Aufstand der Maenner
Menschenwelt. Und als die Hecklaterne der »Saint-Esprit« fernher aufflammte, hatte die Nacht auch das Land verschlungen.
Da stöhnte Beatrix in ihrer tödlichen Einsamkeit und verlangte zu sterben. Der leichte Wind gab ihren Namen zurück, die Wellen nahmen ihn auf, und aus dem Boot flüsterte es: Beatrix!
Sie schrie . . . und schrie . . .! Es flüsterte wirklich . . .
Und dann lachte und weinte sie zugleich. Sie sah, was sie gesucht hatte, den Kapitän, der rasselnd und polternd aus den Vorräten in die Höhe kam.
»So ganz allein ist es auch nicht das Rechte«, meinte er nur. als sei nichts Besonders geschehen, und da sie die Jungen nicht wolle, bleibe ihr nur noch der Kapitän.
Damit machte er die Segel klar und lenkte das Boot nach den Sternen.
Am andern Morgen liefen sie die Insel an. Das Land war palmenbestanden, sie selbst waren die ersten Menschen auf ihm. Und so begannen der Baron und Donna Beatrix ihr neues Leben ohne ehrgeizige Wünsche; denn sie hatten nicht nötig, irgend jemand zu beneiden, sie hatten alles, was sie brauchten, sie hatten sich.
Von der »Saint-Esprit« jedoch, die so stolz davongesegelt war, hat niemand mehr etwas gehört, niemals ist sie zurückgekehrt. Ihr Kapitän auch nicht. Ludwig der Vierzehnte mußte sich nach einem anderen Gouverneur umsehen.
NACHWORT
Johannes Tralow verbindet in diesem Roman in sehr interessanter, auch kulturgeschichtlich anregender Weise zwei »Welten« miteinander: Das legendäre Reich der Amazonen und die kretisch-minoische Kultur, die wir historisch ziemlich genau fassen können. Um diese beiden Kreise herum rankt sich in gefälliger, dem mythisch-frühhistorischen Stoff adäquater Weise das Getriebe der phönikischen und ägäischen Seefahrer und Kaufleute, die damals, neben den Ägyptern des Pharaonenreiches, die Verbindungslinien zwischen Ost und West, zwischen Nord und Süd beherrschten und auf ihren abenteuerlichen, Handel und Piraterie miteinander verknüpfenden Fahrten auch für den Kulturaustausch im östlichen Mittelmeer sorgten. Als geschäftstüchtige Rechner brauchten sie nicht nur das Wissen um Produktionsstätten, um Rohstoff- und Absatzmärkte, um Gegenden, in denen Hungersnot herrschte, und um andere, die Lebensmittel in Mengen lieferten - ihr Gesichtskreis und ihre Reiserouten erforderten vielmehr möglichst genaue Dispositionen, die nur mit Hilfe schriftlicher Aufzeichnungen möglich waren. So sind sie zwar nicht die Schöpfer, aber doch die Vermittler früher Schriftsysteme (eines voralphabetischen Status und haben sich schon dadurch um die Verbreitung von ältestem Kulturgut große Verdienste erworben.
So hatten gerade die frühen Händler und Seefahrer des Vorderen Orients viele Fäden in der Hand. Aber auch sie konnten nichts Zuverlässiges über die Amazonen berichten, die als ein legendäres »Volk« kriegerischer, männerfeindlicher Reiterinnen und Bogenschützinnen in die antike Mythologie eingegangen sind. Daß es sich um Sagengestalten handelt, zeigt nicht zuletzt die merkwürdige Vorstellung von der Verstümmelung der Brust (griech. madsos), die das Bogenschießen erleichtert haben soll; in denselben Zusammenhang gehört ihre Verbindung mit dem Kriegsgott (griech. Ares), der als ihr Stammvater galt.
Die unkritische griechische Literatur bemächtigte sich
frühzeitig des Stoffes: Man versuchte die Amazonen auf das Gebiet am Phasis oder auch auf Illyrien, Thrakien, Westkleinasien zu lokalisieren, man »kannte« auch einige ihrer wichtigsten Repräsentanten, so die Königin Penthesilea, und versuchte, sie mit historisch nachweisbaren Stämmen in Verbindung zu bringen. Der namhafte Historiker Herodot aus Halikarnass (5. Jh. v.u.Z.) hob in seinem Geschichtswerk hervor, daß der Stamm der Sarmaten aus einer Verbindung junger Skythen mit Amazonen entstanden sei. Solche in ihrer Art reizvollen, aber auch von literarischer und menschlicher Naivität zeugenden Deutungen und Ursprungssagen haben für uns natürlich Wert - den Wert, den wir auch Märchen und ähnlichen literarischen Kunstwerken zubilligen.
Nebenbei gesagt, in der griechischen Malerei und in der Plastik finden sich die Amazonen - ein dankbares Thema für die überwiegend vom Mythos erfüllte Phantasie der Alten -häufig dargestellt. Hier überwiegen idealisierte, schöne Gestalten, die im Typus oft griechischen Kriegern oder skythischen Reitern mit Hosen, skythischer Mütze und halbmondförmigem Schild nachgebildet sind.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit
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