Auferstanden: Thriller (German Edition)
trieben und sich mit Freunden trafen. Sie teilten ihre Begeisterung für die Rolling Stones, Aretha Franklin und Buddy Guy und wären beide überallhin in der Welt geflogen, wenn Led Zeppelin noch einmal aufgetreten wäre.
Nach ein paar Wochen spielten sie dienstagabends Baseball und verbrachten die Wochenenden damit, mit Seilen auf dem Rücken und Haken, die an ihren Hüften hingen, in den Shawangunk Mountains bei New Paltz, New York, zu klettern. Jack brachte ihr bei, mit seinem Motorrad zu fahren, und wie man eine Gerichtsverhandlung gewinnt, die sie zu Übungszwecken inszenierten. Beim Tontaubenschießen waren sie beide gleich gut, aber sie schenkten sich nichts.
Nach einem Monat saßen sie beide in Gespräche vertieft in Jacks kleiner Wohnung in der Bleecker Street, während im Hintergrund Claptons »Layla« lief. Mia gestand Jack, dass ihre kühle, unnahbare Art nur ein Schutzpanzer sei. Sie öffnete ihm ihr Herz und erzählte ihm von ihren Ängsten im Leben, und vor allem davor zu versagen, und von den Erwartungen ihrer Eltern an sie, immer die Beste zu sein. In der Pubertät hatte sie sich gegen sie aufgelehnt. Doch ab der zwölften Klasse bemühte sie sich, sie zufriedenzustellen, ihren Idealen zu entsprechen und ihre enttäuschten Blicke zu vermeiden, wenn sie nur ganz gewöhnliche Leistungen erbrachte.
Als Clapton seine letzten gefühlvollen Gitarrenklänge spielte, sprach Mia über ihr Leben als junges Mädchen und über Dinge, über die sie seit Jahren nicht gesprochen hatte. Sie erzählte Jack von dem furchtbaren Kummer, der tief in ihrem Herzen vergraben war und den ein Ereignis ausgelöst hatte, das kein Kind jemals erleben sollte. Als sie vierzehn Jahre alt war, war ihr Vater in ihren Armen gestorben.
Mia ließ es zu, dass die Erinnerungen lebendig wurden, während Jack durch seine freundlichen Worte, seine Gegenwart und seine Herzenswärme ein Verständnis ausdrückte, das sie nie gekannt hatte. Als sie sich leise flüsternd alles von der Seele redete, war es für sie so befreiend, als hätte sie ihre Sünden gebeichtet. Mia erzählte ihm von dem entsetzlichen Leid, das ihr Leben für immer verändert und sie auf einen Weg geführt hatte, der nicht immer geradlinig verlaufen und mitunter fast zu einer fixen Idee geworden war.
Obwohl sie mit aller Kraft gegen die Gefühle ankämpfte, traten ihr Tränen in die Augen. Jack strich sanft über ihren Arm, und diese Berührung drückte seine Zuneigung und sein Mitgefühl aus. Ihre Blicke trafen sich, die Zeit blieb stehen, und sie fühlten beide, ohne ein Wort zu sagen, den Wunsch, einander nahe zu sein. Jack nahm Mia in die Arme, und sie ließ ihren Tränen freien Lauf.
Als der Kummer sich gelegt und das Zittern nachgelassen hatte, wussten beide, wie es um sie stand. Mia hob den Kopf von Jacks Schulter. Ihre Gesichter waren nur Zentimeter voneinander entfernt, und sie spürten den Atem des anderen auf ihrer Haut. Ihre Lippen berührten sich fast, während die Lust auf Sex in ihnen immer mächtiger wurde. Der Augenblick dauerte an, und sie atmeten im Gleichklang, bis alle Hemmungen von ihnen abfielen.
Nie zuvor hatte Jack so etwas erlebt. Mia küsste ihn leidenschaftlich mit ihren vollen, warmen Lippen. Sie nahmen die Seele des anderen in sich auf, bis sie miteinander verschmolzen. Dann rissen sie sich gegenseitig die Kleider vom Körper, fielen mit verschlungenen Armen und Beinen auf die Couch und gaben sich einander hin. Es war triebgesteuerter, aber gefühlvoller, sinnlicher und ehrlicher Sex, ein perfekter Moment, den sich keiner von ihnen jemals hätte träumen lassen. Alle Gedanken und Sorgen trieben von ihnen fort. In den Armen des anderen fühlten sie sich sicher, und sie vergaßen alles um sich herum. Die Musik spielte noch immer, doch die Klänge drangen aus immer weiterer Ferne zu ihnen. Sie waren in ihre eigene Welt eingetaucht, wo es nur die Geräusche ihres leidenschaftlichen Seufzens der Begierde und der Freude, ihres schnellen Atems und ihrer klopfenden Herzen gab.
Und als sich ihr Herzschlag in der anschließenden Stille beruhigte und der Schweiß ihre erhitzten Körper kühlte, begriffen sie, was geschehen war.
Sie wussten es, ohne dass ein einziges Wort notwendig gewesen wäre.
Wenn die Liebe einschlägt, steht der andere plötzlich im Mittelpunkt des Interesses. Die Liebe motiviert zu Opferbereitschaft, sie stärkt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und verleiht das Selbstbewusstsein, alles schaffen zu können. Sie
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