Auf zwei Planeten
Könige sich neigen. Ich weiß es freilich, daß wir verloren sind. Ich habe Ill gesehen, wie er mit seinen Martiern nur einige Schritte durch den Garten der Sternwarte von Friedau schlich, auf Krücken gestützt und zusammenbrechend unter der Erdschwere. Und ich habe ihn heute gesehen, durch den Garten des Kanzlerpalais schreitend, aufgerichtet wie ein Fürst, im schimmernden Panzerkleid; unter den Knien schützten ihn weit nach den Seiten ausgebogene Schäfte und über dem Haupt, auf kaum sichtbaren Stäben, von der Schulter gestützt, der glänzende diabarische Glockenschirm gegen die Schwere. So haben sie es verstanden, sich von dem Druck der Erde unabhängig zu machen. Aber dies alles würde ihnen nichts nützen, wenn wir selbst wüßten, was wir wollen.«
Auf der Treppe entstand Lärm. Man vernahm eine helle Stimme.
»Sakri, lassens mich los! Ich kenn’ mich schon aus.«
»Das ist Saltner«, rief Torm. Er stürzte zur Tür. Sie flog auf.
»Da bin ich halt wieder! Grüß Gott viel tausendmal!«
Er schüttelte beiden die Hände.
»Und meine Frau?« war Torms erste Frage.
»Machens sich keine Sorge!« sagte Saltner. »Die Frau Gemahlin wird bald nachkommen, es geht ja jetzt alle paar Tage ein Schiff nach der Erde.«
»So ist sie nicht mitgekommen?« rief Torm erbleichend.
»Sie hat halt nicht gekonnt. Sie ist ein bisserl bettlägrig, aber ’s hat weiter nichts auf sich, nur daß sie der Doktor nicht gerad wollt’ reisen lassen.«
»So hat sie geschrieben?«
»Schreiben konnte sie nicht. Aber grüßen tut sie gewiß vielmals.«
»So haben Sie sie gar nicht gesprochen?«
»Das war mir gerad in den Tagen nicht möglich, weil sie noch zu schwach war. Aber der Doktor sagt, sie wird bald soweit sein, daß sie reisen kann. Sie brauchen sich wirklich nicht zu ängstigen.«
Torm setzte sich.
»Und Ell?« fragte er finster. »Wo ist Ell?«
»Er ist zurückgeblieben, bis die Frau Gemahlin reisen kann. Er wollte sie nicht allein lassen. Es ist vielleicht unrecht, daß ich allein gereist bin und nicht gewartet hab. Aber schauen Sie, die Sehnsucht, und dann dacht’ ich, es wär doch besser, ich brächte Ihnen selbst die Auskunft, als daß wir bloß schreiben sollten.«
»Es ist recht, daß Sie kamen«, sagte Torm, sich erhebend, »verzeihen Sie, daß ich zuerst an mich dachte, ich habe Ihnen ja soviel und herzlich zu danken. Und jetzt komme ich sogleich wieder mit einer Bitte. Sie sollen mir einen Platz auf dem nächsten Raumschiff erwirken, ich will nach dem Mars!«
Saltner und Grunthe blickten ihn erstaunt an.
»Das werden Sie doch nicht tun!« rief Saltner. »Sie würden sich mit der Frau Gemahlin verfehlen.«
»Das werde ich nicht. Ill ist hier. Grunthe wird mir die Bitte nicht verweigern, er wird mit ihm sprechen, uns eine Lichtdepesche zu gewähren. Wir werden erfahren, ob Isma noch dort ist, wir werden uns verständigen. Und wenn ihre Krankheit noch anhält, so werde ich reisen. Ich werde.«
»Das Reisen läßt sich schon machen. Ich bin jetzt mit der Gesandtschaft, das heißt heute im Nachtrab, angekommen, daher weiß ich’s. Von jetzt ab geht alle Wochen ein Luftschiff von hier nach dem Pol, und von dort an jedem 15. des Monats ein Raumschiff nach dem Mars, das Menschen als Passagiere mitnimmt. Man will den Planetenverkehr eröffnen. Es kostet hin inklusive Verpflegung bloß 500 Thekel – 5000 Mark wollte ich sagen.«
Torm sah ihn verwundert an. »Bloß?« fragte er.
»Ja, wir haben Geld. Fünftausend Mark sind die Währungseinheit.«
Torm ergriff seine Hand. »Setzen Sie sich erst und erzählen Sie dann.«
Saltner nahm Platz und begann zu sprechen. Grunthe fragte mitunter dazwischen. Torm aber hörte nur halb, seine Gedanken waren auf dem Mars. Sie war krank! Und immer wieder kam ihm die Frage, wie konnte Saltner dessen sicher sein? War sie auch wirklich krank? Und wenn sie nicht krank war?
»Ich muß reisen!« rief er plötzlich.
»Nun, nun«, sagte Saltner beruhigend. »Im Moment können Sie nichts tun. Ill ist jetzt gerade im Schloß.«
Torm sank auf seinen Platz zurück.
Erneuter Kanonendonner verkündete, daß sich der Kaiser neben dem Präsidenten des Polreichs vor dem jubelnden Volk zeigte.
Grunthe stand auf und schloß das Fenster.
Isma lag bleich und angegriffen auf ihrem Sofa. Langsam genas sie von der schweren nervösen Krankheit, die sie unter dem Zusammenwirken der ungewohnten Lebensverhältnisse und der seelischen Aufregungen ergriffen hatte.
Hil trat bei ihr
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