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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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widerstehe, und da sie elternlos und Herrin ihres Willens war, begab sie sich nach Quito zu ihrer Verwandten ins Kloster.
    Das Bedauern mit dem untröstlichen Don Miguel war allgemein. Selbst sittenstrenge Leute tadelten das Mädchen und meinten, man könne das Ehrgefühl auch übertreiben. Donna Ines aber unterwarf sich mit dem Eifer einer Büßerin den Klosterregeln, und erst am Ende ihres Noviziats sprach Mutter Seraphine, die würdige Äbtissin, ihr wieder von irdischen Dingen.
    Die hochwürdige Frau war selbst eines Mannes wegen, den sie nicht bekommen hatte, ins Kloster gegangen und verstand nicht recht, warum ihre schöne Nichte dasselbe tun wolle, obwohl der Bräutigam draußen warte. Ihr taten beide leid, das Mädchen und Don Miguel. Noch sei es Zeit, noch habe Donna Ines ihr Gelübde nicht abgelegt. Wer aber so sichtbar mit der Heiligen Hilfe seine Tugend habe bewahren können wie Ines, sei über alle bösen Zungen der Welt erhaben, selbst wenn - schloß die Dame nicht sehr folgerichtig, aber mit der reifen Erfahrung ihres Herzens - jener unselige Ketzer Donna Ines in Wahrheit berührt habe. Was durch Gottes allmächtigen Beistand ja nicht geschehen sei, schloß sie nach einer kaum merklichen Pause.
    Und da Donna Ines nicht antwortete, forschte Mutter Seraphine noch einmal:
    »Er hat dich doch nicht berührt, meine Tochter?«
    »Nein, meine Mutter«, sagte Dona Ines, »außer, daß er mir den Dolch entwand, hat er mich nicht berührt, er nicht; aber« - fuhr sie fort, gerade als die Hochwürdigste ihre Nutzanwendung ziehen wollte »aber ich, liebe Mutter, habe jede Nacht auf den Ketzer gewartet!«    
    Anderntags trat Donna Ines endgültig ins Kloster, als dessen Äbtissin sie viele Jahre später im Geruch der Heiligkeit starb.

Die Liebesinsel
    Der berühmte Freibeuterkapitän hatte es eilig, wieder nach Hause zu kommen; denn der König von Frankreich hatte ihn seiner Verdienste wegen bereits zum Gouverneur von Tortuga und Port Royal ernannt. Zum größten Erstaunen von ganz Westindien! Niemand wußte nämlich, daß sich hinter dem Kriegsnamen des Kapitäns ein Baron Oberweg aus dem Elsaß verbarg.
    Der Baron kehrte auch nicht mit leeren Händen zurück. Seine Fahrt an die Westküste des spanischen Südamerika war vielmehr über jedes Erwarten geglückt: einfach in den Rachen war ihm die Goldflotte von Peru gelaufen! Und er, nur mit seiner einen Fregatte »Saint-Esprit«, hatte natürlich nach Flibustierart ohne Besinnen in sie hineingepfeffert.
    Nun lagen die kostbaren Barren im Bauch der »Saint-Esprit«, in ihrem Zwischendeck drängten sich die Gefangenen, und es war einfach ein Skandal vom Quartiermeister Fluteste und dem Kameraden Labrasse, daß sie gerade jetzt, da man schon die Wochen bis Port Royal auszählte, sich über die schwarzen Augen der Donna Beatrix nicht einigen konnten!
    Unbestreitbar hatten sie das feindliche Admiralsschiff wie die Kajüte der Dame als erste geentert. Überhaupt waren beide jungen Leute gleich tapfer. Dem Labrasse lief eine furchtbare Narbe quer über das breite Gesicht, und die war nicht die einzige an seinem vierschrötigen Leib. Der hübsche Fluteste dagegen, der nach seinen musikalischen Neigungen so hieß, zählte trotz seiner Jugend bereits zu den Offizieren. Wer wollte also entscheiden, der eine habe mehr Anrecht auf die Gefangene als der andere?
    Eigentlich lag die Sache auch ganz einfach. Die Flibustier oder Männer der Küste, wie sie sich selbst nannten, kamen bei ihren Raubzügen mit verzweifelt wenig Gerechtigkeit aus, und was nicht »an der Küste Brauch« war, galt ihnen einen Pappenstiel. Kein Professor des römischen Rechts aber konnte sich zäher an seine Pandekten halten als diese Seeräuber an ihre mündlichen Überlieferungen. Und die bestimmten im Fall dieser jungen Kampfhähne, daß sich die Anwärter brüderlich in das Mädchen zu teilen hatten. Die Küstenbrüder behaupteten, das sei die vernünftigste Ehe von der Welt; denn auf diese Weise habe eine Frau doch Aussicht, daß ihr wenigstens ein Mann zuletzt übrigbliebe.
    Es war also ein schwerer Verstoß von Labrasse und Fluteste, die Matelotage mit Donna Beatrix rundweg zu verwerfen, und vor allem verstand der Kapitän, vor dessen Gericht der Fall gezogen wurde, in Weiberdingen nicht den geringsten Spaß. Mochte es in seiner elsässischen Heimat noch so viele niedliche Mädchen geben, das kümmerte ihn gar nicht. Vielmehr war sein Abscheu vor allem, was Röcke trug, so bekannt von den

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