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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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von seinem Amt verfügen, sondern es wurden Verhandlungen mit der Wiener Regierung notwendig. Von dort aus konnte erst an Ell berichtet werden.
    So waren mehrere Tage seit der Flucht Saltners vergangen, ehe Ell von derselben erfuhr. Nun wurde auf Grund der Klage der Behörden und der Einwohner des Bozener Instruktionsbezirks die Disziplinaruntersuchung gegen Oß erhoben und der Unterkultor in Wien angewiesen, sich persönlich nach Bozen zu begeben. Man konnte annehmen, daß er heute daselbst eintreffen würde. Aber für Saltner wurde der Stand der Sache dadurch nicht gebessert. Seine Selbsthilfe war vom Standpunkt der Martier aus eine Gesetzesverletzung, die eine eindringliche strafrechtliche Verfolgung erforderte, weil man die Autorität der Nume unbedingt aufrechterhalten wollte. Ell konnte daher nicht anders handeln, als die Maßregeln zu bestätigen, durch welche die Verhaftung Saltners erzielt werden sollte. Isma berichtete ausführlicher über die Beschuldigung, die von dem Instruktor gegen Saltner erhoben wurde. Danach erschien es, als hätte Saltner den Instruktor auf offner Straße insultiert, die Einwohner zum Widerstand aufgefordert, seine Mutter und die Magd endlich durch einen raffinierten Betrug aus dem Laboratorium entführt.
    Se dachte im stillen: Wie gut, daß man nicht weiß, was er schon auf dem Mars verbrochen hat! La jedoch sagte mit künstlicher Ruhe: »Man wird doch erst hören müssen, wie sich die Sache von Saltners Seite aus ansieht.«
    »Gewiß«, erwiderte Isma »und ich kann Ihnen auch darüber Auskunft geben. Ell hat nämlich gestern einen Brief von Saltner selbst erhalten, worin er ihm offen seine Handlungsweise darlegt und ihn um Hilfe gegen die ihm drohende Verfolgung angeht.«
    »Einen Brief? So weiß man also, wo er sich aufhält? So ist er in Sicherheit?«
    »Das kann man nicht sagen. Der Brief ist auf einer Station zwischen Bozen und Trient aufgegeben. Die dortigen Einwohner sind natürlich alle auf Saltners Seite und werden ihn nicht verraten. Jedenfalls hat einer der Führer oder Träger, die ohne Zweifel bei Saltners Flucht beteiligt waren, den Brief zur Station gebracht. Saltner selbst hält sich wahrscheinlich im Hochgebirge auf irgendeiner versteckt liegenden Hütte auf.«
    Isma erzählte nun, was Saltner getan hatte, nach seiner eigenen Schilderung in dem Brief, den Ell ihr gestern vorgelesen hatte.
    Se schüttelte den Kopf und sagte: »Das sieht alles Saltner ganz ähnlich. Aber die Sache steht doch recht schlimm. Wenn man ihn bekommt, wird es ihm sehr übel ergehen.«
    »Warum?« fuhr La plötzlich auf. »Ich glaube jedes Wort, was Saltner schreibt, und dann hat er sich gar nichts zuschulden kommen lassen. Er hat Oß nicht angegriffen und sich seinen Befehlen nicht widersetzt, denn es waren ihm noch keine zur Kenntnis gekommen; und die Befreiung seiner Mutter hat er auf einem Weg bewirkt, der rein formell nicht anzugreifen ist.«
    »Ell ist doch anderer Ansicht«, erwiderte Isma. »Er entschuldigt zwar Saltner, der in seiner Lage und nach seinem Charakter nicht wohl anders handeln konnte, aber er glaubt doch, daß man ihn verurteilen wird. Und jedenfalls muß er dem Gesetze freien Lauf gestatten, und, so leid es ihm tut, Saltner aufheben lassen.«
    La erblaßte in heimlicher Angst. »Und wie glaubt man seiner habhaft zu werden?« fragte sie.
    »Ganz leicht wird es ja nicht sein, aber in einigen Tagen bekommt man ihn sicher. Nur wenige der dortigen Führer kennen seinen Aufenthalt, und von ihnen verrät ihn keiner. Auch die Kenner der dortigen Berge werden sich nicht dazu hergeben. Nume können überhaupt nicht auf diese Höhen steigen und die verborgenen Schluchten durchsuchen. Aber der Wiener Unterkultor hat ein Luftboot zur Verfügung, und auch Ell würde nicht anders können, als ein solches bereitzustellen. Dann lassen sich die Berge mit Leichtigkeit absuchen, und es ist nicht denkbar, wie Saltner entkommen sollte.«
    »Wenn er aber doch entkäme?«
    »Wohin reichte die Macht der Nume nicht?«
    »Es handelt sich zuerst nur um die Behörden des Mars auf der Erde. Auf dem Nu selbst hört jede obrigkeitliche Gewalt der Kultoren oder Residenten auf. Dann müßte erst der Zentralrat selbst die Auslieferung beschließen. Und selbst dieser könnte nicht in den Privatbesitz, in das Haus eindringen, um den Besitzer zu verhaften.«
    »Ich weiß wohl, aber wie sollte Saltner auf den Nu gelangen? Und wenngleich, die Frage ist ja eben, ob man dem Paß, den Saltner besitzt, die

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