Aufstand der Maenner
Bewaffnung mit achtförmigem Schild, Helm, Panzer und Beinschienen sowie die Verwendung von Streitwagen (seit dem 16. Jh. nach dem Import des Pferdes) sind überliefert. Möglicherweise geht dies auf ägyptischen Einfluß zurück, der zeitweise durch enge kulturelle und wirtschaftliche Verbindungen gewährleistet war. Die Masse der Bevölkerung hauste in größeren Städten, die sich an die Paläste anschlossen - wie in Knossos, das mindestens 50000 Einwohner gehabt haben dürfte -, in kleineren Orten (Gurnia, Palaikastro) oder in dürftigen Fischerdörfern und ländlichen Behausungen.
Die archäologische Hinterlassenschaft der kretischen Kultur, vor allem der Kunst und des Kunsthandwerks, gibt Einblicke in viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Auch die Schrift trägt dazu bei, uns diese Kultur plastisch vor Augen zu führen, obwohl wir hierbei eine Einschränkung machen müssen. Aus primitiveren Vorstufen entwickelte sich die kretische Hieroglyphenschrift, und auf dieser fußen dann wieder zwei Stadien einer Linearschrift (A und B), die auf die Bedürfnisse der Hofhaltung und der Bürokratie zugeschnitten war. Diese Silbenschrift mit 48 bis 64 Zeichen diente zum Schreiben von Rechnungen und Inventaren, die meist auf Tontafeln zu finden sind. Über die kyprische Schrift hat die kretische offenbar auf die griechische eingewirkt.
Wie an der Schrift so zeigt sich auch an der Kunst und Religion Kretas, in welch starkem Maße die Insel Brennpunkt und Zentrum verschiedenartigster Kulturströmungen aus unterschiedlichen Richtungen gewesen ist. In der Architektur, Plastik, Malerei, Keramik, sogar in der Glyptik und Toreutik hat die minoische Kultur Hervorragendes geleistet, an das spätere Kunstrichtungen anknüpfen. Die Kamareskeramik, die zunächst weiß auf fast schwarzem Grund bemalt ist, fällt sowohl durch ihre Dünnwandigkeit, die sogenannte Eierschalentechnik, wie durch die Vielfalt der Motive auf. Neben Pflanzen (Krokus, Efeu, Lilie, Papyrus) sehen wir Meerestiere (Oktopus, Muscheln, Korallen). Später werden auf den sogenannten Kriegervasen Menschen mit Pferden, Stieren und Wagen dargestellt; sie weisen auf die mehr kultisch als sportlich aufzufassenden Stierspiele hin. (Vgl. die Rolle des Theseus im Roman.) Diese gefährlichen, als akrobatische Leistungen erscheinenden Spiele wurden zu Ehren einer männlichen oder auch weiblichen Gottheit veranstaltet. In der Palastarchitektur spielten auch doppelhörnige Kultsymbole eine Rolle, die auf den Stierkult verweisen. Noch in der späteren griechischen Sage findet sich ein Echo davon in der Gestalt des Minotauros oder in der Geschichte der Pasiphae und im Raub der Europa, die vom Gott Zeus in Gestalt eines Stieres entführt und nach Kreta gebracht worden sein soll. Stiergefäße dienten den Kretern zum Aufbewahren und Ausgießen von Trankopfern. In Kunst und Kult spielen die Stiefhörner und die Doppelaxt eine große Rolle. Entweder kann man diese Axt als Symbol für das Gerät deuten, mit dem das Opfertier getötet wurde, oder als Symbol des Wetteroder Kriegsgottes.
Hier - wie im religiösen Bereich überhaupt - gibt es noch manche Rätsel zu lösen. So ist die Beziehung zwischen männlichen und weiblichen Gottheiten unklar. Wir können jedoch, auch aus Darstellungen einer großen Göttin und einer kleinen Schlangengöttin entnehmen, daß weibliche Gottheiten verehrt wurden, was sich auch in der hervorragenden Stellung der Frau, vor allem der höfischen Dame, im alten Kreta manifestiert. Natürlich denkt man im Zusammenhang mit der Verehrung von Göttinnen, die, nach Zeit und Ort verschieden, als Fruchtbarkeits-, Erd-, Berg- oder auch Tiergöttinnen (griechisch dann: Artemis) auftauchten, an uralte matriarchalische Verhältnisse.
Neben der Schlange spielen Löwe, Stier oder auch Jagdtiere als künstlerische Motive eine Rolle. Die Palette des Dargestellten und Darstellbaren ist unbegrenzt. Immer wieder überrascht auch die Mischung von »Modernem«, sehr Entwickeltem und Atavistischem, was freilich im Kult immer zu erwarten und sowohl durch die unterschiedliche Herkunft wie die Inbeziehungsetzung zu sozial getrennten Schichten bedingt ist. Die Kreter verehrten ihre Götter entweder im Freien, auf Bergeshöhen, oder in der Abgeschlossenheit der Palastkapellen, wo schon die Ausstattung mit den kostbarsten Symbolen des Kultes ein anderes Niveau garantierte.
Auch die luxuriös und raffiniert gekleideten Hofdamen mit enggeschnürten Taillen und entblößten
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