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Aufgedirndlt

Aufgedirndlt

Titel: Aufgedirndlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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hing er kurz darauf mit seinem Ohr an der Tür zum Dienstzimmer des Polizeichefs. Kastner hielt die Luft an und lauschte.
    »Frau Loop, mich geht es ja nix an, aber ich hab’ gehört, dass Sie für Ihre Tochter einen Hortplatz beantragt haben, respektive Nachmittagsbetreuung.«
    Als Anne daraufhin Nonnenmacher fragte, woher er das wisse, klang sie empört. Sepp Kastner entspannte sich ein wenig. Darum ging es also. Aber wieso mischte sich der Chef in Annes Angelegenheiten ein? Hatte nicht er, Sepp, Anne bereits angeboten, dass seine Mutter auf ihr Kind aufpassen könne? Wollte Nonnenmacher sich jetzt auf diesem Weg Annes Zuneigung erschleichen? Da schau einer an, dachte Sepp Kastner bei sich. Was die Liebe anging, konnte man sich nicht einmal auf die engsten Arbeitskollegen verlassen!
    Jetzt sagte Nonnenmacher: »Mei, wissen’S, das Tal ist ja so klein, da spricht sich so was halt herum, gell. Von meiner Frau weiß ich’s halt. Die hat g’sagt, dass man das halt so redet am See. – Und jetzt aber gleich zur Sache: Ich meine, dass Sie sich das vielleicht noch einmal überlegen sollten mit dem Hort.«
    »Warum?«, hörte Kastner Anne fragen.
    »Weil ein Kind doch besser bei der Mutter ist.«
    »Aha!«, sagte Anne und hörte sich dabei ziemlich angriffslustig an.
    Doch dann wurde Kastners Lauschangriff gestört. Die Inspektionsputzfrau war neben ihn getreten und fragte, ganz ohne jeden vorwurfsvollen Unterton, sondern vielmehr neugierig: »Was gibt’s? Interessant?«
    Sepp Kastner war so verdattert, ertappt worden zu sein, dass ihm keine Antwort einfiel.
    Doch da fragte die Putzfrau schon: »Darf ich auch mal?«
    Kastner streckte sich und beschloss, nun schleunigst das Weite zu suchen. Insgesamt eine Scheißaktion, dachte er sich. Doch ehe er durch die Glastür zum Treppenhaus entschwand, drehte er sich noch einmal um – und sah, dass die Putzfrau ihren Horchposten aufgegeben hatte und wohl in einem der anderen Räume verschwunden war. Schnell begab sich Kastner erneut an die Tür und hörte gerade noch, wie Anne sagte: »Das finde ich jetzt aber den Oberhammer, Herr Nonnenmacher! Was bilden Sie sich eigentlich ein, sich in mein Privatleben einzumischen?« Sofort schoss Kastner das Blut in den Kopf. »Das hat doch null Einfluss auf meinen Job, wo meine Tochter nachmittags untergebracht ist, Hauptsache, sie ist gut versorgt! Sie wollen doch nur, dass mir die Verantwortung für die Bewachung des Emirs entzogen wird! Weil Sie nicht damit klarkommen, dass man mir diese Aufgabe übertragen hat. Darum geht es Ihnen und um sonst gar nichts!«
    Dann war es kurz still, und während Kastner sich schon zu fragen begann, was drinnen wohl vor sich ging, hörte er Anne schreien: »Das können Sie aber komplett vergessen. Meine Tochter geht in den Hort, und ich werde den Emir so gut bewachen, dass Sie staunen werden. Da wird gar nichts anbrennen, also sicherheitsmäßig. Verdammt! So eine Scheiße!«
    Die Tür ging auf, und Anne, die gar nicht schnell genug Nonnenmachers Dienstzimmer verlassen konnte, stolperte über den am Boden kauernden Kastner.
    Als Anne Loop einige Tage später nach Hause kam, blinkte der Anrufbeantworter. Das Telefon zeigte eine ihr unbekannte Rufnummer an. Während Lisa nach oben in ihr Kinderzimmer ging, drückte Anne auf »Abhören«. Sie konnte es nicht glauben: Es war Bernhards Stimme! Unwillkürlich fühlte sie einen Stich in der Brustgegend. Bernhard sagte, er bitte sie um Rückruf. Er habe eine neue Handynummer, die wie folgt laute. Dann kam die Nummer. Anne notierte sie auf dem kleinen Block, der neben dem Telefon lag. Anschließend hörte sie sich die Nachricht noch einmal an. Bernhard klang normal. Nicht depressiv, nicht abwesend, wie so häufig, sondern so klar wie in der ersten Zeit ihres gemeinsamen Lebens, als alles noch in Ordnung gewesen war.
    Eigentlich hatte sie sich im Laufe der vergangenen Tage vorgenommen, ihn zur Rede zu stellen, sogar die Trennung wollte sie ihm androhen, denn so wie dieses Mal hatte er sie noch nie hängen gelassen! Doch während sie seine neue Handynummer eintippte, spürte sie, dass ihr ganzer Körper von einem freudigen Gefühl durchströmt wurde. Er hatte sich gemeldet! Gleich würde sie mit ihm sprechen können. Es war lästig, sogar irrational, aber es war so: Sie liebte Bernhard, und zwar mit Haut und Haaren.
    »Hallo, Anne«, meldete er sich nach zweimal Läuten.
    »Hallo«, erwiderte Anne. Sie war aufgeregt, und sie war erleichtert. »Wo bist du?«
    »Das

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