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Aufgedirndlt

Aufgedirndlt

Titel: Aufgedirndlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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Blick, »steht im Ruf, die Manneskraft zu stärken. Und jetzt hör gut zu, Kurt: Ich hab’s dann auch gleich ausprobiert – es stimmt!« Der Kommunalpolitiker lachte glucksend.
    Nonnenmacher verstand die Welt nicht mehr. Alois Wax, den er schon so lange kannte, war offensichtlich wahnsinnig geworden. Leise fragte er: »Aber der Scheich hat dich doch nicht mit seinen eigenen Frauen ins Bett steigen lassen?«
    Auf diese naive Frage hin musste der bayerische Würdenträger erst richtig lachen. »Das sind doch nicht seine Frauen, die wo einem das alles angedeihen lassen! Was glaubst denn du! Der Raschid ist ein Herrscher vom Rang des amerikanischen Präsidenten. Hinzu kommt, dass er unheimlich viel Geld hat, mit dem er machen kann, was er will. So einer greift doch nicht auf seine fünf Frauen zurück, wenn er Spaß haben will!«
    »Was waren das dann für Frauen?«, erkundigte sich Anne nun interessiert.
    »Keine Ahnung, wo der die herhat. Jedenfalls waren die alle top ausgebildet.«
    »Wie meinen Sie das, ›top ausgebildet‹?«, hakte Anne nach.
    »Also körperlich, aber auch von den Handgriffen her, Massage und so, alles top«, redete sich der Bürgermeister um Kopf und Kragen.
    »Und diese Vanessa?«, wollte Nonnenmacher jetzt noch wissen, obwohl er mit den Nerven schon fix und fertig war.
    »Ja, die habe ich bei der Gelegenheit zufällig auch noch kennengelernt.«
    »War die auch eine von den …«, der Dienststellenleiter zögerte, um die passende Bezeichnung für den Sachverhalt zu finden, »… Nutten?«
    »Jetzt sag’ einmal!«, brauste Alois Wax erbost auf. »Das sind doch keine Nutten. Kurt, das sind Liebesdienerinnen. Das ist ein Job mit Anspruch!«
    Nonnenmacher schüttelte den Kopf. Irgendwie fühlte er sich wie im falschen Film.
    »Und wer ist jetzt diese Vanessa?«, insistierte Anne.
    »Meine Freundin«, erwiderte der Bürgermeister knapp.
    »Und deine Frau?«, wollte der Polizeichef wissen.
    »Ist meine Frau«, antwortete Alois Wax.
    Dann schwiegen alle drei und lauschten der Fliege, die durch den Raum summte.
    Weil ihm die Stille nach seiner begeisterten Rede seltsam erschien, fügte der Bürgermeister dann aber noch hinzu: »Weißt du, Kurt, mir bayerischen Männer müssen weg von dieser Engstirnigkeit. ›You have to think global‹, sagt der Raschid immer, also global denken, in allen Bereichen. Meine Frau ist eine gute Mutter und prima First Lady. Aber die ist durch diese Doppelbelastung halt auch oft gestresst. Die Vanessa aber, die ist jung, kommt aus Ostdeutschland und hat Zeit. Die hilft mir dabei, meinen Stress los zum werden.«
    »Was hast denn du jetzt bitte für einen Stress?«, fragte Nonnenmacher verächtlich.
    Der Bürgermeister nahm die Frage vollkommen ernst. »Das kann man sich als Leiter so einer kleinen Polizeidienststelle vielleicht nicht vorstellen, aber mein Amt verlangt mir viel ab.«
    »Pfff«, machte Nonnenmacher.
    Aber Alois Wax ging darauf nicht ein, stattdessen fuhr er fort: »Deshalb habe ich auch beschlossen, dass es für mich an der Zeit ist, einen Cut zum machen.«
    »Einen was?«, fragte der Inspektionschef verständnislos.
    »Einen Cut. Ich wechsle ins Ölbusiness. Der Raschid hat meine Managerqualitäten erkannt: Erstens steht unsere Gemeinde top da, und zweitens hat die Kaltenbrunn-Geschichte dank meinem Monitoring und meiner Mediation jetzt auch einen total reibungslosen Workflow bekommen. Der Total Buyout von Gut Kaltenbrunn ist quasi eine g’mahde Wiesn.« Zu Anne gewandt erklärte er: »Sie verstehen, Frau Loop, die Geschäfte laufen, wie mit bestem Wüstenöl geschmiert.«
    »Und deine Frau?«, fragte Nonnenmacher, der sich schon ganz schwach anhörte. Der hier zu beobachtende Niedergang der guten alten bayerischen Moralvorstellungen machte ihn fertig.
    »Die weiß noch nix«, erwiderte der gerade noch sehr großmäulige Bürgermeister jetzt in nicht mehr ganz so selbstbewusstem Ton.
    »Und diese Vanessa kommt also aus Ostdeutschland?«, fragte Nonnenmacher, der plötzlich eine weitere Verbindung in dem komplexen Fall erkannte. »Ist die am Ende eine von den Sächsinnen, die wo beim Kofler Vitus zelten?«
    »Ja«, erwiderte der Bürgermeister freimütig, »war sie. Ich hab’ ihr nämlich ein Hotelzimmer besorgt. Ist praktischer, auch aus Rücksicht auf meine Frau. Die Vanessa ist recht laut beim … du weißt schon.« Alois Wax ruckelte etwas seltsam mit dem Kopf und wollte aufstehen. »So, ich glaube, dann haben mir alles geklärt, dann pack’ ich’s

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