Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
Vom Netzwerk:
dem Gürtel und stürzte auf die Martier zu, indem er rief: »Hierher, Leute, hier sind die Mörder! Faßt sie!«
    Der Martier erhob aufs neue seine Waffe – sein Begleiter war unbewaffnet –, und auch der Revolver entfiel dem Offizier – er konnte seine linke Hand ebenfalls nicht mehr bewegen. Gleichzeitig aber wurde der Martier durch einen Stoß in den Rücken niedergeworfen. Die Matrosen waren im Sturmlauf herangekommen. Im Handgemenge waren die Martier ohnmächtig. Sie wußten dies und machten daher auch keinen weiteren Versuch, sich zu wehren. Auf den Befehl des wütend gewordenen Offiziers wurden sie gefesselt, und die Matrosen trieben sie mit Fauststößen vor sich her, um sie in das Boot zu bringen.
    Die Schüsse und das nachfolgende Geschrei hatten die beiden im Boot zurückgebliebenen Martier aufmerksam gemacht; da sie aber nicht schnell genug über die Felsen hätten klettern können, die sie vom Schauplatz des Kampfes trennten, ließen sie das Luftboot so weit aufsteigen, daß sie beobachten konnten, was geschehen. Sobald sie ihre Kameraden gefangen sahen, versuchten sie, ihnen mit dem Luftboot zu Hilfe zu kommen. Aber kaum näherte sich dieses, als die Engländer ein Schnellfeuer eröffneten. Die Geschosse drangen in die Rob-Wände des Bootes ein, und wenn sie dieselben auch nicht durchschlugen, so lag doch die Gefahr nahe, daß sie Stellen trafen, an denen der feine Mechanismus des Steuerapparates beschädigt werden konnte. Die Martier stiegen daher mit ihrem Boot schleunigst so hoch, daß sie von den Kugeln nicht mehr gefährdet waren, und überlegten, was zu tun sei. Sie besaßen zwei Telelytgewehre, mit denen sie imstande gewesen wären, aus sicherer Entfernung die ganze Mannschaft zu vernichten oder wehrlos zu machen, um dann ihre Kameraden zu befreien. Aber da sie sowohl selbst, der Luftströmung wegen, nicht völlig ruhig liegen konnten, und auch die Gefangenen mitten zwischen den Matrosen in Bewegung waren, konnten sie aus so großer Entfernung nicht auf ein sicheres Zielen und genau berechenbare Wirkung vertrauen. Während sie zögerten, wurden ihre Kameraden in das Boot gebracht, das sich mit schnellen Ruderschlägen vom Ufer entfernte. Sie folgten ihm in der Höhe und sahen bald das Kriegsschiff in der Ferne. Als sie dieses nun in schnellem Flug erreichen und umkreisen wollten, bemerkten sie zu ihrem Schrecken, daß der Mechanismus des Steuerruders nicht mehr völlig funktionierte. Sie konnten ihr Boot nur langsam und in beschränkter Weise lenken. Unter diesen Umständen beschlossen sie, so schnell wie möglich nach der Insel am Pol zurückzukehren. Sie brauchten dazu die doppelte Zeit wie gewöhnlich. Von hier aus wurde nach der Außenstation gesprochen, von der aus es möglich war, Ill mit seinem größeren Luftschiff, das zur Verteidigung wie zum Angriff mit Repulsitgeschützen ausgerüstet war, zur Hilfe herbeizurufen.
    Kapitän Keswick scheitelte bedenklich den Kopf zum Bericht des Leutnants Prim, der es übrigens nicht für nötig hielt, sich über seinen mißglückten Jagdversuch näher auszulassen. Keswick konnte sich nicht recht vorstellen, wie diese beiden Männer, die sich offenbar nur mit Mühe aufrecht zu erhalten vermochten, ohne Waffen die harten Köpfe seiner Matrosen hätten zerschlagen können. Noch mehr freilich wunderte ihn die Lähmung der Hände seines Leutnants. Eine nähere Untersuchung erforderte aber vor allem, daß mit den beiden Fremdlingen ein Verhör angestellt wurde. Diese indessen sprachen kein Wort.
    Keswick trat zu ihnen und betrachtete sie näher. Er redete sie auf englisch und französisch an und auch in der einzigen Sprache, von der er noch etwas wußte, auf chinesisch. Sie verstanden ihn offenbar nicht. Aber sie öffneten jetzt zum erstenmal ihre bisher halb geschlossen gehaltenen Augen. Finster blickten sie auf ihre Fesseln und richteten dann ihre Augen voll auf den Kapitän. Es lag nichts Feindseliges in diesem Blick, aber ein tiefer Vorwurf und zugleich ein mächtiger Stolz. Unwillkürlich wich Keswick zurück. Auch die herumstehenden Offiziere und Matrosen fühlten sich seltsam betroffen.
    »Nehmen Sie den Leuten die Fesseln ab«, sagte der Kapitän. »Das ist hier nicht nötig. Und behandeln Sie sie anständig.«
    Sobald die Stricke entfernt waren, begann der ältere der Martier zu sprechen. Obgleich der Kapitän kein Wort verstand, machte die Rede doch den Eindruck, daß er hier etwas noch nie Vorgekommenes und Unerklärliches erfahre. Er wußte

Weitere Kostenlose Bücher