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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
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Schließlich drehte sie sich um und begegnete Janes wissendem Blick.
    „Du hättest ihm nicht drohen sollen.“
    „Er hat es nicht besser verdient“, beschied die Butlerin.
    Isabel nickte. Asperton hatte auch für ihren Vater den Kopf hinhalten müssen. Neuerlich schossen ihr Tränen in die Augen; sie gebot ihnen Einhalt. „Ich hasse ihn“, flüsterte sie.
    „Ich weiß“, sagte Jane und rührte sich nicht von der Tür.
    „Wenn er jetzt hier wäre, würde ich ihn mit Freuden töten.“
    Jane nickte verhalten. „Wie es aussieht, wird das nicht mehr nötig sein.“ Sie hielt ein Schreiben hoch, das sie die ganze Zeit schon in der Hand gehalten hatte. „Isabel“, sagte sie. „Der Earl … er ist tot.“

1. KAPITEL
Und was, liebe Leserin, wären diese Lektionen ohne einen lukrativen Lord, den zu erlegen sich lohnte? Ohne einen Gentleman, auf den man anwenden könnte, was Sie sich so fleißig angelesen haben? Die Antwort lautet natürlich, dass sie nahezu nutzlos wären.
Können wir uns daher nicht glücklich schätzen, dass unsere schöne Stadt so reich an den Besten und Berühmtesten ist, so reich der Charmeure und Charmierten, ein wahres Schatzkästlein begehrenswerter Junggesellen – vermögend, verwegen und vor allem unverheiratet gehen sie durchs Leben, zu dessen Vervollkommnung sie einzig noch nach einer Ehefrau verlangen!
Diese Prachtexemplare feiner Lebensart zu finden, mag manch eine schrecken – doch verzagen Sie nicht, liebe Leserin! Wir haben Ihnen diese Hürde bereits abgenommen und die Stadt nach jenen Lords abgesucht, die Ihrer werten, ungezügelten Aufmerksamkeit am würdigsten sind.
Widmen wir uns nun dem Ersten auf unserer Liste lukrativer Lords …
Perlen und Pelissen
Juni 1823
    A ls auch noch die dralle Blondine beim Ausschank ihm zuzwinkerte, brachte dies das Fass zum Überlaufen.
    Leise fluchend sank Lord Nicholas St. John tiefer in seinen Stuhl. Das hatte man nun davon, wenn ein albernes Damenjournal einen zum begehrtesten Freiwild Londons ausrief. Scharenweise Frauen, die um den Verstand gebracht schienen.
    Am Anfang hatte er es noch unterhaltsam gefunden. Dann waren die ersten Einladungen gekommen. Und zur Mittagsstunde hatte Lady Ponsonby ihm in seinem Haus in St. James ihre Aufwartung gemacht – angeblich, um Rat einzuholen wegen einer Skulptur, die sie sich jüngst aus Italien hatte schicken lassen. Für jemanden wie Lady Ponsonby gab es indes nur einen Grund, sich im Haus eines Junggesellen einzufinden; einen Grund, für den Lord Ponsonby nach Nicks Ansicht wohl wenig Verständnis fände.
    Weshalb er denn auch geflüchtet war: Erst in die Räumlichkeiten der Königlichen Gesellschaft für Altertumskunde, wo er sich in der Bibliothek verschanzte, in der niemand je von Damenjournalen gehört, geschweige denn sie gelesen haben dürfte. Leider hatte der Schreiberling ganze Arbeit geleistet, denn es war kaum eine Stunde vergangen, ehe ein Hausdiener ihm mitteilte, dass vier Damen unterschiedlichsten Alters und Ranges ihre Figurinen begutachten lassen wollten und darauf bestünden, dass Lord Nicholas persönlich sich ihrer annähme.
    Nick grauste es, wenn er nur daran dachte.
    Er hatte den Diener für seine Diskretion fürstlich entlohnt und war erneut geflüchtet, diesmal recht unwürdig durch die Hintertür der Gesellschaft, wo er auf eine schmuddelige Gasse gelangt war, die seine Laune wenig zu heben vermocht hatte. Mit tief in die Stirn gezogenem Hut hatte er sich zum Dog and Dove durchgeschlagen, seinem Refugium. Seit Stunden schon saß er nun hier und hatte es sich in einem lauschigen Eckchen gemütlich gemacht.
    Man hätte auch sagen können, er saß in der Falle.
    Wenn eine junge Aufwärterin ihm schöne Augen machte, ließ er es sich für gewöhnlich nicht nehmen, die offerierten Reize zu begutachten. Aber die dralle Blondine war nun schon die vierzehnte ihres Geschlechts, die seine Reize ganz unverhohlen begutachtete, und so langsam reichte es ihm. Finster starrte er erst das Mädchen an, dann sein Bier und wurde zunehmend gereizt und verdrießlich. „Ich muss raus aus dieser verdammten Stadt.“
    Das tiefe, dunkle Lachen auf der anderen Seite des Tisches besserte seine Laune keinen Deut.
    „Pass bloß auf. Ich könnte mich versucht sehen, dich zurück in die Türkei expedieren zu lassen“, knurrte Nick.
    „Das solltest du nicht. Ich möchte mir den letzten Akt dieser Komödie nur ungern entgehen lassen.“ Durukhan, sein Freund und Gefährte aus alten Tagen, drehte

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