Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
Quent mit seinem honigblondem Haar war anscheinend blond genug, dass diese simpel gestrickten Monster ihn für einen Remington-Truth-Kandidaten hielten ... und das war auch, wie es dazu gekommen war, dass Zoë ihn rettete.
Eine Tatsache, an die sie ihn immer gerne erinnerte.
Zoë lehnte sich wieder leicht zurück und setzte sich auf, alle Spuren von Flirt und Neckerei verschwunden. Ihre samtweichen Augen wurden ernst. „Heiliger verfluchter Bimbam. Und du beschließt mir das Scheiße nochmal erst jetzt zu erzählen?“ Dann verschränkte sie die Arme unter diesen leckeren Brüsten. „Ihr habt ihn in gewisser Weise gefunden? Was zum Teufel soll dass denn nun heißen?“
„Okay. Nun, anscheinend ist der Remington Truth, nach dem die Fremden – und die Ganga – schon seit dem Wechsel suchen, tot.“
„Die haben also fünfzig beschissene Jahre lang nach einem Toten gesucht?“ Von Zoë kam da ein eingerostetes Lachen. Er sah, wie schwarzer Humor in ihren Augen aufblitzte. „Spastische Wichser.“
Er selbst hätte es nicht besser formulieren können. Die Ganga waren nicht nur hirnamputiert, sondern bewegungstechnisch auch noch so behindert, dass sie allerhöchstens ganz niedrige Stufen hochsteigen konnten.
„Man hat uns gesagt , dass Truth tot sei, obwohl wir nicht wissen, wie lang her das ist. Das ist passiert, laut Aussage seiner Enkelin ... deren Name interessanterweise auch Remington Truth lautet. Die gleichen, echt blauen Augen, aber sie hat ganz langes, dunkles Haar – kein Wunder, dass die Ganga verwirrt waren.“
Dieses Stück Information war für Zoë genauso interessant, wie es das für Quent und seine Freunde gewesen war, wenn man von der Art und Weise ausging, wie sie sich jetzt kerzengerade aufrichtete ... obwohl er nicht so genau wusste, warum eigentlich. Kapierte sie, wie verzweifelt die Fremden nach Truth suchten? Wusste sie, dass die Fremden aus irgendeinem Grund Angst vor dem Mann hatten? Das war auch, warum die Widerstandsbewegung so erpicht darauf war, ihn zu finden – was immer die Fremden fürchteten, konnte dem Widerstand nur nützen. Wenn sie es zuerst fanden.
„Seine Enkelin“, sagte sie mit nachdenklich zusammengezogenen Brauen. Oder misstrauischen.
„Zumindest hat sie das behauptet, bevor sie eine Pistole zog und verschwand. Ich bin nicht sicher, wie viel Glauben wir ihren Angaben wirklich schenken sollten.“ Quent spürte, wie ein trockenes, wenig belustigtes Lachen an seinen Mundwinkeln zog. „Es interessiert dich vielleicht auch zu wissen, dass sie, nachdem sie uns entschlüpfte, deinen Freund Ian Marck mit vorgehaltener Pistole zwang mit ihr davonzufahren.“
Er beobachtete ihre Reaktion genau. Abgesehen davon, ein Kopfgeldjäger zu sein, der für die Fremden arbeitete, könnte Ian Marck auch durchaus eines „der anderen Male“ von Zoë sein. Der große, slawisch aussehende Blonde und Raul, sein Vater, hatten im Auftrag von einem der Fremden Jade entführt, um ein Kopfgeld zu kassieren, daher befand er sich bereits auf der Arschlochliste der Widerstandsbewegung – und als Quent erfuhr, dass Zoë Ian kannte, hatte ihn das auf der Liste noch ein paar Plätze höher geschubst.
„Mein Freund, hä?“, wiederholte sie. Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm natürlich nichts. Sie hatte genauso viel Übung darin, ihre Gefühle zu verbergen, wie er. Auf diese Weise hatte er es wahrscheinlich geschafft, achtzehn Jahre mit Parris Fielding zu leben, ohne getötet zu werden.
Also legte er nochmal nach. „War das nicht der Typ, mit dem du beim Festival letzte Woche gesprochen hast?“ Nachdem sie Quent quer durchs Zimmer schöne Augen gemacht hatte. Sehr schöne, verheißungsvolle Augen, eigentlich eine glasklare Einladung.
„Du meinst, während du deine Hände überall am Arsch dieser Blondine hattest?“, entgegnete Zoë kühl. „Du hast ziemlich beschäftigt ausgesehen, auf der Tanzfläche hätte kein Blatt zwischen euch gepasst. Frage mich, wie sie sich dabei gefühlt hat, als du über ihre Schulter jemand anderen mit den Augen gefickt hast, Einstein.“
„Ich habe nach dir gesucht“, sagte Quent, bevor er richtig nachgedacht hatte. Scheiße. Vollidiot. Dann, in dem Versuch den Augenblick zu retten, warf er ihr ein brennendes Lächeln zu. „Ich hatte angenommen, du wärst heiß darauf, deinen Pfeil wiederzubekommen.“
Zoë schaute ihn nur an und für einen Moment konnte er ihren Gesichtsausdruck gar nicht verstehen.
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