Aufs Spiel gesetzt (German Edition)
deinen Hintern antatschen werde.“
In diesem Moment kam der Trainer und verlangte ihre Aufmerksamkeit. Die Musik begann, den Dielenboden zu erschüttern, der Eingang zum Tunnel wurde dunkel nur mit Stroboskop-Lichtern als Bezugspunkten in der Dunkelheit. Der Lärm der Menge donnerte betäubend über sie hinweg und der Sprecher begann, die Spieler vorzustellen. Plötzlich ging es den Spielern nur noch um das Spiel selbst. Sie atmeten tief ein, schlugen ihre Fäuste gegeneinander und spürten den Adrenalinrausch, den Xander immer mit dem Sport in Verbindung brachte.
„Okay, Jungs“, hauchte Xander. Er liebte die Art, wie sein Herz schlug, liebte diesen Moment, in dem jedes seiner Atome in den Rhythmus einfiel. „Denkt daran. Befördert den beschissenen Ball...“
„... über das beschissene Spielfeld und in das beschissene Netz!“, beendete das Team den Satz. Das war ihr Zeichen, loszulaufen, hinein in das Stroboskoplicht und den sie erwartenden Applaus.
D AS Reserve-Team kostete sie beinahe ihren Vorsprung und Xander verlor fast seine Stimme, weil er ihnen ständig sein Mantra zurief. Befördere den beschissenen Ball über das beschissene Spielfeld und in das beschissene Netz! Verdammt! (Das letzte Wort entstand aus einem Anfall von Verzweiflung, als der Zwanzigpunktevorsprung, den sie zu Beginn erspielt hatten, auf zwei Punkte schrumpfte, weil das Reserveteam den Rebound zum millionsten Mal verloren hatte.) Die Starter waren aufgestanden und in Position gegangen. Sie konnten es kaum erwarten, die Sirene zu hören und drückten sich gegen die unsichtbare Barriere der Zeit, wie Hunde, die sich gegen ein Fenster drücken, um einen Knochen zu bekommen.
Die Sirene ertönte, der Trainer winkte sie hinein und schon hatte Xander den Ball, stand in ihrer klassischen Teamaufstellung, hob den Kopf, sah, dass Aames auf den Pass wartete und fragte: „Darf ich?“
„Mach schon!“
Xander stürmte an der Verteidigung vorbei, das Spielfeld hinunter und eins, zwei, hoch in ein Dunking, so hoch, dass der Korb auf Höhe der Hüfte lag.
Die Menge kreischte und das Spiel ging sofort weiter.
Während er spielte, sah Xander immer wieder zu Chris hinüber. Als er während des dritten Viertels auf der Bank gesessen hatte, hatten sie sich jedes Mal, wenn das andere verdammte Team gepunktet hatte, mit großen Augen Blicke zugeworfen. Dieses Mal, als das andere Team den Ball wieder ins Spiel brachte und der gegnerische Forward, in dem Versuch sich frei zu laufen, an Xander vorbei rauschte, rief Chris: „Auf geht's, Xander!“
Und Xander drehte sich herum, schaffte es noch, Chris zuzuwinken und warf sich gerade noch rechtzeitig vor den gegnerischen Forward, um den Ball mit einem seiner unglaublich langen Arme abzufangen.
Bevor die Menge überhaupt verstanden hatte, was passiert war, war Xander schon am anderen Ende des Spielfelds, bereit für einen weiteren Wurf – von der drei Punktelinie, weil er Lust dazu hatte – und plötzlich wurde aus dem Zweipunktevorsprung ein Siebenpunktevorsprung und die Blutrünstigkeit der achtzehntausend blindwütigen Fans, die sich so lange hatten zurückhalten müssen, erschütterte die Holzdielen der kleinen Arco Arena.
Heute war ihr Abend. Natürlich trug der Rest des Teams auch seinen Teil bei, aber in diesem Viertel, dem vierten Viertel, spielte Xander jeden Spielzug, als ob er der Star wäre.
Denn dieses eine Mal war er es.
Er gab den Ball ab, wenn es nötig war – Aames, Oswald, Pollack, Burkins, sie alle machten ein paar Punkte. Aber Xander legte ein Fünfundzwanzig-Punkte-Viertel hin.
Fünfundzwanzig Punkte, die er selbst machte, schön machte, wichtig machte.
Fünfundzwanzig Punkte, bei denen ´Befördere den beschissenen Ball über das beschissene Spielfeld und in das beschissene Netz´, verdammte Poesie aus Muskeln, Blut, Herzschlag und Knochen war.
Zwei Sekunden vor der Sirene, machte Xander seinen letzten, nahezu unmöglichen Wurf, über die Köpfe von zwei von New Yorks besten Spielern hinweg, mit einem Dunking, wie es normalerweise ein unvorsichtiger Neuling machte, der landete, als ob er nichts zu verlieren hätte.
Die Sirene ertönte und er warf die Hände in die Luft, genauso wie Chris es normalerweise gemacht hätte und brüllte seinen Triumph in die Menge.
Wenn er gewollt hätte, hätte er sicherlich fliegen können. Jeder, der die Aufzeichnung anschaute und sah, wie er über das Spielfeld fegte, würde schwören, dass er es tatsächlich getan hatte.
A LS der
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