Auferstehung
jetzt können wir reden«,
spottete er. »Vielleicht schneid ich mir 'n Scheibchen ab, bevor die anderen
kommen.« Sein Grinsen war lüstern, und sein Goldzahn funkelte in der Düsternis,
während er die Klinge unmittelbar unter einen Nippel schob. »Hörst du, was ich
sage?«
Frankie hielt den Atem an. Sie
hatte zu viel Angst, um sich zu rühren.
C drückte das Messer ein wenig
fester gegen ihr Fleisch und ließ weiteres Blut fließen. »Antworte, Schlampe.
Hörst du mich?«
»Bitte, C, nicht...«
Etwas Langes und Weißes fiel von
der Decke herab und wickelte ihn ein.
Cs Augen quollen von Grauen
erfüllt hervor, als verwestes Fleisch sich um ihn schlang. Die Anakonda war
einst der Stolz der ganzen mittelatlantischen Region gewesen, und
selbst im Tod erwies sie sich als
prachtvoll. Allerdings harrte Frankie nicht aus, um über ihre morbide Schönheit
nachzudenken. Sie war zu sehr damit beschäftigt, rücklings zu kriechen und zu
bluten, um die Kraft und Geschwindigkeit der Schlange zu bewundern.
Ihr Verstand nahm die geschwollene
Länge der Schlange und die Knochen ihrer früheren Opfer wahr, die sich durch
die pergamentartige Haut abzeichneten. Das Tier zerquetschte seine Beute und
starrte sie dabei mit einem bösartigen Auge durchdringend an. Die andere
Augenhöhle war leer, abgesehen von den Maden, die sich darin krümmten. Wieder
kreischte Frankie.
C nicht. Seine dunkle Haut
verfärbte sich purpurn, als die untote Schlange sich um ihn wand und seine
Beine, Hüften und Brust hinter hundertfünfzig Pfund verwesenden Fleisches
verbarg.
Rutschend rappelte Frankie sich
auf die Beine und stolperte in einen Nebenraum, der sich als Büro entpuppte.
Zitternd schlug sie die Tür hinter sich zu. Sie presste die zerfetzten
Überreste ihrer Bluse auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen, dann
begutachtete sie den Schnitt. Zu ihrer Erleichterung war er nicht tief. Ihr
Nippel war noch heil.
Sie sah sich auf der Suche nach
einer Waffe im Raum um. In Bücherregalen aus Eichenholz standen staubige
Schmöker über zoologisches Wissen, das nie wieder gebraucht werden würde. In
der Mitte des Büros stand ein zu den Regalen passender Schreibtisch. Darauf
befanden sich eine Schreibunterlage, ein Posteingangs- und -ausgangskorb, der
vor Papier überquoll, ein Tonbandgerät und ein Kaffeebecher, aus dem mehrere
Stifte ragten.
Sie durchquerte den Raum und
begann, die Schubladen zu durchstöbern. Eine Familie in einem Glasrahmen
lächelte sie an und beobachtete sie mit auf ewig erstarrten Blicken. Eine
amerikanische Bilderbuchfamilie: Ehemann, Ehefrau, zwei Kinder - ein Junge und
ein Mädchen. Das Mädchen war jünger, wahrscheinlich um die vier oder fünf Jahre
alt. Entzückend.
Ob es noch lebte?
Wieder
vermeinte Frankie, die Schreie eines Babys zu hören.
Sie riss sich die Hände an die
Ohren und presste die Augen zu. »Schluss damit, Schluss damit, SCHLUSS DAMIT!«
Die Geisterlaute setzten sich
fort.
Nachdenklich betrachtete sie die
Stifte auf dem Schreibtisch. Hatte sie den Mumm, sich einen davon ins Auge zu
rammen und zu drücken, bis er die Membran durchdrang und in ihr Gehirn sank?
Sie öffnete die unterste Schublade
und starrte auf einen Revolver. Einen alten. Auf der Suche nach Kugeln kramte
sie durch die Lade, fand aber nur die schimmligen Überreste einiger Packungen
Twinkies. Frankie öffnete den Zylinder und lachte laut auf, als sie sah, dass
er voll war. Sechs Kugeln schimmerten in ihren engen Kammern.
Sie schob den Zylinder zurück und
begann zu glauben.
Darm hörte sie wieder das Baby
schreien — lauter, eindringlicher.
Sie ging ans Fenster und spähte
hinaus. Eine Hecke versperrte ihr die Sicht auf den Hauptrundweg, aber die
Rückseite des Reptilienhauses schien verlassen zu sein.
Frankie biss die Zähne zusammen,
schob das Fenster hoch und kroch hinaus in die Nachduft.
Geduckt schlich sie auf die Büsche
zu.
Auf der
anderen Seite raschelte etwas. Frankie hob die Pistole.
Sie preschte durch das Blätterwerk
und stolperte fast über den Kinderwagen. Er lag umgekippt auf der Seite, halb
auf dem Randstein, halb im Gras. Ein Säugling war sicher darin festgegurtet.
Das Baby hob den winzigen Kopf, sah zu ihr auf und heulte.
Das rosa Rüschenhemdchen, das es
trug, war dreckig und besudelt, sowohl von den Elementen als auch von den
eigenen Körperflüssigkeiten. Die Kopfhaut, auf der einst ein zarter Flaum
daunenweicher Haare gesprossen war, hatte sich an einigen Stellen geschält. Der
stumpfe Schimmer
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