Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
Vom Netzwerk:
schleudern lassen konnte, um dann durch Regelung der Anziehung, welche die Weltkörper auf ihn ausübten, seinen Weg zu lenken, das hatte zuerst der Martier Ar unternommen. Aber man hatte ihn nie wiedergesehen. War er in die Fixsternwelt jenseits des Sonnensystems hinausgeflogen? War er in die Sonne gestürzt? Umkreiste sein Raumschiff die Sonne oder irgendeinen Planeten als ein neuer Trabant? Niemand wußte es.
    Aber andere kühne Forscher ließen sich nicht zurückschrecken. Sie hatten jetzt die theoretische Möglichkeit des interplanetaren Verkehrs eingesehen, es war jetzt keine Tollkühnheit mehr, sich dem Raum anzuvertrauen, sondern eine dringende Aufgabe der Kultur und somit eine sittliche Forderung, eine Pflicht der ›Numenheit‹. Die größte Schwierigkeit lag nur darin, die Geschwindigkeit unschädlich zu machen, welche der Planet in seiner eigenen Bahn besaß und die sich natürlich auf das schwerelose Raumschiff übertrug, sobald es den Mars verließ. Man reiste von einem der Pole ab, um von der Rotation des Planeten unabhängig zu sein, aber die Geschwindigkeit des Mars in seiner Bahn beträgt 24 Kilometer in der Sekunde, und mit dieser flog man hinaus in den Raum, fort von der Sonne in der Richtung der Tangente der Marsbahn. Es kam dann darauf an, sich der Sonnenanziehung in dem richtigen Augenblick zu überlassen, um durch die Flugbahn des Raumschiffs in den Anziehungsbereich der Erde zu gelangen. Man war somit ganz auf die vorhandenen Gravitationskräfte angewiesen, wie ein Schiff auf dem Meer auf die Richtung der Wasser- und Luftströmungen; und auf einen weiteren Erfolg konnte man erst hoffen, wenn es auch noch gelang, Mittel zu finden, die Richtung der erhaltenen Geschwindigkeit willkürlich abzulenken.
    Aber auch dieses Problem war allmählich gelöst worden. Die Geschichte der menschlichen Entdeckungen auf der Erdoberfläche war nicht weniger reich an Opfern als diejenige der Versuche der Martier, den Weltenraum zu durchsegeln. Endlich aber war einmal nach jahrelangem Ausbleiben ein Raumschiff zurückgekehrt, das die Erde dreimal in großer Nähe umflogen hatte. Ein anderes war auf dem Mond der Erde gelandet. Zuletzt war es dem rastlosen Erdforscher Col auf seiner dritten Raumreise gelungen, den Nordpol der Erde zu erreichen. Der Südpol wurde zuerst vom Kapitän All betreten. Von jetzt ab verkürzte sich immer mehr die Reisezeit nach der Erde durch die vervollkommnete Technik der Raumfahrt, anstelle der vereinzelten Entdeckungsreisen trat eine planmäßige Besetzung des Nordpols. Und nachdem durch Konstruktion der Außenstation und die Errichtung des abarischen Feldes die Landung auf der Erde ebenso gesichert war wie die eines Dampfschiffes im Schutz eines trefflichen Hafens, waren die Martier an dem ersehnten Ziel angelangt, die Erde nach Belieben besuchen zu können.
    Nur freilich, die beiden Pole waren bis jetzt die einzigen Punkte, welche sie zu erreichen vermochten. Am Südpol hatten sie eine ähnliche, wenn auch kleinere und weniger benutzte Station angelegt wie am Nordpol. Denn nur während des Sommers der Nordhalbkugel konnten sie die Nordstation unterhalten. Im Winter verlegten sie das abarische Feld auf den Südpol, der zu dieser Zeit Sommer hatte. Dagegen war es ihnen noch nicht gelungen, zu den bewohnten Teilen der Erde vorzudringen. Noch niemals hatten sie einen zivilisierten Menschen kennengelernt. Einige Eskimos waren die einzigen Vertreter, nach denen sie die Eigentümlichkeiten der Erdbewohner zu beurteilen vermochten. Aber bei ihren Umkreisungen der Erde in der Entfernung von einigen tausend Kilometern zeigten ihnen ihre vorzüglichen Instrumente natürlich die Einrichtungen der Kultur in solcher Deutlichkeit, daß sie sehr wohl wußten, die Hervorbringer dieser Werke seien keine Eskimos. Doch an andern Stellen als an den Polen zu landen, war ihnen bisher nicht gelungen. Durch die Rotation der Erde wurden die Verhältnisse dort so kompliziert, daß die technischen Schwierigkeiten nicht überwunden werden konnten. Diese ergaben sich aus der besonderen Natur der Gravitation und dem dadurch bedingten Bau der Raumschiffe, welche dem Druck der Luft und ihren Stürmen nicht widerstehen konnten. Auch am Pol war ja die Landung erst mit Sicherheit durchzuführen, seitdem es nach vielen Opfern und Verlusten gelungen war, die Außenstation zu errichten und so die Raumschiffe außerhalb der Atmosphäre zu halten. Wie die Brandung einer Insel gegen die Überrumpelung durch landende Feinde

Weitere Kostenlose Bücher