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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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prangte. Er
trug eine Art Elektrostock, den er vor sich schwenkte und der in der Dunkelheit
knisterte.
    Lachend kamen sie auf Frankie zu.
    Sie kreischte und riss verzweifelt
an dem widerspenstigen Deckel. Etwas in ihrem Rücken knackte. Trotzdem zerrte
sie weiter. Die Abszesse an ihren Armen brachen auf. Mit gelblichem Eiter
versetztes Blut quoll hervor.
    Mit einem durchdringenden
Quietschen gab der Deckel nach, und Frankie hievte ihn zur Seite.
    Die Zombies kamen näher. Sie
sprachen kein Wort, und durch ihr Schweigen empfand Frankie sie als noch
furchteinflößender als die anderen. Sie dachte an das Baby. Jenes vom Bösen
beseelte Zombiebaby, das so harmlos gewirkt hatte ...
    Obwohl ihre Arme sich schwach
anfühlten und nur noch Wasser durch die Adern zu fließen schien, fand sie die
Kraft, die Hand zu heben und den Mittelfinger vorzustrecken. Dann sank sie in
das Loch hinab und wurde von Finsternis verschluckt.
    Sie war wieder auf der Flucht, und
obwohl sie vor den Zombies wegrennen konnte, war sie außerstande, vor sich
selbst zu fliehen — oder vor dem Verlangen, das in ihren Venen anschwoll.
    FÜNF
    Martin starrte auf Jesus am Kreuz
und dachte über die Auferstehung nach.
    Lazarus hatte vier Tage lang tot
in seinem Grabmal gelegen, bis Jesus zu ihm kam. Martin schlug seine
Scofield-Bibel auf und blätterte zum Buch Johannes. In Kapitel 11, Vers 39,
sprach Marta zu Jesus: »Herr, der Geruch! Vier Tage schon liegt er im Grab.«
    Das war ziemlich deutlich.
    Genau wie der Bericht darüber, wie
Jesus Lazarus von den Toten zurückholte. »Lazarus, komm heraus!« Und der Tote,
noch in seine Grabgewänder gehüllt, tat, wie ihm geheißen. Dann befahl Jesus
der Menge, Lazarus von den Binden zu befreien und nach Hause gehen zu lassen.
Danach beendete Johannes die Schilderung und wandte sich der Bekehrung der
Juden und der Verschwörung der Pharisäer zu.
    Allerdings hieß es nirgends in der
Bibel, dass Lazarus umherzog und Menschen fraß.
    Die Bibel, die Martin die letzten
vierzig Jahre seines Lebens gekannt, gelehrt und geliebt hatte, war voll von
Beispielen für Tote, die ins Leben zurückkehrten. Aber nicht so.
    »Wer an mich glaubt, wird ewig
leben«, sprach Martin laut aus. Seine Stimme tönte klein und unbedeutend durch
die verlassene Kirche.
    Er fragte sich, ob die Wesen, die
er auf der Straße flüchtig
    gesehen hatte, immer noch Gläubige
waren. Früher waren viele von ihnen Schäfchen seiner Gemeinde gewesen.
    Martin hatte in seinen sechzig
Jahren viel gesehen. Im Alter von sieben Jahren hatte er den Biss einer
Kupferkopfotter überlebt, im Alter von zehn eine Lungenentzündung. Während des
Vietnamkriegs hatte er als Marinekaplan gedient und war heimgekehrt, verlor
jedoch im Gegenzug bei Operation Wüstensturm im Golfkrieg einen Sohn. Er war
sein einziges Kind gewesen. Auch seine Frau, Chesya, die vor mittlerweile fünf
Jahren vom Brustkrebs hingerafft worden war, hatte er überlebt.
    Über all das hatte ihm sein Glaube
hinweggeholfen.
    Nun brauchte er diesen Glauben
dringender denn je und klammerte sich daran wie ein Ertrinkender an einen
Rettungsring.
    Aber er hatte sich auch dabei
ertappt, ihn in frage zu stellen. Nicht zum ersten Mal — der Herr hatte ihm
über die Jahre hinweg Prüfungen verschiedenster Art auferlegt, wenngleich noch
nie etwas so Grundlegendes wie das hier. Andererseits vergeudete der Herr, wie
Martin seiner Gemeinde gerne predigte, in seiner Weisheit keine Zeit damit,
diejenigen auf die Probe zu stellen, die nicht viel zu bieten hatten.
    Er ging durch die Kirche zu den
mit Brettern vernagelten Farbglasfenstern und spähte durch ein Astloch im
Sperrholz.
    Obwohl die Morgendämmerung noch
nicht ganz eingesetzt hatte, zog die Dunkelheit sich bereits zurück. Becky
Gingerich, die Kirchenorganistin, hatte über Nacht ihr verdrecktes Kleid
verloren. Nun kauerte sie nur noch mit ihrer besudelten, einst weißen
Baumwollunterhose bekleidet zwischen den Büschen. Ihre schlaffen Brüste
baumelten frei herab. Sie nagte an einem Unterarm, als wäre er ein Hühnerbein,
dann warf sie ihn beiseite, starrte in die Ferne und stöhnte leise. Etwas hatte
ihre Aufmerksamkeit erregt.
    Ein Mann tauchte auf, der vorsichtig
die Straße herabgehumpelt kam. Seine Jeans und sein Flanellhemd waren schmutzig
und zerrissen. Er umklammerte eine Pistole, aber die Waffe hing in einer
kraftlosen Hand an seiner Seite herab. Er schien den Leichnam nicht zu
bemerken, der sich in den Schatten regte. Erschöpft sank er auf

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