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Aufzeichnungen eines Außenseiters

Aufzeichnungen eines Außenseiters

Titel: Aufzeichnungen eines Außenseiters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Japanische übersetzt«, sagte L.
»Nun ja, Millay ist schon ein bißchen passe, aber was ist mit der neueren Lyrik?« fragte der Mann von NEW MOUNTAIN . Zuviel jugendlicher Überschwang, zu schnell hingemotzt, und sie geben zu schnell auf, dachte ich.
»Keine bleibenden Werte«, sagte der alte L.
Ich weiß nicht. Keiner redete mehr was. Im Grunde konnten wir uns nicht ausstehen. Marlowe servierte weitere Drinks. Ich hatte das Gefühl, daß ich in einer unterirdischen Höhle saß oder in einem Film, der keinen Sinn ergab. Nichts als eine Abfolge beziehungsloser Einstellungen. Gegen Ende stand L auf und versetzte Marlowe einen harten Schlag. Ich wußte nicht, was es zu bedeuten hatte. Sex? Langeweile? Oder nur eine Marotte? Marlowe grinste und flüchtete sich wieder in den Schoß der Millay.
»Keiner soll mein Haus betreten, der nicht alles Licht und allen Schatten ertragen kann«, sagte L.
»Schau her, Mann«, sagte ich, »du hast nichts als Scheiße im Hirn. Ich hab mich nie für deinen Kram begeistern können.« »Und ich hab nie was für deinen Kram übrig gehabt, Meade«, sagte der Alte. »Diese ewige Leier von wegen Filmstars abkauen und so. Das kann doch jeder. Das ist nichts Besonderes.«
»Kanns aber manchmal sein«, sagte ich. »Außerdem bin ich nicht Meade.«
Der alte Macker stand auf und wankte auf mich zu mit seinen Ausgaben in 18 verschiedenen Sprachen.
»Willst du pampig werden oder pimpern?« fragte er. »Pimpern«, sagte ich.
» MARLOWE !« brüllte L.
Marlowe trottete herein und L schrie ihn an: » DRINKS !« Ich hatte FAST damit gerechnet, daß er Marlowe auffordern würde, für mich die Hosen runterzulassen . . . Aber ich sah nur noch Marlowes wackelnden Hintern durch die Küchentür verschwinden.
Wir setzten uns zur nächsten Runde. »Einfach so!« ( SNAP !) sagte L. »Und das Establishment ist im Eimer! Wir sägen sie alle ab!«
Dann fiel sein Kopf nach vom und er war erledigt. »Gehn wir«, sagte Jensen.
»Augenblick«, sagte ich. Ich ging rü ber zu dem Alten und fing an, ihn zu filzen.
»Was machst du denn da?« fragte Jensen.
»Alles ist meiner Arbeit förderlich«, sagte ich. »Und dieser Typ hier ist gestopft.«
Ich fand seine Brieftasche, steckte sie ein und sagte: »Gehn wer.«
»Das hättest du nicht tun sollen«, sagte Jensen, während wir zur Tür gingen.
Mein Arm wurde nach hinten gerissen und auf meinem Rükken hochgedreht.
»Wir lassen ALLE GELD HIER , BEVOR WIR GEHEN , zu EHREN VON MR . L !« sagte der Übersetzer von E. V. Millay.
»Du brichst mir den verdammten Arm, du schlitzäugiges Aas!«
    »WIR LASSEN ALLE GELD HIER! EHREN VON MR. L!« brüllte er.
»Tret ihm eine rein, Jensen! SCHLAG IHN ZUSAMMEN ! SCHAFF MIR DIESEN GELBEN ARSCH VOM HALS!«
    »Dein Freund langt mich an, dein Arm ist ZERBROCHEN !«
»Also schön, nimm die Brieftasche. Zum Teufel damit! Ich krieg sowieso noch 'n Scheck von GROVE PRESS .«
Er nahm L's Brieftasche und ließ sie auf den Boden fallen. Dann nahm er meine heraus und ließ sie auf den Boden fallen.
»Hey, MOMENT MAL ! Wie kommst du dazu? Bist du vielleicht ein krankhafter Kleptomane?«
    »WIR LASSEN ALLE GELD HIER! EHREN VON MR. L !«
    »Nicht zu fassen. Das ist ja schlimmer als im Bordell.« »Jetzt. Sag deinem Freund. Er laßt seine Brieftasche fallen auf dem Boden oder ich brech dein Arm!«
Marlowe bog mir den Arm ein bißchen weiter nach oben, um mir einen Vorgeschmack zu geben.
»Jensen! Deine Brieftasche! SCHMEISS SIE HIN !«
Jensen ließ seine Brieftasche fallen. Marlowe ließ meinen Arm los. Ich schnellte herum. Ich konnte nur noch einen Arm gebrauchen.
»Jensen?« fragte ich.
Er sah Marlowe an. »Nee«, sagte er.
Ich schaute zurück zu dem alten Mann, der in seinem Lehnstuhl vor sich hindöste. Er schien ein leichtes Lächeln auf den Lippen zu haben. Wir machten die Haustür auf und gingen raus.
»Brav, Poopoo«, sagte ich.
»Brav, Poopoo«, sagte Jensen.
Wir stiegen ins Auto.
»Hast du noch jemand, den du heut abend mit mir besuchen willst?« fragte ich.
»Well, ich hatte an Anais Nin gedacht.«
»Vergiß es. Ich glaub nicht, daß ich sie noch verkraften könnte.«
Jensen bugsierte den Wagen aus der Einfahrt. Ein Abend wie jeder andere. Ein warmer kalifornischer Abend. Wir kamen auf den Pico Boulevard und Jensen ging auf östlichen Kurs. Ich konnte es nicht mehr erwarten, bis die verdammte Revolution endlich ausbrach.
    »Red«, sagte ich zu dem Jungen, »für die Weiber hab ich aufgehört zu existieren. Zum Teil ist es meine eigene

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