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Aufgeflogen - Roman

Aufgeflogen - Roman

Titel: Aufgeflogen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sie in den Arm. Sie drückt ihr Gesicht an seine Schulter. Sie hört ihn sagen, dass er sie liebt, wie sehr er sie vermisst hat, dass er sie niemals im Stich lassen wird, dass alles gut wird.
    »Die Polizei sucht uns noch?«
    Isabel gibt sich keinen Illusionen hin.
    »Sobald sie den Mörder von Kröger haben, werden sie damit aufhören.«
    Isabel merkt, dass Christoph Zuversicht verbreiten will.
    »Haben sie dich oft verhört?«
    »Sie können mir nichts nachweisen.«
    »Hilft dir jemand?« Sie spürt Christophs Zögern.
    Setzt nach: »Was ist mit deinen Eltern, mit Ben und den anderen aus deiner Clique?«
    »Mom hat mir Geld gegeben   – für euch.«
    Isabel möchte dankbar lächeln, aber es gelingt ihr nicht.
    Sie schiebt ihre kalten Hände unter Christophs T-Shirt , sie spürt ihn erschauern, aber sie weiß auch, dass er diese Berührung genießt. Sie kann nachfühlen, wie sehr er sich nach ihr gesehnt hat. Denn auch wenn sie daran zweifelt, ob und wie er ihnen helfen kann, an seinen Gefühlen hat sie nie gezweifelt.
    »In ein paar Monaten bin ich achtzehn und wir heiraten, dann kannst du hierbleiben«, verspricht er ihr, und sie möchte lieber nicht nachfragen, ob das wirklich so einfach geht. Sie braucht eine Hoffnung. Sie sind erst kurze Zeit hier und doch haben diese paar Tage in der Waldhütte sie zermürbt. Sie sieht aus dem Fenster, ob fremde Menschen in der Nähe sind, sie wagt sich kaum vor die Tür, sie liegt, versucht zu schlafen und spricht mit ihrer Mutter. Die Unsicherheit quält sie, verfolgt sie in ihre Träume, ebenso wie die Bilder des toten Hausmeisters.
    Wie lange kann ein Mensch sich verstecken? Manche tun das jahrelang. Aber was macht es mit einem Menschen, wenn er nicht existieren darf?
    Sie weiß es doch. Es war die ganzen Jahre so, dass sie eigentlich nicht da sein durfte. Zumindest nicht hier, in Deutschland. Sie lebten wie Schatten. Jetzt dürfen nicht einmal mehr ihre Schatten sichtbar sein.
     
    Sie küsst Christoph, sie hält ihn fest. Sie hört seine tröstenden, zuversichtlichen Worte, er klingt so optimistisch, er gibt ihr Kraft. Wo nimmt er sie nurher? Auch für ihn müssen diese Tage doch die Hölle gewesen sein. Sie spürt, dass er einsam ist da draußen in der Welt. Niemand hält zu ihm, vielleicht noch seine Mutter. Doch auch ihr wäre es sicherlich lieber, wenn ihr Sohn sich nicht um dieses illegale Mädchen kümmern würde, denkt Isabel. Riskiert er nicht eine Anzeige, ein Gerichtsverfahren? Setzt er nicht seine Zukunft aufs Spiel   – für sie und ihre Mutter?
     
    Stimmen von unten. Ihre Mutter. Ein Mann.
    Isabel löst sich von Christoph, sieht ihn fragend an.
    »Wer ist da?«
    »Ich habe jemanden mitgebracht, der euch helfen kann.«
    »Wer?«
    »Ihr braucht bald eine neue Unterkunft. Vielleicht hat er eine Idee.«
    »Wer?«
    Isabel spürt sein Zögern. Sie rückt weiter von Christoph ab.
    »Wer ist es, Christoph?«
    »Johannes Lehnert.«
    Sie spürt die Wut in sich hochsteigen und die Enttäuschung. Christoph hat sich nicht an ihre Vereinbarung gehalten; ihre Gefühle, ihr Hass auf diesen Mann, das alles war ihm egal. Er hat einfach getan, was er selber für richtig hielt, ohne Rücksicht auf sie.Die Verantwortung für uns ist ihm zu groß geworden, denkt sie, er will uns loswerden, die Last abwälzen. Sie weiß, dass sie ihm Unrecht tut, aber es fühlt sich gut an, diese Wut zuzulassen nach diesen Tagen der Vorsicht und Resignation.
    Er redet weiter, und sie weiß, warum. Er will verhindern, dass sie ihm ihre Vorwürfe ins Gesicht schreit, er hofft, sie würde sich beruhigen, wenn er gut argumentiert.
    »Er war lange in Spanien, er wusste doch gar nicht, dass er eine Tochter hat, gib ihm eine Chance   …«
    Isabel will es nicht hören, sie springt auf. »Du hast uns verraten.«
    »Sei vernünftig. Wir brauchen ihn.«
    »Nicht diesen Mann.«
    »Aber er ist der Einzige   …«
    »Ich will ihn nicht sehen.«
    Sie weiß nicht, was sie denken, fühlen soll. Sie weiß nur, dass sie hier wegmuss. Weg von Christoph. Und weg von diesem Mann, der da unten mit ihrer Mutter sitzt. Sofort! Sie zieht sich einen Pullover über, Strümpfe, Schuhe. Schubst Christoph weg, der sie beruhigen will.
    »Was hast du vor?«
    Sie antwortet ihm nicht. Als er nach ihrem Arm fasst, faucht sie ihn an.
    »Lass mich los.«
    Mit schnellen Schritten die Treppe hinunter. Dasitzen sie. Eugenia, weinend. Daneben dieser Fremde, der angeblich ihr Vater ist.
    Christoph kommt hinter ihr die Treppe

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