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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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er, und Jim fragte
sich schon, ob er ihn gehört hatte.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er
schließlich. »Ich nehme an, er ist tot. Oder eher untot. Er ist vor zwei Wochen
weg, weil er unbedingt seinen Kleinlaster holen wollte. Damit wollte er uns
hier rausfahren. Er war überzeugt davon, dass es sich um ein ortsgebundenes
Problem handelt und die Regierung dieses Gebiet vielleicht schon abgeriegelt hatte.
John war der Meinung, wir sollten nach Beckley, Lewisburg oder vielleicht
Richmond aufbrechen. Ich habe ihn nie wieder gesehen.«
    »Soweit ich das beurteilen kann,
ist es überall so«, klärte Jim ihn auf. »Ich — ich bin aus Lewisburg gekommen.«
    »Und das noch zu Fuß, allem
Anschein nach«, stellte Martin verwundert fest. »Wie haben Sic das geschafft?«
    »Mit knapper Not«, gestand Jim.
»Ich schätze, ich hatte den Autopiloten eingeschaltet.«
    »Dies sind Zeiten, in denen die
Menschen gezwungen sind zu tun. was getan werden muss«, seufzte der Priester.
»Ich hatte gehofft, woanders wäre die Lage besser. Ich habe um ein
Amateurfunkgerät oder auch nur eines dieser kleinen Radios mit Kopfhörern
gebetet, wie die jungen Leute sie heutzutage mit sich herumtragen. Einfach, um
zu erfahren, was vor sich geht. Ich habe schon seit einiger Zeit mit niemandem
mehr Kontakt, und abgesehen von ein paar vereinzelten Straßenlampen ist die
Stromversorgung inzwischen zusammengebrochen. Vor ein paar Tagen habe ich ein
Flugzeug gehört, aber das war's dann auch schon.«
    »In Lewisburg ging der Strom noch.
Ich hatte Radio, Fernsehen und das Internet. Ist aber alles wertlos. Da draußen
ist nichts, niemand. Und dass es sich um ein regionales Problem handelt, glaube
ich kaum. Es hat vor über einem Monat angefangen. Wenn dem so wäre, müssten
mittlerweile Einsatzkräfte hier sein.«
    Der Priester dachte kurz darüber
nach, entschuldigte sich dann und verschwand in einen Nebenraum. Jim begann,
sich die Stiefel zuzuschnüren.
    Als Martin zurückkam, bot er ihm
Oreo-Kekse, Brot, Cracker in Tierformen und warmen Traubensaft zum Abendessen
an. »Die Kekse und Cracker habe ich aus dem Klassenzimmer der Sonntagsschule.
Brot und Saft waren für die Kommunion gedacht.« Schweigend aßen sie.
    Nach ein paar Minuten ertappte
Martin Jim dabei, dass er ihn anstarrte. »Warum?«, fragte Jim. »Warum was?«
    »Warum hat Gott das geschehen
lassen? Ich dachte immer, das Ende der Welt käme, wenn Russland in Israel
einmarschiert und man nichts mehr kaufen kann, ohne die Zahl 666 auf der
Kreditkarte zu haben.«
    »Das ist eine
Auslegungsmöglichkeit«, meinte Martin und nickte. »Aber Sie reden hier über
Endzeitprophezeiungen und dürfen nicht vergessen, dass es viele, viele
verschiedene Vorstellungen darüber gibt, was damit verbunden ist.«
    »Ich dachte, wenn die Entrückung
eintritt, kehren die Toten ins Leben zurück. Ist das etwa nicht das, was gerade
geschieht?«
    »Na ja, das Wort
>Entrückung< kommt weder im Alten noch im Neuen Testament vor. Aber ja,
die Bibel spricht davon, dass die Toten in gewisser Weise ins Leben
zurückkehren, um nach der Wiederkunft des Herrn bei ihm zu leben.«
    »Ohne Sie beleidigen zu wollen,
Herr Pfarrer, aber wenn er tatsächlich wiedergekehrt ist, hat er dabei ein ganz
schönes Chaos angerichtet.«
    »Das ist genau der springende
Punkt, Jim. Er ist nicht wiedergekehrt — noch nicht. Was wir gerade bezeugen,
stammt nicht von Gott. Die Herrschaft über die Erde wurde dem Satan übertragen.
Trotzdem müssen wir standhaft bleiben und in den Willen des Herrn vertrauen.«
    »Glauben Sie das wirklich, Martin?
Glauben Sie aufrichtig, dass dies Gottes Wille ist?«
    Martin setzte ab und wählte die
Worte sorgfältig.
    »Wenn Sie mich fragen, ob ich an
Gott glaube, Jim, dann lautet die Antwort Ja. Ja, das tue ich. Aber noch wichtiger
ist, dass ich glaube, es gibt für alles, ob gut oder schlecht, einen Grund.
Egal, was Sie gehört haben mögen, böse Dinge werden nicht von Gott verursacht.
Wenn ein Tornado über das Land fegt, ist das nicht Gottes Wille. Aber es sind
seine Liebe und Macht, die uns die Kraft geben, nach dem Tornado
weiterzumachen. Dieselbe Liebe wird uns auch das überstehen lassen. Ich glaube,
dass wir aus gutem Grund verschont wurden.«
    »Ich habe einen Grund, und was für
einen«, bestätigte Jim und stand auf. »Mein Sohn lebt. Ich muss mich nach New
Jersey durchschlagen und ihn holen. Danke für das Essen und die Zuflucht, Herr
Pfarrer. Wichtiger noch, danke, dass Sie mir heute den

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