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Aufstand der Gerechten

Aufstand der Gerechten

Titel: Aufstand der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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zu bekommen, denn sie
schien unseren Besuch nicht mit seiner Abwesenheit in Verbindung zu bringen.
Offenbar hatte sie ihn auch nicht als vermisst gemeldet.
    »Es gab einen Brand auf einem Grundstück außerhalb von Carrigans,
auf der anderen Seite der Grenze«, erläuterte ich.
    Sie sah mich ruhig an und hielt meinem Blick stand. Eine Hand lag
auf ihrem Knie, mit der anderen schaukelte sie weiter den Korb.
    »Soweit wir wissen, gehört das Grundstück Ihrem Freund, Martin
Kielty. Ist das richtig?«
    »Ja«, sagte sie. »Wurde jemand verletzt? Ist Martin okay?«
    »Leider muss ich Ihnen sagen, dass wir eine Leiche am Brandort
gefunden haben. Bisher konnten wir das Brandopfer nicht identifizieren. Wir
hatten gehofft, Sie könnten uns sagen, wo Mr Kielty sich aufhält.«
    Ihre Miene blieb gelassen, doch ich bemerkte, dass der Rhythmus, in
dem sie die Wiege schaukelte, sich änderte. Dem kleinen Mädchen fiel das wohl
ebenfalls auf, denn es begann leise zu wimmern. McEvoy nahm ihre Tochter auf
den Arm, stand auf und wiegte sie sanft, während sie mich über ihre Schulter
hinweg ansah.
    »Ich weiß nicht, wo er ist. Er ist nicht nach Hause gekommen.«
    »Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen, Ma’am?«, fragte Hendry.
    »Irgendwann am Donnerstag. Am späten Nachmittag vielleicht.«
    »Aber Sie haben ihn nicht als vermisst gemeldet«, stellte Hendry
fest.
    Sie sah ihn an. »Er bleibt oft ein, zwei Tage weg.«
    »Wir vermuten, dass Ihr Partner mit Drogen zu tun hatte«, sagte ich.
Es fiel mir schwer, mir diese Frau an der Seite eines Dealers vorzustellen.
»Stimmt das?«
    Sie nickte, ihr Mund bildete eine schmale trotzige Linie.
    »Könnten Sie sich aus irgendeinem Grund vorstellen, dass jemand Mr Kielty schaden wollte?«, fragte ich. »Das soll natürlich nicht heißen, dass ihm
etwas zugestoßen ist. Es ist zu früh, um das zu sagen.«
    »Vor ein, zwei Monaten wurde er im Pub angegriffen. Sie drohten
damit, ihm die Beine zu brechen. Das hat ihm große Angst gemacht.«
    Aber nicht so viel Angst, dass er den Drogenhandel aufgegeben hätte,
dachte ich. »Wo war das?«
    »Doherty’s«, erwiderte sie. »In Strabane.«
    »Das kenne ich«, sagte ich. »Kam nach dieser Drohung noch etwas
hinterher?«
    »Ein, zwei Wochen danach hat man ihm eine Totenmesskarte mit einer
Pistolenkugel drin geschickt«, fuhr sie fort. »Das hat mir große Angst
gemacht.« Unwillkürlich erschauerte sie und rieb sich die Arme. Mit solchen
Karten kündigt man Hinterbliebenen an, eine Messe für den Verstorbenen lesen zu
lassen. Da ich selbst in der Vergangenheit Empfänger einer ganz ähnlichen
Drohung geworden war, konnte ich ihre Angst gut nachfühlen.
    »Irgendeine Ahnung, wer das geschickt haben könnte?«, fragte Hendry
und warf mir einen Blick zu. Auf dem Höhepunkt des Nordirlandkonflikts hatte
man bei solchen Drohungen für gewöhnlich an die Paramilitärs gedacht.
    Sie schüttelte den Kopf. »Martin hat das weggeschmissen, er hat
gesagt, das sei nichts.«
    »Er hätte sich an uns wenden sollen«, sagte Hendry.
    »Als ob Sie irgendwas unternommen hätten. Die Karte war mit The Rise
oder so unterschrieben.«
    »The Rising?«, fragte Hendry. Er nickte mir kaum merklich zu, um mir
zu bedeuten, dass er das später erklären würde.
    McEvoy nickte knapp. »Klingt richtig.«
    »Das ist sehr hilfreich, Ma’am«, sagte Hendry.
    »Gibt es sonst noch jemanden, mit dem Ihr Partner zu tun hatte und
der uns helfen könnte?«, fragte ich, als ich spürte, dass unsere Unterhaltung
sich dem Ende zuneigte.
    »Er hat mal einen Lorcan Hutton erwähnt«, erwiderte McEvoy. Hutton
war ein beiderseits der Grenze hinlänglich bekannter Dealer; allerdings hatte
er sich im Süden niedergelassen. Ich hatte bereits mit Hutton zu tun gehabt,
hätte ihn jedoch nicht für gewalttätig gehalten. Andererseits gehen Gewalt und
Drogen häufig Hand in Hand.
    Wir stellten noch einige weitere Fragen zu Kieltys Aktivitäten. Über
die Drohung konnte McEvoy uns nichts weiter erzählen. Sie wusste nicht, wo er
Listen mit Kontakten oder Telefonnummern aufbewahrt haben könnte; sein Handy
habe er dabeigehabt, sagte sie. Ich vermutete, dass es dasjenige war, das ich
kaputt auf dem Boden seines Hauses hatte liegen sehen. McEvoy selbst nahm keine
Drogen, wie sie sagte. Während sie sprach, strich sie ihrer Tochter sanft übers
Haar. Das Kind wiederum packte mit seiner kleinen Faust das Kleid seiner Mutter
und zerknautschte den Stoff.
    »Hat Martin sonst noch Familie?«, fragte ich.

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