ja, sie liebte ihn.
    Und nichts hätte schrecklicher sein können. Nichts fürchtete sie mehr, als es sich einzugestehen und eines Tages so zu werden wie ihre Mutter, eine Ehe zu führen wie die ihrer Eltern. Wie lang hatte ihre Mutter sich nach ihrem Mann verzehrt, wie oft vergebens nach ihm Ausschau gehalten, auf den Hufschlag seines Pferdes gehorcht? Wie ergeben sie ihm gewesen war, ihm jeden Wunsch von den Augen abgelesen und in seiner Abwesenheit nichts als Märchen über ihn erzählt hatte.
    Und ihren Kindern die Schuld daran gab, dass er sie verlassen hatte.
    Gestand sie sich ihre Liebe ein, würde Isabel dann nicht Gefahr laufen, dass alles sich wiederholte?
    Liebe hatte diesem Haus, ihrem Leben, nichts als Kummer und Schmerz beschert.
    Sie würde nicht zulassen, dass die Liebe sie ebenso zerstörte wie ihre Mutter.
    Und so verbot sie sich, ihre Gefühle für Nick laut auszusprechen.
    „Isabel“, rief Jane und riss sie aus ihren Gedanken.
    Sie holte tief Luft und sprach an ihr Spiegelbild gewandt, ohne auf die Traurigkeit zu achten, die sich in ihre Miene geschlichen hatte, auf den tiefen Schmerz, den ihr die Lüge bereitete. „Nein, ich liebe ihn nicht“, verkündete sie betont leichthin. „Ich habe ihn aus reinem Pflichtgefühl geheiratet. Ich habe es für James getan, für

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