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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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könnten, ehe vielleicht wieder eine Sperrung eintritt. Auf jeden Fall aber würde Torm hierherkommen dürfen. Das hat Ill ihm zugesichert.«
    Isma schüttelte den Kopf. »Was Sie da alles sagen, verwirrt mich, ängstigt mich –« Und nach kurzem Schweigen fuhr sie fort: »Aber ich will gesund sein! Ich will gar nicht darüber nachdenken. Ich fühle, daß ich Ruhe brauche. Ich danke Ihnen herzlich, Ell, daß Sie gekommen sind. Nun weiß ich doch wieder, daß ich nicht verlassen bin.«
    Sie reichte ihm die Hand.
    »Leben Sie wohl, Isma. Sie können ganz ruhig sein. Sie werden bald gesund sein.«
    Er sah sie an mit den alten, treuen Augen und ging. Sie lächelte müde und lehnte sich zurück. Die Lider fielen ihr zu.
    »Ich will gesund sein«, dachte sie. Aber sie hörte schon nicht mehr, daß Hil bei ihr eintrat und sie teilnahmsvoll betrachtete.
     
    Eine Woche später, es war ein herrlicher Maitag, tobte eine aufgeregte Volksmenge in den Straßen der europäischen Städte. Überall hörte man Beschimpfungen der Martier. Wo man vor vier Wochen gejubelt hatte und Hurra geschrien, ertönte jetzt: »Nieder mit dem Mars!« Die Geschäfte mit Marsartikeln, die wie Pilze in die Höhe geschossen waren, sahen sich genötigt, ihre Läden zu schließen. »Nieder mit den Glockenjungens«, hieß es in Berlin, wo man die Martier ihrer diabarischen Helme wegen mit diesem geschmackvollen Titel beehrte. Die Menge demonstrierte vor dem Gebäude, das die Marsstaaten für ihre Botschaft gemietet hatten. Auf dem flachen Dach ruhten die Luftschiffe, bereit, in der nächsten Stunde die Hauptstadt zu verlassen.
    Aber nicht weniger erregt, vielmehr erfüllt von einem heiligen Zorn, war die Stimmung auf dem Mars. Die Nachricht von einem ungeheuren Blutvergießen der Menschen untereinander war angelangt. In der Türkei und in Kleinasien, wo man hauptsächlich nur aus Furcht vor England sich soweit im Zaume gehalten hatte, daß die europäischen Fremden sich sicher fühlen durften, war jetzt diese Schranke gefallen. Der mohammedanische Fanatismus flutete über. Auf einen heimlichen Wink der türkischen Regierung erhoben sich die Massen. Ein entsetzliches Gemetzel begann gegen die Christen. Die Gebäude der Botschaften wurden erstürmt, Männer, Kinder und Frauen binnen einer Nacht in gräßlicher Weise gemordet. Und furchtbar war die Rache. So weit die Kanonen der fremden Kriegsschiffe reichten, wurden am andern Tag die blühenden Küsten, Paläste und Moscheen Konstantinopels in Trümmerhaufen verwandelt. Und nicht genug damit. Zwischen den europäischen Staaten selbst entbrannte die Eifersucht, wer die Trümmer mit seinen Truppen besetzen sollte. Der Krieg war so gut wie ausgebrochen, ehe er formell erklärt war.
    Tiefe Empörung ergriff die Bevölkerung der Marsstaaten. Der Antibatismus gewann die Oberhand. Das Parlament forderte von der Regierung die sofortige Unterdrückung der Greuel und die Herstellung des Friedenszustandes auf der Erde. Am 12. Mai beschloß das Parlament unter Zustimmung des Zentralrats folgendes:
    »Da die Menschen nicht fähig sind, aus eigener Macht unter sich einen friedlichen Kulturzustand zu erhalten, sieht sich die Regierung der Marsstaaten gezwungen, hiermit das Protektorat über die gesamte Erde zu erklären und jede politische Aktion der Erdstaaten untereinander, ohne vorherige Zustimmung der Marsstaaten, zu verbieten. Der Präsident des Polreichs der Nume auf der Erde wird beauftragt und bevollmächtigt, alle Maßregeln sofort anzuordnen, die er für notwendig erachtet, um dem ausgesprochenen Willen der Marsstaaten auf der Erde, und zwar zunächst in Europa, Geltung zu verschaffen.«
    Es war dieser Beschluß der Marsstaaten und die von Ill hinzugefügte Erklärung, wodurch die Bevölkerung aller zivilisierten Staaten in so außerordentliche Aufregung geraten war. Die Mitteilung an die Regierungen war gleichzeitig in Form einer Bekanntmachung in den europäischen Staaten von den Martiern verbreitet worden. Man zerriß jetzt die Blätter, die sie enthielten, man entfernte die Plakate von den Häusern. Die Bekanntmachung lautete folgendermaßen:
     
    »Indem ich den vorstehenden Beschluß der Marsstaaten zur allgemeinen Kenntnis bringe, übernehme ich mit dem heutigen Tage in ihrem Namen die Schutzherrschaft über alle Staaten der Erde und bestimme wie folgt:
    Alle Regierungen und Nationen werden bis auf weiteres in ihren verfassungsmäßigen Rechten bestätigt und sind in ihren inneren Angelegenheiten frei,

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