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Aufgedirndlt

Aufgedirndlt

Titel: Aufgedirndlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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vielleicht zurzeit doch fruchtbar bist?«
    Madleen zuckte mit den Schultern.
    »Verantwortungslos«, sagte er. »Miese Nummer.« Er wusste nicht, ob er beleidigt oder wütend war. »Und jetzt willst du mich also rausschmeißen.«
    »Ich will gar nichts«, verteidigte sich Madleen. »Ich muss. Unsere Statuten. Wir sind zwar Neo-Hippies, aber auch bei uns gibt es Regeln, an die wir uns halten müssen.«
    »Neo-Hippies«, murmelte Felix, und dann schwiegen beide eine endlose Minute lang. Madleen ging in dieser Zeit zum Schrank, holte sich Socken heraus und zog sie sich über. Felix verfolgte aufmerksam jede ihrer Bewegungen. Währenddessen tobte in seinem Kopf ein Gedanken-Tsunami. Doch plötzlich fand das Chaos zur Ruhe, und Felix fiel ein, was er außerdem im Internet gelesen hatte, deshalb fragte er ziemlich wütend: »Die Amazonen haben sich von Männern schwängern lassen. Es gab aber auch welche, die haben die Männer danach gekillt. Wo sind eigentlich die ganzen Männer, die hier schon mal waren, auf eurem komischen Zonenhof?«
    »Also ich geh’ jetzt frühstücken«, meinte Madleen nur und war schon zur Tür hinaus. Ihr überlegenes Lächeln konnte Felix, der im Zimmer zurückblieb, nicht sehen.
    Nachdem Madleen das Zimmer verlassen hatte, riss Felix ein Stück aus der Zeitung heraus, die neben ihrem Bett lag. In den weißen Bereich über dem Artikel, der von der polizeilichen Fahndung nach zwei Oktoberfest-Vergewaltigern handelte, die ein von K.-o.-Tropfen betäubtes Mädchen missbraucht hatten, schrieb er nur einen Satz: »Für den Fall, dass du doch von mir schwanger bist / oder auch sonst. Gruß F.« sowie seine Handynummer. Dann zog er die Schuhe an, schulterte seinen Rucksack, zurrte die Gurte fest und verließ das Zimmer, das Gutshaus, den Zonenhof. Er verabschiedete sich nicht, und er hinterließ keine weitere Nachricht. So erfuhr er auch nichts von der Hiobsbotschaft, die die sächsischen Amazonen etwas später an diesem Tag erreichte. Womöglich hätte er sich gefreut.
    Während die Bewohnerinnen der Bio-Kommune beim Frühstück saßen, klopfte der Briefträger an die Tür des Speisesaals und überbrachte ein Einschreiben, das Pauline, die sich auf dem Hof mehr mit Verwaltungstätigkeiten beschäftigte als mit der Landwirtschaft, umgehend öffnete. Der Brief enthielt eine niederschmetternde Nachricht: Der Eigentümer des Zonenhofs kündigte den Bio-Bäuerinnen fristlos. Sie müssten aber, dies aus reiner Kulanz des Vermieters und zur Vermeidung etwaiger Streitigkeiten, das Anwesen erst innerhalb der nächsten sechs Monate räumen. Das gesamte Areal sei an einen Großinvestor verkauft worden, der hier eine Hotelanlage mit Golfplatz plane. Die fristlose Kündigung rechtfertige sich aus vielfältigen Verstößen gegen den Pachtvertrag, die im Einzelnen aufgezählt wurden. Darunter nicht genehmigte Nutzungen des Geländes, der Anbau von Drogen, insbesondere Marihuana, und Verstöße gegen diverse sicherheitsrechtliche Regelungen. Des Weiteren, so stand im letzten Absatz, laufe eine Strafanzeige wegen Verstoßes gegen verschiedene Tatbestände im Zusammenhang mit gewerblicher Prostitution. Nachdem Pauline den letzten Satz vorgelesen hatte, brach unter den Bewohnerinnen des Zonenhofs wütendes Geschrei aus. »Wer ist die Anwaltssau, die das geschrieben hat?«, wollte eines der Hippiemädchen wissen. Ein anderes schlug vor, den Eigentümer umzulegen. Pauline, die während des Tumults das Blatt noch einmal durchgelesen hatte, sagte, nachdem wieder etwas Ruhe eingekehrt war: »So einfach kriegen die uns hier nicht raus!« Die Amazonen waren bereit zu kämpfen.
     
    —
     
    Nachdem Anne Loops Lebensgefährte Bernhard von Rothbach auch drei Tage später noch nicht wieder aufgetaucht war, setzte sich Anne ins Auto und fuhr nach München, um nachzusehen, ob er sich in sein Studentenzimmer verkrochen hatte. Denn das hatte er bei früheren Hypchondrie-Attacken schon häufiger getan. Doch vor Ort gab ihr eine seiner WG-Mitbewohnerinnen eine schockierende Auskunft: Bernhard sei ausgezogen. Ohne zu sagen wohin. Anne bat, einen Blick in Bernhards Zimmer werfen zu dürfen, vielleicht log sie die Mitbewohnerin ja einfach nur an? Beim Öffnen der Tür klopfte ihr das Herz bis zum Hals, doch dann sah sie, dass hier tatsächlich bereits jemand anders wohnte. Bernhards Bücher und Aktenordner waren weg, stattdessen schien hier in der Zwischenzeit jemand zu leben, der viel Musik hörte. Das Zimmer war vollgestopft mit

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