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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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jetzt auf meiner Reise durch die Tiefebene und durch die feuchten Waldtäler der Gebirge gesehen, daß dieses Klima für den Numen, der sich wenigstens einen Teil des Tages im Freien aufhalten muß, wie es doch auf Reisen unvermeidlich ist, in gefährlichster Weise wirkt. Der Regen, der Regen! Wer diese Himmelsplage erfunden hat! Bald prickelt es von allen Seiten in mikroskopischen Wassertröpfchen, bald braust es in Sturzgüssen hernieder, bald fällt es mit jener eintönigen, hypnotisierenden, tödlichen Langeweile herab wie heute. Die Luft, mit Dampf gesättigt, lähmt die Tätigkeit der Haut und läßt uns ersticken. Ich war manchmal wie verzweifelt. Wir dürfen niemand länger als ein halbes Jahr im Winter oder ein Vierteljahr im Sommer hier lassen, oder wir bringen Lungen und Herz nicht wieder gesund nach dem Nu. Was nutzen uns die trefflichen antibarischen Apparate, wenn das infame Wasser uns im wahren Sinne des Wortes ersäuft? Da oben am Pol war das nicht so merklich, wir lebten ja auch mehr nach unsrer eignen Weise. Aber hier in Deutschland –. Warum mußten Sie sich auch gerade dieses Volk zu Ihrem Experiment ausersehen? Es gibt doch Gegenden, in denen wir einigermaßen besser fortkommen würden, zum Beispiel die großen Steppen im Osten, und überall, wo es trocken ist –«
    »Aber mein verehrter Hil! Unsre Kulturbestrebungen können wir doch nur dort betreiben, wo wir die Bevölkerung am besten vorbereitet finden, also wo die Volksbildung die vorgeschrittenste ist. Deswegen mußte ich Deutschland wählen, und vornehmlich darum, weil ich es am besten kenne. Höchstens an England hätte ich, aus andern Gründen, denken können, aber dort ist es noch viel feuchter. Und aus allen andern Staaten klagen die Kultoren und Residenten ebenso. Hier liegt ein ganzer Stoß von Urlaubs- und Entlassungsgesuchen von Leuten, die noch keine drei Monate im Lande sind. Doch Sie setzten ja so viele Hoffnung auf das Anthygrin. Hat sich denn dieses Heilmittel nicht bewährt?«
    »Das Anthygrin ist in der Tat ein ausgezeichnetes Spezifikum gegen das Erdfieber, und mit dem Chinin zusammen hält es uns einige Zeit aufrecht. Aber es wird nicht lange vertragen, andere Organe werden ruiniert. Ich habe es jetzt sehr stark anwenden müssen, und nun bin ich hauptsächlich deswegen so schwach, weil ich nichts mehr essen kann.«
    »Sie sollten sich an Menschenkost gewöhnen. Man muß sich eben nach dem Land richten. Im übrigen müssen wir uns damit abfinden, daß unsre Beamten schnell wechseln. Wir wollen versuchen, ihnen öfter einen kürzeren Urlaub in günstigere klimatische Verhältnisse, etwa nach Tibet, zu geben. Dort hat sich ja jetzt eine vollständige Marskolonie entwickelt. Und wissen Sie, Sie brauchen Ihren Bericht nicht hier abzufassen, Sie können das tun, wo Sie sich wohler fühlen, vielleicht in den Alpen, oder auch weiter fort. Ich stelle Ihnen ein Regierungsschiff zur Verfügung.«
    »Ja, wenn wir in der Lage wären, jedem ein Luftschiff mitzugeben – das wäre freilich das beste Mittel. Zehntausend Meter in die Höhe, das kuriert besser als Anthygrin und alle Mittel.«
    »Das können wir freilich uns vorläufig nicht leisten, aber in einigen Jahren, wenn wir die Energiestrahlung auf der Erde besser ausnutzen können, wird es hoffentlich möglich sein. Etwas ließe sich inzwischen schon tun. Man könnte einige Schiffe zu einer Höhen-Luftstation einrichten und so doch abwechselnd den einzelnen Erleichterung schaffen.«
    »Tun Sie darin bald, was Sie tun können.«
    »Ich kann jetzt nicht größere Geldmittel verlangen. Der Etat für dieses Jahr ist erschöpft. Wir haben kolossale Anlagekosten gehabt.«
    »Ganz gleich, mögen es die Menschen bezahlen.«
    Ell sah den Arzt erstaunt an.
    »Nun ja«, lenkte Hil ein, »es klingt etwas roh. Schließlich wird es doch darauf hinauskommen. Doch entschuldigen Sie meine – meine Ausdrucksweise. Ich fühle selbst, daß ich jetzt so leicht heftig, nervös gereizt bin. Man lernt ja die Menschen nicht gerade sehr hoch schätzen – übrigens ist das die allgemeine Ansicht bei unsern Beamten, daß es ganz gut wäre, lieber Steuern zu erheben als Entschädigungsgelder zu zahlen.«
    »Ich verstehe Sie gar nicht mehr, lieber Freund. Das wäre die Ansicht bei unsern Beamten? Dagegen würde ich mich doch recht ernstlich erklären.«
    »Da es mir einmal so – wie man hier redet – herausgefahren ist, so mag es denn auch gesagt sein«, erwiderte Hil, »obwohl ich erst in meinem Bericht

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