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Aufgeflogen - Roman

Aufgeflogen - Roman

Titel: Aufgeflogen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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…«
    Hat er natürlich nicht, aber Christoph fällt gerade siedend heiß ein, dass auch Adamu keine richtigen Papiere hat. Besser, er sagt nicht zu viel.
    »Haben Isabel oder ihre Mutter Freunde in anderen deutschen Städten?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Anbindung an eine Kirchengemeinde?«
    »Eugenia ist religiös«, sagt er. »Aber wo sie in die Kirche gegangen ist, das weiß ich nicht.«
    Die Beamten machen eine kurze Pause. Holen sich Kaffee, bieten ihm auch einen an. Christoph nimmt ein Glas Wasser. Ihm wird heiß. Er will weg. Er weiß, dass das hier noch sehr ungemütlich werden kann.
    »Kanntest du diesen Kröger?«
    »Den Hausmeister? Vom Sehen.«
    »Was weißt du über ihn?«
    Christoph zögert. Isabel hat ihn gehasst. Aber kanner das so sagen, ohne den Verdacht auf sie zu lenken? Lieber langsam machen.
    »Er war ziemlich übel. Hat alle Hausbewohner schikaniert. Wer nicht nach seiner Pfeife getanzt hat, der musste sich eine neue Wohnung suchen.«
    »Apropos Wohnung. Er hat diese Abstellkammer an deine Freundin und ihre Mutter vermietet. Hast du dich nie gewundert, dass sie sich nichts Besseres suchen?«
    »Isabels Mutter verdiente wenig. Das wusste ich.«
    Er setzt noch einmal nach, als er ihre zweifelnden Blicke sieht.
    »Mit viel Geld hätten sie doch auch ohne Papiere eine schönere Wohnung bekommen, oder?«
    Einer der Beamten mustert Christoph genauer. Längere Pause.
    »Hat Kröger deine Freundin nur schikaniert oder auch belästigt?«
    Christoph ist zunächst überrascht, dann aber verunsichert ihn die Frage sehr. Wie kommen sie auf diese Idee?
    »Wer sagt denn so was?«
    »Ein Hausbewohner hat das erzählt. Der Name tut nichts zur Sache.«
    »Kröger war scharf auf jede, die nicht bei drei auf den Bäumen war«, antwortet er jetzt, sehr fest, denn dieses Mal sagt er die Wahrheit und das macht ihn sicher.
    »Hat sie mit dir darüber gesprochen?«
    »Natürlich. Er glotzte sie an, machte dumme Bemerkungen, ebenso wie bei allen anderen Frauen im Haus.«
    Sie starren ihn an, sie wechseln einen Blick. Aber sie sagen nichts.
    Christoph weiß, dass man ihm seine Nervosität ansieht, hektische Flecken auf den Wangen, auf der Stirn bilden sich erste Schweißperlen. Dabei möchte er so gerne abgeklärt wirken.
    Die Beamten stellen sich so, dass sie ihn fast in die Zange nehmen, einer rechts, einer links. Der nettere beugt sich zu ihm.
    »Warst du eifersüchtig?«
    Christoph überlegt. Die Vernehmung geht in eine völlig neue Richtung! Nicht Isabel ist verdächtig, sondern offenbar er.
    »Wollen Sie mir einen Mord anhängen?«
    Die Beamten sehen ihn nicht an, keine Antwort auf seine Frage.
    Christoph atmet ein   – aus, ein   – aus. Er merkt, dass er runterkommen muss, sein Herz hämmert wie blöd. Verdammter Kröger! Macht tot noch mehr Probleme als lebendig.
    »Eifersucht ist ein häufiges Motiv.«
    Christoph fährt herum und starrt den Bad Cop fassungslos an.
    »Hast du ein Alibi?«
    »Ich war zu Hause und habe geschlafen.«
    »Woher willst du das wissen? Wir haben dir die Tatzeit doch noch gar nicht gesagt.«
    Reingefallen. Nicht aufgepasst. Verdammt. Wie kommt er da raus?
    »Es war doch nachts, oder?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Sie haben mich gefragt, wann ich Isabel das letzte Mal gesehen habe und da   …«
    Er stockt, er will sich nicht wieder verfransen.
    »Wir fahren jetzt zur Schule«, sagt der nettere Beamte.
    Aber Christoph weiß, er ist noch lange nicht aus der Sache raus. Er wundert sich, dass sie ihn jetzt, wo sie ihn fast erwischt hatten, wieder laufen lassen.
    Katz und Maus, denkt er. Sie lassen mich nur los, damit sie noch ein bisschen mit mir spielen können. Sie wollen, dass ich sie zu Isabel und Eugenia führe.

7.   Kapitel
    Da muss doch was zu machen sein!
    Das sagte ich, nachdem ich erfahren hatte, dass sie keine Papiere hatte.
    Typisch deutsch, sagte Isabel. Machen, tun, schaffen.
    Manchmal sagte sie noch: Du hast doch keine Ahnung.
    Dann war ich richtig sauer.
    Wie sollte ich Ahnung haben, wenn sie es mir so lange nicht erzählt hatte?
    Aber hatte ich wirklich wissen wollen, was meine Freundin vor mir verbarg? Hätte ich nicht schon viel früher erfahren können, was sie bedrückte und bedrohte?
    Vermutlich schon. Aber ich wollte vor allem schöne Tage mit ihr haben. Und schöne Nächte. Ich wollte sie, nicht ihre Probleme.
    Egoistisch, okay. Aber auch ehrlich.
     
    Wie schlimm es wirklich war, verstand ich erst, als ich mehr Geschichten über Menschen ohne Papiere

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