Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
– weniger für mich als für Sie selbst.»
    Die Rektorin sah von Miss Hillyard zu Mrs. Goodwin und wieder zu Peter zurück.
    «Ja», sagte sie, «ich glaube, es war klug, das klarzustellen.»
    «Am Tag darauf», sagte Peter, «habe ich Miss de Vine nach dem Namen des betreffenden Mannes gefragt, von dem wir bereits wußten, daß er verheiratet war und gut aussah. Der Name war Arthur Robinson; und mit dieser Information in der Hand habe ich mich aufgemacht, um herauszufinden, was aus ihm geworden war. Meine Arbeitshypothese war, daß X entweder die Frau dieses Mannes oder eine sonstige Verwandte war; daß sie nach Bekanntwerden von Miss de Vines Ernennung hierhergekommen war, um sein Unglück an Miss de Vine, dem College und den Akademikerinnen im allgemeinen zu rächen; und daß sie aller Wahrscheinlichkeit nach mit der Familie Jukes in enger Verbindung stand. In dieser Annahme wurde ich bestärkt, als ich entdeckte, daß Jukes durch einen anonymen Brief von der Art verraten wurde, wie sie hier im Umlauf waren.
    Nun war das erste, was nach meiner Ankunft hier geschah, das plötzliche Erscheinen von X im Naturwissenschaftlichen Hörsaal. Der Gedanke, daß X ihre Entdeckung herausforderte, indem sie ihre Briefe auf so riskante Weise in aller Öffentlichkeit fabrizierte, war schlicht absurd. Das Ganze war offensichtlich eine Finte, auf Irreführung angelegt und wahrscheinlich auch zur Konstruktion eines Alibis gedacht. Die Briefe waren woanders vorbereitet und bewußt hier ausgelegt worden – es waren ja nicht einmal mehr genug Buchstaben in der Schachtel, um den angefangenen Brief an Miss Vane zu vollenden. Der dafür gewählte Raum war vom Hausmädchenflügel aus genau einzusehen, und weithin sichtbar brannte das große Deckenlicht, obwohl eine funktionierende Tischlampe zur Verfügung gestanden hätte; es war Annie, die Carrie auf das Licht im Fenster aufmerksam machte; Annie war die einzige Person, die behauptete, X gesehen zu haben; und obwohl so für beide Hausmädchen das Alibi konstruiert wurde, war Annie nach wie vor diejenige, die den für X geforderten Eigenschaften am ehesten entsprach.»
    «Aber Carrie hat X doch in dem Raum gehört», wandte die Dekanin ein.
    «O ja», sagte Wimsey lächelnd. «Und Carrie wurde fortgeschickt, um Sie zu holen, während Annie die Schnüre entfernte, mit denen sie von der anderen Seite der Tür aus das Licht gelöscht und die Tafel umgeworfen hatte. Wie Sie sicher noch wissen, habe ich Sie darauf aufmerksam gemacht, daß die Oberkante der Tür sehr ordentlich abgestaubt war, damit die Schnüre dort keine Spuren hinterließen.»
    «Aber die Spuren auf der Fensterbank in der Dunkelkammer –», sagte die Dekanin.
    «Die waren echt. Dort ist sie zunächst hinausgestiegen und hat die Türen von innen verschlossen gelassen und ein paar von Miss de Vines Haarnadeln verstreut, um sie der Tat verdächtig zu machen. Dann hat sie sich durch die Kantinendurchreiche in den Hausmädchenflügel begeben, Carrie geweckt und mitgeschleppt, damit jemand den Spaß mit ihr teilte … Ich glaube übrigens, daß irgendeines der Hausmädchen schon Verdacht geschöpft haben muß. Vielleicht hatte sie hin und wieder Annies Zimmer geheimnisvoll verschlossen gefunden oder war Annie zu ungewöhnlichen Zeiten auf dem Korridor begegnet. Jedenfalls war offensichtlich die Zeit gekommen, sich ein Alibi zu schaffen. Ich habe damals die Vorhersage gewagt, daß die nächtlichen Ruhestörungen von nun an aufhören würden; und so war es. Und ich glaube auch nicht, daß wir je diesen Nachschlüssel zur Kantine finden werden.»
    «Das ist ja alles schön und gut», meinte Miss Edwards. «Aber einen Beweis haben Sie noch immer nicht.»
    «Nein. Ich bin weggefahren, um ihn zu beschaffen. In der Zwischenzeit war X – wenn meine Identifikationen Ihnen nicht gefallen – zu der Ansicht gelangt, daß Miss Vane eine Gefahr für sie war, und sie versuchte sie darum in eine Falle zu locken. Das klappte nicht, weil Miss Vane so umsichtig war, im College zurückzurufen, um sich den geheimnisvollen Anruf bestätigen zu lassen, den sie im Somerville College erhalten hatte. Dieser Anruf war am Dienstagabend um 22.40 Uhr von einer öffentlichen Telefonzelle in der Stadt aus erfolgt. Kurz vor elf Uhr kam Annie von ihrem freien Nachmittag ins College zurück und hörte Padgett mit Miss Vane telefonieren. Sie konnte das Gespräch zwar nicht mithören, hat aber wahrscheinlich den Namen mitbekommen.
    Obwohl dieser Versuch also

Weitere Kostenlose Bücher