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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
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sich um und ließ seine dunklen Augen über das ansehnliche Weibsbild schweifen. „Schade. Sie würdigt mich keines Blickes.“
    „Kluges Mädchen.“
    „Wahrscheinlicher ist, dass sie alles glaubt, was sie in den bunten Blättern liest.“ Rock, so Durukhans Vorname, lachte, als Nicks Miene nur noch finsterer wurde. „Komm schon, Nick, was soll daran so schlimm sein? Londons Frauen wissen nun allesamt um deine … Gaben.“
    Nick musste an den stetig wachsenden Stapel Einladungen denken, die zu Hause auf ihn warteten, eine jede von einer Familie mit unverheirateter Tochter. Er trank einen tiefen Schluck, setzte den Zinnkrug auf den Tisch und murmelte: „Das ist ja das Schlimme.“
    „Koste es aus. Jetzt kannst du jede Frau haben, die du willst.“
    Nick bedachte seinen Freund mit eisigem Blick. „Ich bin auch ohne diesen verdammten Artikel nicht zu kurz gekommen, vielen Dank.“
    Rock quittierte es mit leisem Spott, drehte sich um und winkte die junge Aufwärterin herbei. Schnurgerade wie ein Pfeil kam sie herangeschossen, beugte sich tief über den Tisch, um Nick ihre üppigen Rundungen zu präsentieren, und schnurrte leise: „Mylord … Sie wünschen etwas?“
    „Könnte man so sagen“, kam es von Rock.
    Das unverschämte Frauenzimmer ließ sich auf Nicks Schoß nieder und drängte sich an ihn. „Ich bin alles, was du dir wünschst, Schätzchen. Alles, was du willst.“
    Er nahm ihren Arm von seinen Schultern und fischte ein Fünfschillingstück aus der Tasche. „Ein verlockendes Angebot, gewiss“, meinte er, drückte ihr die Münze in die Hand und hob sie von seinem Schoß. „Leider will ich einfach nur noch ein Bier. Schau dich heute Abend anderswo nach Gesellschaft um.“
    Einen Moment wirkte sie deutlich enttäuscht, dann wandte sie Rock ihre Aufmerksamkeit zu, betrachtete seine breite Brust, die braune Haut und die kräftigen Arme mit Wohlgefallen. „Und, wie wär’s? Manche Mädels mögen so dunkle Typen nicht, aber ich denke, wir kommen schon klar.“
    Rock rührte sich nicht, doch Nick sah, wie sein Freund die Schultern anspannte. „Verzieh dich“, stieß er tonlos hervor und wandte sich ab.
    Beleidigt, gleich zweimal abgeblitzt zu sein, zog sie davon – um Bier zu holen, hoffte Nick. Während er ihr nachschaute, merkte er, wie schon die nächsten Frauen ihn ins Visier nahmen. „Sie sind wie Raubtiere, allesamt.“
    „Geschieht dem bulan ganz recht, mal der Gejagte zu sein.“
    Nick verzog das Gesicht, als er das Wort hörte. Seit Jahren hatte niemand ihn mehr bulan genannt – den Jäger. Mittlerweile war das Wort bedeutungslos, nur mehr ein Relikt seiner Jahre im Orient, als er ein Mann ohne Namen gewesen war, ausgestattet nur mit einem Talent, das ihm letztlich zum Verhängnis geworden war.
    Ironie des Schicksals, dachte er, hatte seine Zeit im Osmanischen Reich doch ein jähes Ende gefunden, als eine Frau ihr Augenmerk auf den bulan gerichtet und er den Fehler begangen hatte, ihr in die Fänge zu gehen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
    Zweiundzwanzig Tage hatte er in einem türkischen Gefängnis ausgeharrt, ehe Rock ihn gerettet und nach Griechenland geschleust hatte – wo Nick dem bulan für immer abgeschworen hatte.
    Meist war er froh, friedlich in London zu leben, sich um sein Anwesen und seine Antiken kümmern zu können. Doch bisweilen vermisste er sein altes Leben.
    Zu jagen gefiel ihm eindeutig besser, als gejagt zu werden.
    „Frauen benehmen sich in deiner Gegenwart doch immer so“, riss Rock ihn aus seinen Gedanken. „Heute fällt es dir einfach nur auf. Nicht, dass ich ihr Interesse je verstanden hätte. Du bist doch ziemlich …“
    „Willst du Prügel?“
    Rock grinste. „Sich im Wirtshaus zu prügeln, dürfte sich für ein Prachtexemplar feiner Lebensart kaum ziemen.“
    „Ein geringer Preis dafür, dir dieses Grinsen wegzupolieren.“
    Rock lachte. „Dass du jetzt so begehrt bist, scheint dein Hirn benebelt zu haben, wenn du tatsächlich glaubst, du könntest es mit mir aufnehmen.“ Er ließ seine Muskeln spielen. „Wo ist dein Humor geblieben? Du würdest dich prächtig amüsieren, würde mir das widerfahren. Oder deinem Bruder.“
    „Aber ich bin nun mal derjenige welcher.“ Nick ließ seinen Blick schweifen und stöhnte, als er einen großen dunkelhaarigen Mann das Wirtshaus betreten sah. Der Neuankömmling blieb an der Tür stehen und ließ gleichfalls den Blick schweifen, ehe er Nick entdeckte. Belustigt hob er eine Braue und drängte sich durch die

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