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Aufgeflogen - Roman

Aufgeflogen - Roman

Titel: Aufgeflogen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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meine Mutter hat sich mal am Telefon verplappert. Und seitdem hasst Isabel ihn noch mehr. Weil er sie nicht wollte und mich unglücklich gemacht hat.«
     
    »Danke, dass du mir alles erzählt hast«, sagte ich und stand auf. Ich wollte raus aus dieser Enge, dieser Dunkelheit.
    »Bleib. Isabel wird gleich da sein.«
    »Sie will mich doch gar nicht hier sehen.«
    »Du weißt Bescheid. Dahinter kann man nicht mehr zurück.«
    Sie hatte recht. Ich konnte nicht so tun, als hätte ich keine Ahnung.
     
    Isabel blieb in der Tür stehen, als sie mich sah.
    »Du spionierst mir nach.«
    Ihre Mutter sprach Spanisch mit ihr, schnell, beschwichtigend.
    Doch Isabel beruhigte sich nicht. Ihre Antworten waren laut, heftig.
    Messerscharfe Sätze. Ich verstand nur Bruchstücke.
    Eugenia nahm ihre Tochter in den Arm, redete auf sie ein.
    Ich stand dabei wie ein Trottel. Was machte ich hier?
     
    Später, als Eugenia zur Arbeit gegangen war, lagen Isabel und ich auf der Bettcouch. Ich sah hoch zu dem Foto, das uns beide zeigte. Lachend, glücklich. Ich hielt sie einfach fest. Wir redeten nicht.
    Sie wollte nichts erzählen.
    Ich war froh darüber.
    Ich hatte ja noch nicht einmal das verdaut, was ich erfahren hatte.

6.   Kapitel
    Sein Vater möchte mitkommen. Aber Christoph glaubt sich stark genug, seine Aussage bei der Polizei alleine zu machen. Vielleicht ist es nicht klug. Aber es fühlt sich richtig an, die Eltern aus der Sache rauszuhalten.
    »Du unterschätzt die Beamten«, warnt der Vater.
    »Kannst du eigentlich die Aussage verweigern?«, fragt die Mutter.
    »Verbau dir nicht deine Zukunft.« Der Vater.
    Als der gegangen ist, setzt sich seine Mutter zu ihm.
    »Du weißt, wo sie sind, nicht wahr?«
    Christoph reagiert nicht. Sie steckt ihm ein paar Scheine zu.
    »Sie werden es brauchen.«
    Er lächelt. Zaghaft, aber auch erleichtert. Wenigstens ein Mensch, der zu ihm hält.
     
    Die Polizeibeamten haben ihren Job gemacht.
    »Du hast uns gestern nicht gesagt, dass du in der Wrangelstraße warst. Du wolltest zu Isabel Hernandez. Aber sie war schon weg.«
    Verdammt. Sie haben es schnell rausgekriegt.
    »War das vor oder nach dem Kino?« Es klingt sarkastisch.
    Sie werden ihm gar nichts mehr glauben.
    »Danach. Ich habe mir Sorgen gemacht, weil ich nichts von ihr gehört habe.«
    »Dann hast du ja von Frau Kröger sicher auch erfahren, dass ihr Mann tot und Isabel verschwunden ist.«
    »Damit ist aber auch klar, dass ich von ihrem Verschwinden nichts wusste. Sonst hätte ich Isabel kaum dort gesucht.«
    Die Beamten wechseln einen Blick. Gutes Argument von mir, findet Christoph.
    »Bei unserem Gespräch hast du so getan, als wüsstest du gar nichts vom Tod des Hausmeisters.«
    Mist. Auch wieder wahr.
    »Ich stand unter Schock.«
    »Weil du glaubst, deine Freundin hätte damit zu tun?«
    »Weil ich nicht weiß, wo sie ist.«
    Seine Hände zittern vor Nervosität. Er verschränkt die Arme, um es zu verbergen.
    »Verdammt, ich mache mir wirklich Sorgen!«
    Und das ist nicht einmal gelogen.
     
    Die Beamten fangen von vorne an.
    »Sie kam also zu Beginn des Jahres in deine Klasse.«
    Christoph nickt.
    »Und du hattest keine Ahnung, dass sie illegal hier lebt?«
    Das wissen sie also auch schon.
    »Wenn man in Deutschland zur Schule geht, kann das doch gar nicht sein, oder?«
    Die beiden Beamten wechseln einen Blick.
    »Du hast also nie mitbekommen, dass sie keine Papiere hat?«
    »Ich habe nicht danach gefragt.«
    Blöder Witz. Die Quittung bekommt er postwendend.
    »Warum ist Isabels Nummer nicht in deinem Handy?«
    »Sie hat kein Handy, soweit ich weiß.«
    »Unsinn, du hast sie gelöscht, um ihre Spur zu verwischen.«
    Christoph schweigt. Nur nicht zu viel sagen. Aber vielleicht ist das Schweigen an dieser Stelle falsch. Vielleicht ist es besser, den auskunftsbereiten Zeugen zu spielen.
    »Wir hatten vor ein paar Tagen Krach. Ich war so wütend, dass ich alle ihre SMS gelöscht habe. Und ihre Handynummer gleich dazu.«
    Die Beamten wechseln einen Blick.
    »Aber du kannst die Nummer sicher auswendig.«
    Er schüttelt den Kopf. Wirkt nicht glaubwürdig, geht aber nicht anders.
    »Hat sie sich bei dir gemeldet seit gestern früh?«
    Kopfschütteln.
    »Und du weißt nicht, wo sie und ihre Mutter sein könnten?«
    Kopfschütteln.
    »Hat sie Verwandte oder Bekannte hier?«
    »Sie hat mir niemanden vorgestellt. Ich kenne nur ein paar Leute aus ihrem Haus.«
    »Wen genau?«
    »Mehmet, dann einen Afrikaner, ich habe seinen Namen vergessen  

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