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Auf zwei Planeten

Auf zwei Planeten

Titel: Auf zwei Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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während seine Hand den Griff des diabarischen Apparats umfaßt hielt. Mit größter Aufmerksamkeit beobachtete ihn der Ingenieur im Innern der Halle, um das Zeichen zum Fallen des Stütz-Zylinders zu geben.
    Jetzt blickte Jo hinab und drückte auf den Griff. Zugleich sank der Zylinder nach unten. Die riesige Kugel schwebte, vollständig frei, dicht über dem Dach der Halle.
    Die Martier im Schiff und in der Halle schwenkten grüßend Hände und Tücher. Mit angehaltenem Atem folgten Grunthe und Saltner dem wunderbaren Schauspiel, das so gar keine Ähnlichkeit mit dem Aufstieg eines Luftballons hatte. Es schien den Menschen, als müßte die freischwebende Riesenmasse sie im nächsten Augenblick zerschmettern.
    In den ersten Sekunden bemerkte man kaum, daß das Raumschiff sich bewege, denn die Abweichung von der Erdbahn, welche in der ersten Sekunde nur 3 Millimeter beträgt, steigt nach 10 Sekunden erst auf 30 Zentimeter. Nach einer Minute aber war die Entfernung schon auf 11 Meter gewachsen. Die Kugel passierte jetzt den Rand der Galerie und schwebte frei über der unendlichen Tiefe, 6300 Kilometer hoch über der Erde. Selbst die geübten Luftschiffer Grunthe und Saltner überkam ein beängstigendes Gefühl, als sie das Schiff so ganz langsam, ohne jede bemerkbare Triebkraft, über den Abgrund ziehen sahen. Schon wuchs die Entfernung merklicher. Nach zwei Minuten war es 44, nach drei Minuten 100 Meter entfernt, und immer mehr verschwanden die wehenden Tücher. Genau in der Richtung der Sonnenstrahlen, sanft nach unten geneigt, hart am Rand des – übrigens im leeren Raum nicht sichtbaren – Schattens des Ringes zog das Schiff hin. Die Kugel wurde sichtlich kleiner; nach zehn Minuten hatte sie einen Abstand von 1100 Metern erreicht.
    »Es ist nun hier weiter nichts mehr zu sehen«, sagte Hil zu Saltner. »Wenn es Ihnen recht ist, werfen wir jetzt einen Blick auf die Erde durch unsern großen Apparat.«
    »Wie lange kann man den ›Komet‹ noch erblicken?« fragte Grunthe.
    »Mit dem Fernrohr«, erwiderte Hil, »können wir ihn so lange sehen, bis er Richtschüsse gibt und durch den Erdschatten geht. Wie mir Jo sagte, beabsichtigt er dies zu tun, sobald er 1000 Kilometer von hier entfernt ist. Das wird in 5 Stunden der Fall sein. Nachher entfernt er sich natürlich mit viel größerer Geschwindigkeit, weil er von der Erdbahn abbiegt.«
    »Kann man die Lösung der Richtschüsse von hier beobachten?«
    »Davon sehen Sie gar nichts. Ich will Ihnen jetzt etwas Interessanteres zeigen, und Sie sollen mir mancherlei erklären.«
    In der inneren auf der Unterseite des Ringes befindlichen Galerie traf die kleine Gesellschaft auf Las Vater, der erst jetzt Saltner und Grunthe freundlich begrüßte, da er bisher zu sehr mit der Expedition des Schiffes beschäftigt gewesen war. Hil bat um Erlaubnis, das große Instrument der Station benutzen zu dürfen. Fru erklärte sich gern bereit, selbst die Einstellung zu übernehmen.
    »Aber du mußt die ganz starke Vergrößerung anwenden«, sagte La schmeichelnd zu ihrem Vater, »der arme Bat hier möchte einmal sehen, wo er zu Hause ist.«
    »Und die neugierige La auch, nicht wahr? Nun, du weißt, es kommt alles auf die Beleuchtung an.«
    Es gesellten sich noch einige andere Martier hinzu, die ebenfalls die Gelegenheit wahrnehmen wollten, sich die Erde von ihren Bewohnern erklären zu lassen.
    »Ach«, sagte Saltner leise zu La, »das wird eine große Gesellschaft, da werden wir wohl nicht viel zu sehen bekommen.«
    »Warte nur ab«, antwortete sie ebenso, »das wird gerade hübsch. Du weißt ja gar nicht, wie man bei uns ins Fernrohr sieht.«
    Man sammelte sich vor einer geschlossenen Tür.
    »Sie denken vielleicht«, sagte La, »daß bei uns jeder für sich durch ein Rohr guckt. O nein, das ist viel bequemer.«
    Fru öffnete die Tür. Man trat in ein vollständig verdunkeltes Zimmer, das nur künstlich durch eine Lampe beleuchtet war. Die eine Wand war rein weiß, alle übrigen schwarz angestrichen. Man gruppierte sich vor der weißen Wand, im Vordergrund La, Saltner und Grunthe als Gäste neben ihr. Hinter den Zuschauern befand sich ein Gestell mit verschiedenen Apparaten und Meßinstrumenten, von welchem aus schwarz angestrichene Rohre nach der Decke liefen. Hier stellte sich Fru auf. Das Licht verlosch. Nur die Schrauben und Skalen der Apparate phosphoreszierten in schwachem Eigenlicht.
    Als Fru den Verschluß des Suchers öffnete, projizierte sich auf der Wand ein Teil des

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