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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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ein.
    »Wann kann ich reisen?« war, wie immer, ihre erste Frage.
    »Nun, nun«, sagte er, »sobald wir kräftig genug sind.«
    »Ach, Hil, das sagen Sie nun schon seit vierzehn Tagen. Lassen Sie es mich doch versuchen!«
    »Erst müssen wir einmal einen Versuch machen, wie es Ihnen bekommt, wenn Sie hier in Ihrem Zimmer anfangen, wieder ein wenig mit der Welt zu verkehren. Es wartet da schon lange einer, der Sie gern einmal sprechen und sehen möchte, aber ich habe bis jetzt nicht erlaubt –«
    »Und heute darf er kommen, ja?« unterbrach ihn Isma lebhaft.
    Hil lächelte. »Es ist ein gutes Zeichen, daß Sie selbst danach verlangen. Aber hübsch ruhig, Frau Isma, und höchstens ein Viertelstündchen! So will ich es ihm sagen lassen.«
    Er verabschiedete sich.
    Es dauerte nur wenige Minuten, bis Ell eintrat.
    Eine leichte Blutwelle drängte sich in Ismas Wangen, als sie ihm langsam die schlanke Hand entgegenstreckte, die er leidenschaftlich küßte. Lange hielt er die Hand fest, bis sie sie ihm sanft entzog.
    »Sie sind schon lange zurück?« sagte sie endlich verlegen.
    »Auf die Nachricht, daß Sie reisen dürften, kam ich hierher. Ich hätte Sie nicht allein reisen lassen, obwohl – doch sprechen wir von Ihnen. Ich fand Sie erkrankt. Es war unmöglich, Sie wiederzusehen.«
    »Und Sie sind mir nicht mehr böse?«
    »Isma!«
    »Ich habe es eingesehen, ich war ungerecht gegen Sie. Und ich war doch schuld, daß Sie Ihren Posten auf der Erde verließen –«
    »Sie wollten das Beste. Ich aber habe eine Schuld auf mich geladen – und ich werde sie büßen müssen. Jetzt ist für mich auf der Erde nichts mehr zu tun, aber die Zeit wird wieder kommen. Dann soll es nicht an mir fehlen.«
    »Und Sie wollen mich begleiten?«
    »Wenn Sie reisen dürfen. Aber –«
    »Was haben Sie, Ell? Seien Sie aufrichtig, ich beschwöre Sie – sagen Sie mir die Wahrheit! Sie glauben, ich werde nie wieder –«
    »Um Gottes willen, Isma, wenn Sie so sprechen, darf ich nicht hierbleiben. Sie dürfen sich nicht erregen. Sicherlich ist Ihr Gesundheitszustand in kurzer Zeit so vorgeschritten, daß Sie die Reise antreten dürfen. Nein, ich dachte nur an Verzögerungen, die möglicherweise aus anderen Gründen eintreten könnten, falls sich der Antritt der Reise nicht bald ermöglichen läßt –«
    »Verbergen Sie mir nichts. Man sagt mir sehr wenig von der Erde. Ich denke, Ill ist mit so großartigem Jubel in Berlin aufgenommen worden. Und mein Mann ist gesund –«
    »Darüber können Sie beruhigt sein. Ich darf Ihnen noch mehr sagen, Hil hat es jetzt erlaubt. Sollten Sie aus irgendeinem Grund an der Reise verhindert sein, so werden Sie Ihren Mann doch bald wiedersehen. Er ist an der Nordpolstation und erwartet dort die Nachricht, ob Sie kommen oder ob er nach dem Mars reisen soll.«
    »Nach dem Mars will er kommen! Und das wissen Sie? Und ich –?«
    »Briefe können noch nicht hier sein. Es kam nur eine Lichtdepesche von Ill. Aber Hil wollte Sie mit der Nachricht nicht aufregen – nun seien Sie auch vernünftig und zeigen Sie, daß Sie die Probe bestehen und uns nicht wieder kränker werden.«
    »Er will kommen! Aber wozu? Ich möchte doch lieber nach der Erde!«
    »Das sollen Sie ja auch. Nur für den Fall –«
    »Was für einen Fall?«
    »Wenn zum Beispiel die Verhältnisse auf der Erde in der nächsten Zeit sehr unruhig werden sollten –«
    »Ich denke, alles ist jetzt friedlich.«
    »Die letzten Nachrichten sind weniger erfreulich.«
    »Erzählen Sie, schnell! Unsre Viertelstunde ist bald um.«
    »Die Mächte sind in Streit geraten. Was soll ich Sie mit den politischen Einzelheiten ermüden, die ich selbst nur mangelhaft hier kenne, weil bisher erst Lichtdepeschen hergelangt sind. Es ist der Streit um die englische Erbschaft. Frankreich und Italien, Deutschland und Frankreich, Österreich und Rußland rechten um ihre Grenzen im Kolonialbesitz in Afrika, Asien und der Türkei. Am Mittelmeer gibt es kaum einen Punkt, über den man sich einigen kann. England ist ohnmächtig, die Marsstaaten schützen es in einigen Punkten, und gerade diese möchten die andern haben. Die Staaten rüsten gegeneinander, schon sind an den Kolonialgrenzen Schüsse gefallen, man muß darauf gefaßt sein, daß ein Weltkrieg ausbricht. Dies werden die Martier auf keinen Fall zugeben, und so steht zu befürchten, daß wir zu neuen Gewaltmaßregeln gegen die Menschen, diesmal auch gegen Deutschland, getrieben werden. Deshalb wäre es gut, wenn Sie bald reisen

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