Aufs Spiel gesetzt (German Edition)

Fall“, sagte Chris mit schwacher Stimme. „Jedes verdammte Mal.“
    Das Interview war zu Ende und die Erzählstimme übernahm mit einem Fazit: „Wir haben gesehen, wie schwer es ist, unter dem Radar der NBA zu leben. Wir haben den Agenten der Jungs gefragt, was sie als nächstes geplant haben. Seine Antwort war, dass ihre Geschichte noch nicht vorbei ist. Zum einen hat Sacramento noch nicht die Meisterschafts-Serie gespielt. Ich fragte ihn, ob das eine Möglichkeit wäre und er sagte mir, dass bis jetzt noch niemand Xander Karcek kontaktiert hätte, um ihn wissen zu lassen, dass er nicht weiter spielen dürfe. Tatsächlich hat bisher niemand aus dem Ball-Club einen Kommentar abgegeben. Soweit wir wissen, wird diese Meisterschaft aus mehr als einem Grund ganz außergewöhnlich sein. Abgesehen davon, dass es für die Kings die erste Meisterschaftsserie seit 1953 ist, könnte es auch das erste Mal sein, dass ein geouteter, schwuler Spieler ein Meisterschaftsspiel der NBA bestreitet. Wie Leo Schindler mir sagte, hängt alles vom nächsten Telefongespräch ab.“
    Als die Erzählstimme verblasste und der Abspann lief, ging Penny zum Fernseher, um ihn auszuschalten.
    Sie drehte sich um und sah Xander und Chris an, die mit ineinander verschränkten Händen auf dem Sofa saßen und sagte: „Ich für meinen Teil bin wirklich stolz auf euch. Das sah brutal aus.“
    „Kann ich jetzt gehen?“, fragte Xander und obwohl alle lachten, sagte ihm ein Blick in Chris mitfühlendes Gesicht, dass wenigstens eine Person wusste, dass es ihm ernst war. Aber eine Antwort auf die Frage kam nie, weil genau in diesem Moment das Telefon, das sie endlich wieder eingesteckt hatten, zu klingeln begann. Leo sprang auf, um abzuheben.
    „Jungs“, sagte er, als er die Nummer auf dem Display sah, „ich glaube, ich weiß, wer das ist. Der Besitzer des Teams. Seid ihr bereit für die Urteilsverkündung?“
    Sie sahen sich an und Xanders Mund verzog sich. Er hatte Chris. Er war auf alles vorbereitet.
    „Ja“, sagte er. „Warum nicht?“
    Mit einem nervösen Lächeln hob Leo ab.

    I N DIESER Nacht schlief Xander, beruhigt von Chris´ Atmen, auf der Couch und hatte keinen Albtraum. Er träumte nicht vom nächsten Tag oder was er bringen würde oder von allem, was morgen auf ihn warten würde, nichts davon kam ihm in den Sinn.
    Stattdessen träumte er von einem ganz normalen Morgen. Er würde aufwachen, laufen gehen und Chris, komplett geheilt, würde ihn begleiten und die Hunde würden vor ihren Füßen herumspringen. Er träumte, dass sie nach Hause kommen und duschen würden, vielleicht sogar zusammen, wäre das nicht schön? Und dann würden sie sich lieben, albern, ungeschickt und mit wilder Leidenschaft, in dem Bett, in dem sie aufgewacht waren.
    Er träumte, dass sie zum Frühstück nach unten gehen würden, wo Lucy ihnen vorhalten würde, dass es bereits acht Uhr war und der halbe Tag vorbei, während Penny, Audrey und Mandy und vielleicht ihre Freunde sich unterhalten und reden würden und sich anhören würden wie eine Familie.
    In diesem Traum sagte Chris beim gemeinsamen Frühstück: „Also, was machen wir heute?“
    Und Xanders Herz war voller Ideen.

Author
    A MY L ANE ist Mutter von vier Kindern und schreibt gelegentlich ein Buch. Wenn sie nicht gerade ihre Schüler darum bittet, sich gefälligst endlich hinzusetzen oder ihre Kinder zum Fußball/Tanzen/Karate herumkutschiert – dann kann man sie bei kurzen Mittagsschläfchen finden oder beim Einkaufen oder versteckt im Badezimmer, in dem meist vergeblichen Versuch, ohne Unterbrechung zu lesen. Man wird sie niemals beim Kochen, Putzen oder anderen häuslichen Aufgaben finden, aber es gab schon Zeiten, als sie für irgendwelche Gelegenheiten Notfall-Hüte, -Decken oder -Socken gestrickt hat und manchmal tat sie das auch ganz ohne Grund. Sie schreibt in der Dusche, während sie zur Arbeit fährt, während ihre Schulklassen Arbeiten schreiben oder während sie nachts durch die Nachbarschaft joggt und vorgibt, Sport zu treiben. Aus Notwendigkeit hat sie gelernt, sehr schnell zu tippen. Sie lebt in einem Spinnen-infizierten und zerbröselnden Haus in einem schäbigen Vorort und vertraut auf ihren geliebten Gefährten Mack, sie im Hier und Jetzt festzuhalten – was er auch tut, während er sich zusätzlich darum kümmert, dass ihr Mobiltelefon immer geladen ist. Sie ist bereits seit mehr als 20 Jahren verheiratet und glaubt immer noch an die große Liebe und sie sieht keinerlei Grund,