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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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greifend. »Ja, ich sehe es ganz deutlich. Den Turm und die Plattform des Hauses. Das möchte ich einmal in der Nähe sehen. Es ist ja gar nicht weit.«
    »Doch mehr als zwanzig Kilometer.«
    »In drei Minuten sind wir drüben. Hätten Sie nicht Lust, Ihre Heimat wieder einmal zu besuchen?«
    »Jetzt?« sagte Isma. »Was sollte ich dort? Alles würde mich nur traurig stimmen. Nein, auf keinen Fall. Und noch dazu mit dem Luftschiff, bei welchem die ganze Stadt zusammenlaufen würde. Oh, Sie wissen nicht, wie man in Friedau über mich denkt.«
    »Das ist schade. Ich möchte so gern –« La zögerte einen Augenblick und fuhr dann fort: »Ich möchte, offen gestanden, gern einmal mit Grunthe sprechen. Wir hatten uns eigentlich vorgenommen, ihn zu besuchen, nicht wahr, Se?«
    »Natürlich«, sagte Se lächelnd. »Wir wollen einmal sehen, was er für Augen macht. Und vielleicht weiß er, wo Sal –«
    Sie unterbrach sich auf einen Blick von La.
    »Ich aber muß, wie Sie wissen«, sagte Isma, »gegen sieben Uhr wieder in Berlin sein, ich habe noch eine Vorlesung heute abend – und jetzt – es ist schon fünf Uhr vorüber.«
    »Nun, dann müssen wir Sie freilich nach Hause bringen. Oder noch einfacher, wir können ja beides vereinigen – das Schiff führt Sie nach Berlin und holt uns dann wieder hier ab. Es ist so schön hier, und ich sitze sehr gern noch ein Stündchen im Freien.«
    Isma überlegte. »Aber dann ist es doch besser«, sagte sie, »Sie suchen einen geschützteren Ort auf, daß Sie eine Unterkunft finden können, falls das Gewitter heraufkommt. Hier wäre es auch für das Schiff nicht möglich, Sie während des Unwetters aufzunehmen, denn dann ist alles dicht in Wolken gehüllt. Wollen Sie denn überhaupt mit diesem auffallenden Schiff bei Grunthe ankommen?«
    »Sie haben recht«, sagte La, »er ist imstande und macht sich vor uns aus dem Staub, wenn wir ihn nicht überraschen. Sie kennen die Gegend, geben Sie uns einen Rat, wo wir uns am besten wieder abholen lassen können.«
    »Sobald es dunkel ist«, antwortete Isma nach einigem Nachsinnen, »findet Sie das Schiff nirgends besser als im Garten der Sternwarte selbst. Dort hat sich Ill, als er Grunthe vom Pol zurückbrachte und dann mit mir –, dort hat das Luftschiff Ills zwei Tage unbemerkt von den neugierigen Friedauern gelegen.«
    »Aber wie kommen wir dahin?«
    »Wir fahren jetzt nach einer Stelle im Wald, von wo Sie in wenigen Minuten nach einem bekannten Aussichtspunkt zu Fuß gelangen können. Von dort fährt die Bahn nach Friedau, jede Viertelstunde geht ein Wagen. In fünfundvierzig Minuten kommen Sie damit nach der Stadt bis dicht an die Sternwarte. Daß auf der Sternwarte noch abends Fremdenbesuch eintrifft, ist ja nichts Ungewöhnliches.«
    »Gut, so wollen wir es machen. Von halb neun Uhr an soll mein Schiff für uns im Garten der Sternwarte bereitliegen. Wenn Sie dem Schiffer bei der Rückfahrt von weitem die Stelle zeigen und die Lokalität ein wenig beschreiben, findet er sich zurecht. Er ist ein sehr geschickter Mann. Nun lassen Sie uns zum Schiff gehen.«
    Ein schmaler Fußweg zwischen dichtem, jungem Fichtengebüsch, auf dem nur eine Person hinter der andern schreiten konnte, führte die drei Damen nach einer Lichtung, wo die schimmernde Luftyacht ›La‹ ruhte. Kaum hatten sie diese betreten, als sie sich in die Lüfte erhob und nach Ismas Weisung einem der bewaldeten Hügel zuflog, mit denen der Höhenzug nach der Ebene hin abfiel. Hier fand sich wieder eine Waldwiese, auf welcher das Schiff sich bequem niederlassen konnte. Isma führte La und Se durch den Wald bis nach einem sorgfältig gebauten Promenadenweg.
    »Wenn Sie nun in dieser Richtung weitergehen«, sagte sie, »so sind Sie in fünf Minuten an dem großen Gasthaus ›Zur schönen Aussicht‹, und unmittelbar unter demselben liegt die Haltestelle der Bahn. Sie können nicht mehr fehlen. Halten Sie sich aber nicht auf, denn das Gewitter kommt näher, und auch ich muß mich eilen, damit ich vor seinem Ausbruch fortkommen.«
    »Seien Sie unbesorgt und reisen Sie glücklich!« sagte La. »Wir sehen uns bald wieder. Sind Sie einmal im Schiff, so kann Ihnen kein Wetter etwas anhaben. Sie sind im Augenblick darüber oder so weit, als Sie wollen.«
    Nach herzlichem Abschied ging Isma durch den Wald zurück, während La und Se auf dem bequemen Weg sanft bergab stiegen. Bald gelangten sie an eine Bank, von welcher sich ein lieblicher Blick über den Wiesengrund des Tales mit seinen

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