Aufregende Leidenschaft
‚Magnum‘ gesehen hat.“
„Falsch. Es kommt von den vielen alten Filmen. Übrigens, Raymond Chandler, danke.“
Diamond wirkte verlegen. „Es war ein spontaner Einfall.“
„Ich habe immer davon geträumt, Velma zu heißen“, sagte sie seufzend. „Gibt es einen besonderen Grund, warum du auf einem Doppelzimmer bestanden hast? Abgesehen von deinem unstillbaren Hunger nach meinem Körper.“ Es hatte ironisch klingen sollen, tat es aber nicht.
„Lass dich von der Barbie-Puppe nicht täuschen, Mädchen. Hinter der noblen Fassade ist das hier ein Calderini-Laden. Es ist besser, wenn wir zusammenbleiben. Wir müssen herausfinden, ob deine Schwester hier ist oder nicht, und dann …“
„Sie ist hier.“
Er setzte sich auf. „Du hast sie gesehen?“
„Nein. Ich weiß einfach, dass sie hier ist. Instinkt, sechster Sinn, nenn es, wie du willst. Sie ist hier.“
„Wenn du es sagst.“ Diamond sprang auf und ging in dem geräumigen Zimmer hin und her. Er blieb vor dem winzigen Kühlschrank stehen. „Immerhin gibt es eine Bar.“
„Ich dachte, du trinkst nicht mehr?“
„Das war, bevor ich die Zigaretten abgeben musste.“
„Nicht, Diamond. Bitte.“ Sie legte ihm eine Hand auf den Arm.
Er schüttelte sie ab. „Das Trinken ist meine Sache, Lady.“
Sie gab auf. Er hatte recht. Nur wenn er selbst wollte, würde er damit aufhören können. „Na schön. Bring mir eine Cola light mit“, sagte sie und setzte sich in den geschmackvollen Sessel am großen Fenster.
Er rührte sich nicht, und sie sah, wie sehr er mit sich kämpfte. „Cola light ist gar keine schlechte Idee“, sagte er schließlich. „Vielleicht nehme ich den Scotch später.“ Er öffnete den Kühlschrank.
Sie hatte ihn oft genug fluchen gehört, und was kam, hätte sie nicht überraschen dürfen.
„Was ist?“, fragte sie, als er nach einer Weile verstummte.
„Wir haben Tomatensaft, Karottensaft, Selleriesaft und salzloses Mineralwasser. Ende der Liste.“
„Keine Cola light?“
„Keine Cola light.“
Sie verschwendete keine Zeit mit Flüchen, sondern eilte zum Telefon. Als sie wieder auflegte, sah sie Diamond mit tragischem Ausdruck an.
„Es ist noch schlimmer, als wir dachten, James.“
„Erzähl mir nicht, dass …“
„Kein Alkohol, keine künstlichen Süßstoffe“, sagte sie tonlos. „Und kein Koffein.“
„Kein Koffein? Heißt das etwa, kein Kaffee?“
Sally schluckte. „Das hat der Mann gesagt.“
„Wir werden deine Schwester heute Abend finden“, erklärte er mit gepresster Stimme. „Ich kann auf Alkohol verzichten. Ich kann sogar auf Zigaretten verzichten. Aber wenn sie mir meinen Kaffee verweigern, gibt’s richtigen Ärger. Wie spät ist es?“
„Viertel nach sechs.“
„Um halb sieben gehen wir essen. Wir hören uns an, was unsere Betreuerin mit uns vorhat, und dann lenkst du sie ab, damit ich mich umsehen kann.“
„Ich glaube, für dich wäre es einfacher, sie abzulenken“, erwiderte Sally scharf.
„Eifersüchtig, was?“, lächelte er.
„Auf eine Barbie-Puppe? Mach dich nicht lächerlich. Warum auch?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe keinen Anspruch auf dich. Wenn du Barbie im Bett zum Plaudern bringen willst, bitte, lass dich nicht abhalten.“
Er schmunzelte leise, und Sally hätte ihn am liebsten geohrfeigt. „Die Vorstellung hat zwar einen gewissen Reiz, aber Ermittlungen im Bett waren noch nie meine Stärke. Außerdem bezweifle ich, dass Barbie weiß, wo deine Schwester ist. Dieser Laden ist strikt unterteilt, und die Fitness-Farm ist legal.“
„Himmel, bin ich hungrig.“ Sally wechselte das Thema. „Ich hoffe, das Essen ist besser als die Getränke. Wenigstens gibt es frisches Obst und Gemüse. Nach drei Tagen Fast Food fühle ich mich, als würde ich Skorbut bekommen.“
„Ist Skorbut nicht die Krankheit, bei der die Zunge anschwillt und man nicht mehr sprechen kann?“, sagte Diamond.
„Komm schon, Diamond. Auf zur Fütterung.“ Sally streckte den Arm nach ihm aus.
Er nahm ihn, und seine leuchtenden Augen ließen erkennen, wie sehr er die Lügen, die Tarnung, die Gefahr genoss. „Irgendetwas sagt mir, dass kein Steak auf mich wartet.“
„Selbst ein Salatblatt wäre für mich ein herrlicher Anblick.“
An den Tischen im Speisesaal saßen die unterschiedlichsten Gäste. Schlanke, gesund aussehende Yuppie-Paare, plumpe, verbissen dreinblickende Matronen, ältere Leute, die aussahen, als würden sie sich nur von Zweigen und Blättern ernähren. Das
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