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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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Haus geführt. Im Vorflur trat ihm Grunthe entgegen.
    »Was wünschen Sie?« fragte dieser, den späten Gast mißtrauisch musternd.
    »Ich möchte Sie in einer Privatangelegenheit sprechen«, sagte der Fremde mit einem Blick auf den Hausburschen.
    Beim Klang der Stimme zuckte Grunthe zusammen.
    »Bitte, treten Sie in mein Zimmer.«
    Der Fremde schritt voran. Grunthe schloß die Tür. Beide blickten sich eine Weile wortlos an.
    »Erkennen Sie mich wieder?« fragte der Fremde langsam.
    »Torm?« rief Grunthe fragend.
    »Ich bin es. Zum zweiten Male von den Toten erstanden. Ja, ich habe noch zu leben, bis –«
    Er schwankte und ließ sich auf einen Stuhl nieder.
    »Wo ist meine Frau?« fragte er dann.
    »In Berlin.«
    »Und Ell?«
    »In Berlin.«
    Torm erhob sich wieder. Seine Augen funkelten unheimlich.
    »Und wie – wovon lebt sie dort?« sagte er stockend. »Was wissen Sie von ihr?«
    »Ich – ich bitte Sie, legen Sie zunächst ab, machen Sie es sich bequem. Was ich weiß, ist nicht viel. Ihre Frau Gemahlin ist vollständig selbständig und lebt in gesicherten Verhältnissen. Sie hat alle Anerbietungen von der Familie Ills und von Ell zurückgewiesen und nur die Stelle als Leiterin einer der martischen Bildungsschulen angenommen. Sie müssen wissen, daß sich vieles bei uns geändert hat –«
    »Ich meine, was wissen Sie sonst? Was sagt man –«
    Er brach ab. Nein, er konnte nicht von dem sprechen, was ihm am meisten am Herzen lag, am wenigsten mit Grunthe.
    »Was sagt man von mir?« fragte er. »Meinen Sie, daß ich mich zeigen darf, daß ich wagen darf, nach Berlin zu reisen?«
    »Ich wüßte nicht, was Sie abhalten sollte. Allerdings weiß ich ja auch nicht, was mit Ihnen geschehen ist, wie es kam, daß Sie plötzlich verschwunden waren –«
    »Werde ich denn nicht verfolgt? Bin ich nicht von den Martiern, die ja jetzt die Gewalt in Händen zu haben scheinen, verurteilt? Hat man keine Bekanntmachung erlassen?«
    »Ich weiß von nichts – ich würde es doch aus den Zeitungen erfahren haben, oder sicherlich von Saltner, von Ell selbst – ich weiß wohl, daß Ell sich bemüht hat, Ihren Aufenthalt ausfindig machen zu lassen, aber ich habe das als persönliches Interesse aufgefaßt, es ist niemals eine Äußerung gefallen, daß man Sie – sozusagen – kriminell sucht…«
    »Das verstehe ich nicht. Dann müssen besondere Gründe vorliegen, weshalb die Martier schweigen – ich vermute, man will mich sicher machen, um mich alsdann dauernd zu beseitigen…«
    »Aber ich bitte Sie, ich habe nie gehört, daß Sie Feinde bei den Numen haben.«
    Torm lachte bitter. »Es könnte doch jemand ein Interesse haben –«
    Grunthe runzelte die Stirn und zog die Lippen zusammen. Torm sah, daß es vergeblich wäre, mit Grunthe von diesen Privatangelegenheiten zu sprechen.
    »Ich bin in der Tat« sagte er leise, »in den Augen der Martier ein Verbrecher, obwohl ich von meinem Standpunkt aus in einer berechtigten Notlage gehandelt habe. Und in diesem Gefühl bin ich hierhergekommen und schleiche umher wie ein Bösewicht, in der Furcht, erkannt zu werden. Ich weiß nichts von den Verhältnissen in Europa. Ich bin hierhergekommen, weil ich glaubte, Ell sei hier, und mit ihm wollte ich ab-, wollte ich sprechen, gleichviel, was dann aus mir würde. Mein einziger Gedanke war, nicht eher von den Martiern gefaßt zu werden, bis ich Ell persönlich gegenübergetreten war. Und das werde ich auch jetzt ausführen. Ich gehe morgen nach Berlin. Ich habe noch Gelder auf der hiesigen Bank, aber ich habe nicht gewagt, sie zu erheben, weil ich überzeugt war, man warte nur darauf, mich bei dieser Gelegenheit festzunehmen.«
    »Ich stehe natürlich zu Ihrer Verfügung, aber ich glaube, daß Ihre Befürchtungen völlig grundlos sind. Und, wenn ich das sagen darf, daß Sie auch Ell irrtümlich für Ihren Feind halten. Er hat sich stets gegen Ihre Frau Gemahlin so rücksichtsvoll, freundschaftlich und fürsorgend verhalten, daß ich wirklich nicht weiß, worauf sich Ihr Argwohn stützt –«
    »Lassen wir das, Grunthe, lassen wir das. Sagen Sie mir vor allem, wie ist das alles gekommen, wie sind diese Martier hier Herren geworden, wie sind die politischen Verhältnisse?«
    »Sie sollen alles erfahren. Aber ich bitte Sie, erklären Sie mir zunächst, worauf Ihre Besorgnis gegen die Martier sich gründet – ich bin ja völlig unwissend über Ihre Erlebnisse. Wir hatten die Hoffnung aufgegeben, Sie wiederzusehen. Wo kommen Sie her, wo waren Sie,

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