Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
es schaffst, schreib mir ein paar Zeilen und halte mich über Deine Fortschritte auf dem laufenden.
    Dein zänkischer und rapide verfallender Onkel
    P. W.»
     
    «Der Ärmste wird noch Silberfäden en masse ernten, wenn er erst feststellt, daß ich die Versicherung nicht bezahlt hatte», sagte der Vicomte gefühllos, indem er den Brief wieder an sich nahm.
    «Was!»
    «Zum Glück war ja sonst niemand beteiligt, und Polizei war auch keine da. Aber ich fürchte, ich werde von der Post noch wegen dieses vermaledeiten Telegrafenmastes hören. Wenn ich vor dem Magistrat erscheinen muß und mein Alter erfährt davon, wird es ihn ganz schön fuchsen. Den Wagen wieder hinzukriegen, wird auch eine Kleinigkeit kosten. Ich würde die Karre ja abstoßen, aber mein Vater hat sie mir in einer Anwandlung von Großzügigkeit geschenkt. Und natürlich war das erste, was er mich fragte, als ich wieder zu mir kam, ob die Versicherung bezahlt sei. Da ich nicht zum Streiten aufgelegt war, habe ich ja gesagt. Wenn das mit der Versicherung nur nicht in die Zeitung kommt, sind wir alle fein heraus, aber die Reparatur wird einen hübschen kleinen Posten in Onkel Peters Gesamtrechnung ausmachen.»
    «Finden Sie es fair, ihn dafür auch noch bezahlen zu lassen?»
    «Ausgesprochen unfair», antwortete Lord Saint-George unbekümmert. «Mein Alter sollte die Versicherung gefälligst selbst bezahlen. Er ist wie der alte Mann an den Thermopylen – nie macht er ganze Sachen. Und was das angeht, ist es auch nicht fair, Onkel Peter für die Pferde bezahlen zu lassen, die gerade dann verlieren, wenn man auf sie setzt. Oder für alle die kleinen Mädchen, von denen man sich ausnehmen läßt – das werde ich alles zusammen unter ‹Sonstiges› buchen müssen, dann wird er sagen: ‹Aha! Briefmarken, Telefonanrufe und Telegramme.› Und dann werde ich mich vergessen und sagen: ‹Na ja, Onkel –› Ich hasse Sätze, die mit ‹Na ja, Onkel› anfangen. Die gehen immer weiter, und man weiß nie, wo sie aufhören.»
    «Ich glaube nicht, daß er nach Einzelheiten fragen wird, wenn Sie nicht von selbst damit herausrücken. Passen Sie auf, ich habe die Rechnungen jetzt alle sortiert. Soll ich auch die Schecks ausschreiben, und Sie unterschreiben nur noch?»
    «O ja, gern. Nein, fragen wird er nicht. Er wird nur mit Unschuldsmiene dasitzen, bis ich es ihm von selbst sage. Ich glaube, so bringt er auch seine Ganoven immer zum Geständnis. Ein schöner Charakterzug ist das nicht. Haben Sie diese Mahnung von Levy? Das ist der Hauptposten. Und da ist ein Brief von einem gewissen Cartwright, der ziemlich wichtig ist. Von ihm habe ich mir in London ein paarmal was geliehen. Was hat der da zusammengerechnet? … Ach was, soviel kann das doch nicht sein … Mal sehen … Na ja, wahrscheinlich hat er recht … Und Archie Campbell – das ist mein Buchmacher – mein Gott! Diese ganzen alten Klepper! Die armen Viecher dürfte man nicht mehr auf die Bahn lassen. Und dieser Krimskrams da? Wie schön ordentlich Sie das alles zusammengestellt haben! Sollen wir mal alles zusammenrechnen und sehen, auf wieviel wir kommen? Wenn ich dann in Ohnmacht falle, können Sie ja nach der Schwester klingeln.»
    «Ich bin im Rechnen nicht besonders gut. Rechnen Sie lieber mal nach. Mir kommt das ein bißchen unwahrscheinlich vor, aber ich komme nicht auf weniger.»
    «Setzen wir noch, sagen wir, hundertfünfzig an Reparaturkosten für den Wagen drauf, dann werden wir sehen. O verdammt, was haben wir denn hier?»
    «Eines Gecken Bild, der blinzt», konnte Harriet sich nicht verkneifen zu sagen.
    «Erstaunlich, dieser Shakespeare. Das richtige Wort für alle Gelegenheiten. Tja, das sieht also wirklich nach einem ‹Na ja, Onkel› aus. Gewiß, ich kriege Ende dieses Monats meinen Quartalswechsel, aber ich muß ja auch die Ferien überleben – und das nächste Trimester. Zunächst werde ich also einmal heimgehen und brav sein müssen; kann nicht mehr so herumziehen wie bisher. Mein alter Herr hat mehr oder weniger angedeutet, daß ich meine Arztrechnung selbst bezahlen soll, aber ich habe das geflissentlich überhört. Mutter macht Onkel Peter für das Ganze verantwortlich.»
    «Wieso denn das?»
    «Weil er mir mit seiner wüsten Fahrerei ein schlechtes Beispiel gibt. Er fährt schon einen flotten Reifen, das stimmt, aber so ein Pech wie ich hat er anscheinend nie.»
    «Könnte er möglicherweise ein besserer Fahrer sein?»
    «Liebste Harriet, das war nicht nett. Sie haben doch nichts

Weitere Kostenlose Bücher