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Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Titel: Aufgebügelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Diät. Als würde ich eine Hülle abwerfen, Ballast. Aber der verdammte Speck ist sehr anhänglich. Wo er sich mal wohl gefühlt hat, will er wieder hin – und bei mir scheint es besonders schön zu sein. Momentan bin ich wieder kräftig am Aufspecken.
    »Es tut mir leid, Rudi, da kann ich dir echt nicht helfen, mit diesem Handschellenkram. Probier es einfach aus, und dann, wenn du magst, erzählst du mir davon, damit ich mal was lerne! Und mal ehrlich, du musst doch auch nichts machen, was du nicht willst«, gebe ich mir Mühe, meinen Schwiegervater zu beruhigen. Er nickt, und nach und nach nimmt sein Kopf wieder eine normale Farbe an.

    Ich habe heute frei – na ja, soweit man einen normalen Tag mit zwei Kindern und einem Haushalt als frei bezeichnen kann.
    »Soll isch heut für uns kochen?«, fragt mich Rudi.
    Seit er seinen Kochkurs besucht hat, betätigt er sich gerne in der Küche, und zu meinem Erstaunen kann der Mann, der früher kaum ein Frühstücksei kochen konnte, die dollsten Gerichte zubereiten. Man sieht: Lernfähig sind selbst Männer – und das sogar noch in hohem Alter.
    »Vielleischt könntest de mer im Geschezug mein gutes Hemd uffbüscheln, des is so angeknittert, aber noch zu gut zum Wasche!«
    Aufbügeln! Was für ein antiquierter Ausdruck. Ich gehöre auch mal aufgebügelt, schießt es mir durch den Kopf, aber ich verspreche Rudi, mich um sein Hemd zu kümmern.
    Wir sind heute Nachmittag eingeladen. Die ganze Familie. Also das, was an Kernfamilie davon übrig ist. Die Kinder und ich. Auch Rudi darf mit. Von Bastian. Genauer gesagt, von Bastians Eltern.
    Und das kam so: Ich habe Bastian ab und an gesehen. Ganz harmlos. Schon allein deshalb, weil mein Sohn bei ihm in der Mannschaft kickt. Da Mark allerdings seit geraumer Zeit nicht mehr ganz so regelmäßig zum Training geht, sondern lieber ’ne Runde chillt, was nichts anderes bedeutet als rumzuliegen, haben Bastian und ich uns eher selten getroffen und dann auch nie mehr als nur ein paar nette Worte gewechselt. Aber er hat nicht lockergelassen, mir immer mal wieder eine SMS geschickt und um eine Verabredung gebeten. Vor vier Wochen habe ich ihn dann schließlich erhört. Habe endlich auf seine Dateanfrage geantwortet und zugesagt. Mir hat seine Beharrlichkeit gefallen. Und seine verständnisvolle Art. Das hat mir geschmeichelt und gutgetan.
    Nach der Trennung war ich irgendwie so gar nicht in der Stimmung, direkt wieder ins Flirtgeschäft einzusteigen, und er konnte das verstehen. Du musst nichts überstürzen oder erklären, ich bin ein geduldiger Mann! , war eine seiner SMS-Antworten.

    Im letzten Jahr ist einfach zu viel auf mich eingeprasselt. Zum einen die täglichen Anrufe meiner Mutter mit der immer gleichen Leier: »Andrea, du bist ja komplett verrückt geworden. Man wirft eine Ehe nicht einfach so weg, das wirst du bitter bereuen! Da draußen läuft viel Elend rum, aber der Christoph hat einen ordentlichen Beruf, der verdient gut, der kann euch ernähren – und jetzt machst du aus einer Laune heraus so einen Quatsch! Was tust du den Kindern an? Willst du dich jetzt etwa selbstverwirklichen?« Zum andern die wohlgemeinten Ratschläge von all meinen Freundinnen, die zunächst ganz anders klangen, bei genauem Hinhören aber genau dasselbe meinten wie meine Mutter: »Toll, dass du so mutig bist, aber ich hätte mich das nie getraut! Aber man muss auch bedenken: Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach, denn es ist wahrscheinlicher, von einem Tiger gefressen zu werden, als wieder einen Mann zu finden. Der Christoph ist doch eigentlich kein schlechter Mann – er hat dich doch nicht geschlagen! Und Sex wird überbewertet. Na ja, es gilt doch der alte Spruch: In guten wie in schlechten Tagen. Jede lange Beziehung hat mal eine Durststrecke. In unserem Alter allein sein … Wer weiß, ob da jemals noch was kommt? Die guten Männer sind ja alle weg. Ich bewundere dich, aber ich kann nicht gut allein sein. Früher oder später kommt man doch immer an den Punkt … Die große Leidenschaft kann man halt nicht mehr erwarten. Mir würde diese Sicherheit fehlen …«

    Alles in allem war das, was ich da zu hören bekommen habe, nicht wirklich ermutigend. Auf einen Nenner gebracht, lautete die Botschaft: Man darf die Truppe nicht unerlaubt verlassen. Selbst schuld, wenn man es doch tut – dann muss man halt mit den unerfreulichen Konsequenzen leben. Dabei hätte ich ein wenig Zuspruch gut brauchen können. Es ist ja nicht so,

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