Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aufgedirndlt

Aufgedirndlt

Titel: Aufgedirndlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
Vom Netzwerk:
Tag!« Der Polizeichef fasste sich an den Kopf. »Sakra, und die Kopfschmerzen gehen auch nicht weg.«
    »Wollen Sie eine Tablette?«, fragte Anne fürsorglich, obwohl sie Nonnenmachers Fahne als extrem unangenehm empfand.
    »Na«, antwortete der Chef unleidig. In der Nähe miaute eine Katze. »Da sagt er die Bürgersprechstunde ab und geht Golf spielen! Und dann kommt so eine Frau, die wo fast noch ein Mädchen ist, und fragt nach ihm – nach ›Loisi‹! Und als die hört, dass er beim Golfen ist, ist das für sie ganz normal.«
    »Nicht zu vergessen, dass er am Morgen nach einem mutmaßlichen Mord in der Nähe der Leiche gesehen wurde«, fügte Anne ein wenig neunmalklug an.
    Dem verkaterten Nonnenmacher war das aber gleichgültig, er betrachtete die Katze, die auf ihn zugetapst kam. »Und Bürgermeister will er auch nicht mehr sein …« Die Katze schmiegte sich an sein Bein und miaute wieder. »So was Komisches, ha, Miezi – Miezi, Miezi? So was Komisches! Wissen’S, Frau Loop, der Alois hat eigentlich Baggerfahrer gelernt. Da darf man sich schon wundern, was der arbeiten will, wenn er nicht mehr Bürgermeister ist.«
    Die Polizistin und der Inspektionsleiter trafen den Verdächtigen am fünfzehnten Loch des teuersten Golfplatzes im Tal an. Vanessa stand bereits bei ihrem »Loisi« und hielt ein Cocktailglas mit einem rötlichen Getränk in der Hand. Dem Bürgermeister war die Ankunft der Polizei kein bisschen peinlich. Jovial reichte er Nonnenmacher die Hand, etwas distanzierter grüßte er Anne. Sogar als ihm der Leiter der Polizeiinspektion eröffnete, dass er verhaftet sei und man ihn im Zusammenhang mit dem Tod von Madleen Simon vernehmen müsse, blieb Alois Wax, der in der Gemeinderatssitzung vor wenigen Tagen noch wegen der Morddrohung vor Angst geschwitzt hatte, entspannt wie ein Urlauber aus Castrop-Rauxel.
    Tatsächlich besaß er die Frechheit, zu fragen, ob er die drei verbleibenden Löcher noch fertig spielen dürfe, was ihm Nonnenmacher versagte. Aber auch das brachte den Politiker nicht aus der Ruhe. Federnden Schritts begleitete er die Polizisten zum Parkplatz, nachdem er sich noch mit »Küsschen-Küsschen« von Vanessa verabschiedet und ihr aufgetragen hatte, die Golftasche mit den Schlägern im Klubhaus abzugeben und sich schon einmal einen Aperol-Sprizz zu bestellen.
    Am Parkplatz ging er mit den Worten »Also dann, bis gleich« am Polizeiauto vorbei in Richtung eines weinroten Sportwagens, doch davon hielt ihn Nonnenmacher ab. »Halt, Alois, wo willst’ denn hin?«
    »Zu meinem Auto«, meinte dieser völlig selbstverständlich.
    »Dein Auto?«, fragte der Dienststellenleiter ungläubig – offensichtlich hatte er das Gerede auf dem Seefest über des Bürgermeisters neue Edelkarosse nicht mitbekommen. »Nix da, du fährst bei uns mit.«
    Und Anne ergänzte: »Herr Wax, Sie sind verhaftet.«
    »Ach Schmarren!«, sagte der Bürgermeister; offensichtlich dämmerte ihm noch gar nicht richtig, was vor sich ging. »Jetzt komm, Kurt, ich kann doch selber fahren. Wie komm’ ich denn sonst wieder zum Klub zurück?«
    »Das wird sich zeigen, ob du noch einmal zum Klub zurückkommst«, knurrte Nonnenmacher daraufhin mit seiner grimmigsten Katerstimme.
    Widerstrebend stieg der Bürgermeister in den Streifenwagen ein.
    Im folgenden Verhör, das in Nonnenmachers Dienstzimmer stattfand, verstrickte sich der Bürgermeister so in Widersprüche, dass der Polizeichef jegliche Kontrolle über sich verlor und ihn, mit der kellenförmigen Fliegenpatsche in der Hand, anbrüllte: »Alois, jetzt reicht’s! Sag uns jetzt, was du am Morgen nach dem Tod von dieser Madleen in der Nähe der Leiche zu suchen gehabt hast und wo dein plötzlicher Reichtum herkommt: Sportwagen, Golfspielen und eine Freundin, die ausschaut wie ein Model und sogar Hochdeutsch kann …!«, schrie der Inspektionschef vorwurfsvoll. »Das passt doch nicht zum Bürgermeister eines bayerischen Dorfs!«
    »Haben Sie vielleicht im Lotto gewonnen, Herr Bürgermeister – und für Ihre Anwesenheit am Leichenfundort eine ganz harmlose Erklärung?«, fragte Anne leise, um ihren Chef diplomatisch auf seine übertriebene Lautstärke hinzuweisen.
    Der Bürgermeister schüttelte trotzig den Kopf. Nonnenmacher warf die Fliegenklatsche in die Ecke, beugte sich über den Tisch und klopfte mit einem Löffel gegen seine Kaffeetasse. »Hallo, Alois, aufwachen! Hallo! Das ist hier eine Vernehmung!«
    »Wenn Sie jetzt nicht bald Butter bei die Fische tun«,

Weitere Kostenlose Bücher