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Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Titel: Aufgebügelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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dass ich selbst hundertprozentig glücklich mit meiner Entscheidung war – oder bin. Ich bin zutiefst verunsichert, und es gibt Tage, an denen ich am liebsten sofort bei Christoph anrufen und ihn bitten möchte, zurückzukommen. Schon damit wieder alles seine Ordnung hat und ich mich nicht ständig fragen muss, ob meine Entscheidung nicht doch vorschnell, naiv und unbedacht war. Was habe ich schließlich auch erwartet? Wir waren nun mal kein frisch verliebtes Paar mehr. Die Zeit hinterlässt halt ihre Spuren. Die Leidenschaft macht die Flatter, und an ihre Stelle rücken andere Dinge. Aber Sicherheit? Wäre da ein Bausparvertrag nicht die bessere Lösung? Ich will Liebe, keine Sicherheit. Als Beigabe gerne, aber doch nicht als Hauptsache.
    Und dummerweise weiß ich auch nicht, ob er überhaupt zurückkommen würde. Ich frage ihn gar nicht erst, schließlich ahne ich insgeheim sogar, dass er es nicht tun würde. Warum auch? Für ihn scheint es prima zu laufen. Das macht die Sache für mich nicht besser, eher im Gegenteil. Dass er, nachdem er erst so entsetzt schien, sich so schnell mit der »Situation« arrangiert hat, ist frustrierend. Ich hätte mir mehr Kampfgeist gewünscht, überhaupt den Willen, mich zurückzuerobern – aber nach nur knapp einem Monat war Christoph scheinbar zufriedener als zuvor.

    Und jetzt ist da auch noch Sarah Marie. Sarah Marie ist die Neue meines Mannes. Christoph hat seit gut eineinhalb Monaten eine Freundin. Ich habe sie selbst erst einmal gesehen – von weitem –, aber die Kinder finden sie hübsch. Sehr hübsch sogar.
    »Das hat mit uns nichts zu tun!«, hat mir Christoph nur knapp erklärt, als ich ihn auf Sarah Marie angesprochen habe. Eine wirklich ausgesprochen saublöde Behauptung. Mit wem denn sonst? Hat er kurzzeitig vergessen, dass er mit mir verheiratet ist? Als ich ihn daran erinnert habe, hat er nur mit den Schultern gezuckt. »Du wolltest die Trennung, Andrea. Jetzt musst du auch mit den Konsequenzen leben!«
    Ich war fassungslos, schließlich wollte ich die vorübergehende Trennung nur, damit wir uns über unsere Situation klar werden. Uns neu positionieren, überlegen, was wir ändern könnten oder sollten.
    »So was kommt von so was!«, hat meine Mutter meinen Wutausbruch am Telefon kommentiert. »Das war doch klar, dass ein Mann wie Christoph ganz schnell was Neues findet. So einen Mann lassen die meisten eben nicht laufen.«
    »Danke, Mama!«, habe ich gesagt, mich vor noch größerer Wut gefragt, ob man auch Mütter zur Adoption freigeben kann, und aufgelegt. Man könnte meinen, sie sei Christophs Mutter. Mein Vater hat sich zu all den Entwicklungen noch gar nicht geäußert. Wahrscheinlich sieht er alles genauso wie meine Mutter, aber sollte er tatsächlich anders denken, würde er sich hüten, das im Beisein meiner Mutter auszusprechen. Risikoabwägung ist etwas, was er im Laufe seiner Ehe gelernt hat.
    Selbst meine Tochter hat ein gewisses Verständnis für ihren Vater: »Er ist halt ein Mann, und du hast ihn nicht mehr gewollt!«, hat sie lapidar gesagt und dabei wie eine abgeklärte Mittfünfzigerin geklungen.
    Sowieso habe ich den Eindruck, dass meine Tochter das Ganze nicht besonders interessiert. Sie ist so sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt, dass für alles um sie herum kaum noch Zeit und Aufmerksamkeit bleibt. Claudia ist seit gut neun Monaten in einer festen Beziehung und steht meinem Eindruck nach kurz vor der Verlobung. Eigentlich steht sie kurz vor dem Abitur, aber das ist für sie momentan ganz offenbar komplett unwichtig.
    »Ich geh eh nicht ins Ausland, und ich weiß auch nicht, ob ich später überhaupt arbeiten will!«, hat sie mir gegenüber mal so nebenbei bemerkt. Ich habe keine Ahnung, wovon sie dann später leben will – leider aber eine Idee.
    Meine Tochter, bis vor kurzem noch Ehrenmitglied bei den Messies, ist spießiger, konservativer und kleinbürgerlicher geworden, als ich es je war. Und das will wirklich was heißen, denn ich bin auch nicht gerade eine Revoluzzerin! Seit sie mit Gustav Johannes liiert ist, dreht sich alles nur noch darum, Gustav Johannes und seinen Eltern, die sie inzwischen Ellen und Hans nennen darf, zu gefallen. Sie nimmt an Scrabble-Spieleabenden im Hause der von Hessges (mit der ganzen Von-und-zu-Sippe) teil, sie fährt mit ins Feriendomizil nach Südfrankreich, sie hat sich zu ihrem letzten Geburtstag Perlenohrstecker gewünscht, und wahrscheinlich betet sie jede Nacht darum, irgendwann als Fräulein

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