AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen
betreuen und eben aus jedem Schüler liebevoll etwas machen. Es hilft mir nichts – der Grimm im Publikum bleibt. Es ist schwer, die Forderung nach Hochbildung in einem Land zu stellen, in dem von uns Älteren noch nicht so arg viele das Abitur haben! Dieses ganze Widerstreben zeigt, dass wir kulturell gesehen noch gar nicht auf Hochbildung vorbereitet sind. Dies liegt an dem negativen Menschenbild, das wir Deutschen haben. Bei uns glaubt der Durchschnittliche, dass die Menschen eben biologisch durchschnittlich seien! Und nur die Besten würden gewinnen, und das wären nur wenige. Die Idee aber, den Durchschnitt in der Bildung stark anzuheben, wird hartnäckig abgetan. »Wir lernen doch alle, so gut wir nur können. Was willst du? Uns anklagen?« Und ich frage: »Habt ihr denn immer die Hausaufgaben gemacht?« – »Nein, wir hatten zu große Klassen, demotivierte Lehrer und langweiligen Stoff. Was soll man da tun?« – »Und warum machen wir es nicht wie in Schweden?« – »Das kostet zu viel und geht auch biologisch nicht. Die Statistiken zu PISA sind bestimmt gefälscht.«
In solchen Diskussionsverläufen spiegelt sich der Widerstand gegen eine Kulturveränderung wider. Den will ich mit diesem Buch aufbrechen helfen.
Ich halte Ihnen also im Folgenden den Niedergang der Dienstleistungsberufe vor Augen, ich zeige den Weg zur Exzellenzgesellschaft auf, arbeite die sich stellenden Kulturprobleme heraus und fordere Maßnahmen bis hin zu einer vierten Staatsgewalt, die sich um gesunde Zukunftsentwicklung kümmert.
Wir werden sehen können,
dass durch Automatisierung die Qualität der Services zunimmt,
dass wir durch Hochbildung einen guten Weg in die Zukunft haben und
dass Deutschland für jeden einen guten Platz haben kann.
Noch einmal: Hören wir also auf, verzagt »Aber was wird dann aus mir?« zu fragen und dabei nach links und rechts auf andere Verzagte zu schauen. Der Blick muss doch nach vorne gerichtet sein! Aufbrechen! Nicht nur ein paar von uns, die an Eliteuniversitäten studieren – alle!
Veränderungen der Infrastrukturen sind
wie tektonische Beben
Das Internet führt zu einer vollständigen Umstellung aller Infrastrukturen. Solche Veränderungen kennen wir theoretisch aus früheren Zeiten. Wir wenden die Erkenntnisse aus den damaligen Zeiten aber nicht auf unser Leben an, weil die Veränderung als solche natürlich eine andere ist.
Beispiele aus der Geschichte gibt es genug:
Die Eisenbahnen veränderten die Länder, führten zur Erschließung des Wilden Westens und von Kalifornien. Es gab damals einen weltweiten großen Börsenrausch und einen schrecklichen Crash danach – wie heute.
Die Elektrifizierung und das Erdöl für die Motoren ermöglichten ganz neue Industrien. Man versprach sich sehr viel davon und erlebte nach dieser Begeisterungsphase die große Krise im Jahre 1929.
Die Autoindustrie erlebte in den 80er Jahren einen sagenhaften Aufschwung, den sie der Rationalisierung durch Automation verdankte. Die rosigen Aussichten ließen die Kurse in die Höhe schießen. 1987 folgte ein Crash mit großer Ernüchterung.
Diese Zusammenhänge zwischen Aufstieg und Niedergang im Zusammenhang mit den großen Basisinnovationen habe ich ausführlich in meinem Buch Abschied vom Homo Oeconomicus beschrieben: Wenn eine neue Basistechnologie in die Welt tritt, wird sie erst als großartige Möglichkeit bejubelt, die existierenden Dinge viel besser und billiger herstellbar zu machen. Die Unternehmer wittern überall Goldgruben und lösen einen Gründungsboom aus. Diesem Aufschwung folgt fast immer eine Ernüchterung und dann ein Crash.
Warum fährt der erste Gründerboom meist so gründlich an die Wand? Die Unternehmer versuchen, an einzelnen Stellen Geld zu machen, und verstehen nicht, dass die Basisinnovation in Wirklichkeit die Welt verändert. Die Entrepreneure denken zu lokal und zu kurzfristig. Sie sehen das wirkliche Beben nicht. Haben Sie in der Schule das Schauspiel Die Weber von Gerhart Hauptmann gelesen? Automatische Webstühle schafften viel höhere Leistung fast ohne menschliche Arbeitskraft. Die Menschen mussten hungern. Viele starben. Nur einige wenige Hochqualifizierte, die die Webstühle bedienen konnten, blieben in Geld und Brot. Die Unternehmer frohlockten, aber dann war die Bevölkerung zu arm, um die Produkte zu kaufen – jetzt starben die Unternehmen … Erst nach einer großen Notzeit kam wieder ein Aufschwung. Immer mehr Maschinen schafften neue Produkte, die Kinder
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