Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
Vom Netzwerk:
mit Ausnahme der unten angegebenen Bestimmung über das Heerwesen.
    Alle internationalen Verträge und Kundgebungen bedürfen zu ihrer Gültigkeit der durch mich zu vollziehenden Bestätigung der Marsstaaten.
    Alle Kriegsrüstungen sind verboten. Die von den europäischen Regierungen ausgegebenen Mobilisierungsbefehle sind aufzuheben. Die Friedenspräsenzstärke ihrer Heere wird auf die Hälfte der bisherigen herabgesetzt. Die Hauptwaffenplätze werden unter Oberaufsicht eines von mir zu ernennenden Beamten gestellt.
    Alle Regierungen werden eingeladen, bevollmächtigte Vertreter zu der Weltfriedenskonferenz zu entsenden, die am 30. Mai unter meinem Vorsitz am Nordpol der Erde wird eröffnet werden.
    Von der Bevölkerung der Erde erwarte ich, daß sie die Bemühungen der Marsstaaten, ihr die vollen Segnungen des Friedens und der Kultur zu bringen, mit allen Kräften unterstützen wird.
    Gegeben am Nordpol der Erde, den 15. Mai
    Ill,
Präsident des Polreichs der Nume.
Bevollmächtigter Protektor der Erde.«
     
    Mit klingendem Spiel und von der Menge mit Hochrufen begrüßt rückten zwei Kompagnien der Garde vor das Gebäude der Botschaft der Marsstaaten, um dasselbe gegen etwaige Übergriffe der aufgeregten Bevölkerung zu schützen. Ein Adjutant begab sich in das Haus, um dem Botschafter zu melden, daß die Regierung Seiner Majestät dem Präsidenten des Polreichs nach dem bereits telegraphisch übermittelten Protest nichts weiter mitzuteilen habe.
    Eine Viertelstunde später erhoben sich die Luftschiffe der Martier und richteten unter dem tobenden Gejohle der Menge ihren Flug nach Norden.

43. Kapitel – Die Besiegten
    E s war an einem regnerischen Augustabend des Jahres, das auf die tumultuarische Abreise der Gesandtschaft der Marsstaaten aus Berlin gefolgt war, als ein Mann, in einen Reisemantel gehüllt, hastig die menschenleere Straße hinaufstieg, die nach der Sternwarte in Friedau führte. Ein dichter Bart und der tief ins Gesicht gerückte Hut ließen wenig von seinen Zügen erkennen. Hin und wieder warf er aus scharfen Augen einen scheuen Blick nach der Seite, als fürchtete er, beobachtet zu werden. Aber niemand bemerkte ihn. Die Laternen waren noch nicht angezündet, und der leise niederrieselnde Regen verschluckte das letzte Licht der Dämmerung.
    Je näher der Fremde dem eisernen Gittertor der Sternwarte kam, um so mehr verzögerte sich sein Schritt, als suche er einen Augenblick hinauszuschieben, den er noch eben so eilig erstrebte. Vor dem Tor stand er eine Weile still. Er spähte nach den dunkeln Fenstern des Gebäudes. Er nahm den Hut ab und trocknete die Stirn. Sein Gesicht war tief gebräunt und trug die Spuren harter Entbehrungen und schwerer Sorgen, die ihm das Haar gebleicht hatten. Mit einem plötzlichen Entschluß zog er die Klingel.
    Es dauerte lange, ehe sich ein Schritt hören ließ. Ein junger Hausbursche öffnete die Tür.
    »Ist der Herr Direktor zu sprechen?« fragte der Fremde mit tiefer Stimme.
    »Der Herr Doktor Grunthe ist ausgegangen«, antwortete der Diener. »Aber um halb neun kommt er wieder.«
    »Ist denn Herr Dr. Ell nicht mehr hier?«
    »Den kenne ich nicht. Oder – Sie meinen doch nicht etwa – aber das wissen Sie ja –«
    »Ich meine den Herrn Dr. Ell, der die Sternwarte gebaut hat.«
    »Ja – der Herr Kultor residieren doch in Berlin –«
    Der Fremde schüttelte den Kopf. »Ich werde in einer Stunde wiederkommen«, sagte er dann kurz.
    Er wandte sich um und ging. Der Herr Kultor? Was sollte das heißen? Er wußte es nicht. Gleichviel, er würde ihn finden. Also Grunthe war hier. Das war ihm lieb, bei ihm konnte er Auskunft erhalten. Aber wohin inzwischen?
    Einige Häuser weiter, in einem Nebengäßchen, leuchtete eine rote Laterne. Er fühlte das Bedürfnis nach Speise und Trank. Er wußte, die Laterne bezeichnete ein untergeordnetes Vorstadtlokal; von den Gästen, die dort verkehrten, kannte ihn gewiß niemand, würde ihn niemand wiedererkennen. Dorthin durfte er sich wagen.
    Er trat ein und nahm in einer Ecke Platz. Das Zimmer war fast leer. Er bestellte sich etwas zu essen.
    »Wünschen Sie gewachsen oder chemisch?« fragte der Wirt.
    »Was ist das für ein Unterschied?«
    Der Wirt sah den Fremden erstaunt an. Dieser bedauerte seine Frage, da er sah, daß er dadurch auffiel, und sagte schnell: »Geben Sie mir nur, was das Beste ist.«
    »Das ist Geschmackssache«, sagte der Wirt. »Das Gewachsene ist teurer, aber wer nicht für das Neue ist, zieht es doch

Weitere Kostenlose Bücher